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Die THTR-Rundbriefe aus 2014

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THTR Rundbrief Nr. 144, Nov. 2014:


Inhalt:

THTR in Indonesien? Reaktorbau mit japanischer Hilfe geplant

Der Hochtemperaturreaktorbau in China macht Fortschritte. Kugelbrennelemente-Fabrik fertiggestellt

Südafrika sieht Atomkraft wieder durch die Rosa(tom)rote Brille! Acht AKW´s mit russischer Hilfe geplant

Massive Proteste gegen Jülicher Castor-Transporte angekündigt!

South Carolina ist kein Entsorgungsplatz für THTR-Atommüll. Rede von Thomas Clements aus den USA

BI Umweltschutz Hamm wird bald 40 Jahre alt. Erneuerbare Energie und Kohlekraft in Hamm

 


.... und sie versuchen es immer wieder:

THTR in Indonesien?

THTR Rundbrief Nr. 144 - November 2014Das „Nuklearforum“, die Homepage der Schweizer Atomindustrie, meldete am 21. August 2014, dass Japan und Indonesien ein Abkommen für den zukünftigen Bau von Hochtemperaturreaktoren (HTR) unterzeichnet haben (1.).
Ausgerechnet das durch die Fukushimakatastrophe gebeutelte Japan belebt auf diese Weise in Indonesien eine seit Jahrzehnten verfolgte Bestrebung des Forschungszentrums Jülich (FZJ) und der Atomindustrie.

Nicht erwähnt wurde in dem Artikel, dass es eine jahrzehntelange (!) Zusammenarbeit zwischen der indonesischen National Atomic Energy Agency (BATAN) einerseits und dem Forschungszentrum Jülich sowie der NRW-Landesregierung andererseits bestand – oder sogar noch besteht! Denn auf der Liste der Kooperationspartner des FZ Jülich werden auch heute immer noch das indonesische BATAN und das japanische Atomic Energy Agency (JAEA) aufgeführt (2.). – Und dies, obwohl das FZJ seit einigen Monaten allen THTR-Forschungsambitionen zumindest offiziell abgeschworen hat.

Bau von HTR-Testreaktor und Leistungsreaktor sind geplant

BATAN und JAEA wollen zuerst eine gasgekühlte Hochtemperatur-Reaktor (HTGR) – Demonstrationsanlage mit einer elektronischen Leistung von 3 – 10 MW bauen, die angeblich schon im Jahr 2020 in Betrieb gehen könnte. Neben konventionellen Leichtwasserreaktoren, deren Inbetriebnahme ab 2024 anvisiert ist, sollen auch kleine 100 MW HTGR-Leistungsreaktoren „passend“ für jede der vielen indonesischen Inseln gebaut werden.

Das Schweizer „Nuklearforum“ verkündet stolz noch weitere Pläne: „Die JAEA lässt nun die Batan mit dem kürzlich erweiterten Abkommen an ihren Erkenntnissen aus dem Betrieb ihres Hochtemperatur-Testreaktor HTTR (High Temperatur Engineering Test Reactor) teilhaben. Gemäss der JAEA besteht zudem die Möglichkeit, dass die beiden Länder bei der Entwicklung der Wasserstoffproduktion mit HTGR zusammenarbeiten. Die Japaner planen nach eigenen Angaben, ihren HTTR mit einer Wasserstoffproduktionsanlage zu ergänzen“.

Da die Wasserstofftechnologie in Zusammenhang mit Atomkraft keineswegs ausgereift und höchst umstritten ist (3.), hören wir hier lediglich Zukunftsmusik. Und auch in diesem Bereich haben das Bundesland NRW und die BRD durch ihre Forschungsförderung im FZJ und Forschungszentrum Karlsruhe viele Millionen Euro einem mehr als fragwürdigen Experiment geopfert.

Die Vergangenheit lebt wieder auf!

Wie sehr die jahrzehntelange Nuklearforschung und -förderung für den THTR in NRW bis heute immer noch „nachwirkt“ zeigt das Beispiel Indonesien recht deutlich:
Bereits seit den frühen 70er Jahren bestand in dem von der Atomindustrie umworbenen Schwellenland das Interesse an dem Bau von Atomkraftwerken. 1987 wurde in Zusammenarbeit mit Deutschland ein nuklearer Forschungsreaktor (MPR-30) in Betrieb genommen. Als wenige Monate nach der Katastrophe in Tschernobyl und dem Störfall im THTR-Hamm im Jahre 1986 der sozialdemokratische NRW-Wirtschaftsminister Reimut Jochimsen diesen Reaktor in Indonesien besichtigte, empfahl er der dortigen Militärdiktatur unter Suharto den Bau der deutschen HTR-Technologie (4.).

Die Siemens-Tochtergesellschaft Interatom, die den THTR mitentwickelt hatte, machte sich Hoffnungen auf das Atomgeschäft mit Indonesien. Am 9. 7. 1987 besuchte Indonesiens Staatsminister für Forschung und Technologie, Professor Habibie, den THTR in Hamm-Uentrop und ließ sich von Klaus Knizia (VEW) persönlich seine angeblichen Vorzüge erklären. ABB und Siemens betonten in der folgenden Zeit immer wieder ihre Hoffnung auf einen HTR-Export nach Indonesien (5.). Auf der Tagung der Internationalen Atomenergie-Organisation im Jahre 1991 in Wien formulierte ein indonesischer Energieexperte deutliches Interesse seines Landes. Selbstverständlich wurde auch im FZJ 1992 eine spezielle Arbeit über den Einsatz von AKWs in Indonesien veröffentlicht.

1997 bezeichnete die mit deutscher Unterstützung geschriebene Energieprognose ("Markal-Studie") den Einsatz von Atomenergie in Indonesien als "unerlässlich". Das internationale Büro des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) nannte noch 2004 die indonesische Behörde für Nuklearforschung (BATAN) als wichtigen Partner für die bilaterale Zusammenarbeit und verwies auf ein bereits ausgebautes Netzwerk von deutschen und indonesischen Forschungseinrichtungen. Mittlerweile seien im Rahmen der wissenschaftlich-technischen Zusammenarbeit mehr als 20.000 indonesische StudentInnen in Deutschland ausgebildet worden.

In den Jahren 2002 und 2003 führte das durch nukleare Störfälle und eine hohe Leukämierate in der Umgebung ins Gerede gekommene Forschungszentrum Geesthacht (GKSS) ein wissenschaftliches Projekt in Jakarta (Indonesien) durch. Günter Lohnert, damals Leiter der Abteilung "HTR-Sicherheitsanalysen" bei Siemens/Interatom und später Lehrstuhlinhaber an der Uni Stuttgart ("Kompetenzzentrum Kernenergie"), hielt zahlreiche Gastvorlesungen in Indonesien.

Im Jahr 2000 wurde Dr. Hans-Joachim Klar von der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen, die intensiv mit dem FZJ kooperiert, von der Nationalen Atomenergiebehörde Indonesiens (BATAN) zum Mitglied des Wissenschaftlichen Berater-Kommitees (SAC) ernannt. Klar hat bereits verschiedene Seminare und Workshops in Indonesien durchgeführt. "Die Ernennung würdigt seine Verdienste in verschiedenen wissenschaftlichen Kooperationen mit Indonesien" und "erfolgt aufgrund eines Dekrets der Indonesischen Regierung, das die Aktivitäten der nuklearen Energieversorgung regelt (...)", schrieb die RWTH Aachen März/April 2000 in einer Presseerklärung.

Ob Vulkane, Erdbeben oder der weltweit vielbeachtete verheerende islamistische Terroranschlag am 12. 10. 2002 auf Bali - in Indonesien lauern über den „Normalbetrieb“ hinaus für die Atomenergienutzung viele zusätzliche Gefahren.

Ob das FZ Jülich immer noch mit den Nuklearinstituten in Indonesien und Japan kooperiert und wie diese Kooperation gegebenenfalls aussieht, ist angesichts der neueren Entwicklung durchaus eine Nachfrage wert.

Anmerkungen:

1. http://www.nuklearforum.ch/de/aktuell/e-bulletin/htgr-forschung-abkommen-zwischen-japan-und-indonesien

2. http://www.fz-juelich.de/iek/iek-6/DE/ueberuns/kooperationen/Forschungsinstitute.html

3. Aus: "Graswurzelrevolution", Nr. 315, Januar 2007 Wasserstoff für nukleare Träume

4. Siehe: „Ruhrnachrichten“ vom 20. 2. 1987

5. Siehe: „Der Spiegel, Nr. 2/1989

 

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Der Hochtemperaturreaktor in China im Jahr 2014

Der Bau des Hochtemperaturreaktors (HTR) auf der Halbinsel Shandong in China macht den neuesten Meldungen zufolge Fortschritte. Bereits seit dem Jahr 2000 ist in der Nähe von Peking ein kleiner HTR-Versuchsreaktor in Betrieb. Ab Dezember 2012 wird auf der Halbinsel Shandong in der Nähe des ehemaligen deutschen Kolonialstützpunktes an einem 210 MW „High Temperature Reactor – Pebble Module“ (HTR-PM) gebaut (1).

Um die für diesen Reaktortyp notwendigen Kugelbrennelemente herzustellen, wurde im Februar 2013 in der Inneren Mongolei bei Baotou etwa 700 Kilometer nordwestlich von Peking mit dem Bau einer Brennelementefabrik begonnen. In diesem Abbaugebiet für Seltene Erden werden die grundlegendsten ökologischen Mindeststandards missachtet und Teile der Bevölkerung umgesiedelt (2).

Im März 2014 teilten die World Nuclear News (WNN) mit, das die seit einem Jahrzehnt stattfindende Zusammenarbeit zwischen der chinesischen Nuclear Engineering and Construction Corporation (CNECC) und der Tsinghua-Universität intensiviert und das Marketing für den HTR verstärkt werden soll (3).

Im August 2014 meldete WNN, dass die Shanghai Electric-Tochter „Shanghai Blower Works“ im Jahr 2010 mit der Herstellung eines Prototyps für das Gaskühlsystem für den HTR-PM in Shidaowan begonnen hat. Die Tsinghua-Universität hat am 16. Juli 2014 dieses System bei voller Leistung und einer Temperatur von 250 Grad einhundert Stunden lang erprobt. Der vier Tonnen schwere Rotor soll angeblich verschleißfrei arbeiten. Es wird erwartet, das der gesamte Reaktor im Jahr 2017 betriebsbereit ist (4). Nach Angaben des Whistleblowers Rainer Moormann handelt es sich bei diesem chinesischen HTR-PM um eine ausgesprochene Billigvariante: Sie hat keinen druckhaltenden Sicherheitsbehälter und bei der Atommüllentsorgung werden keine Castoren, sondern nur dünnwandige Fässer benutzt. Ein Verfahren, das in der BRD seit 1990 nicht mehr durchsetzbar war.

Kugelbrennelemente-Fabrik mit jülicher Hilfe fertiggestellt

Der im Februar 2013 begonnene Bau der Produktionsanlage für die Kugelbrennelemente in der Inneren Mongolei wurde im September 2014 abgeschlossen (5). Die jährliche Produktionskapazität wird 300.000 Brennelementekugeln betragen. Die Anlage soll voraussichtlich im August 2015 in Betieb gehen.

Bereits vor dem Bau dieser Großanlage hat es eine Testproduktionslinie von 100.000 Kugelbrennelementen jährlich gegeben, die von dem Institut für Kern- und New Energy Technology (INET) an der Tsinghua Universität durchgeführt wurde. INET arbeitete seit 30 Jahren an dieser speziellen Brennstofftechnologie. Das Forschungszentrum Jülich (FZJ) ist selbstverständlich bis heute Mitglied von INET (6) und hat bei dem Know how-Transfer jahrzehntelang mitgewirkt. Auch heute noch steht INET auf der Liste der FZJ-Kooperationspartner, obwohl das FZJ angegeben hat, dass die HTR-Forschung beendet sei.

Forschung an der HTR-Linie geht weiter

Die Zusammenarbeit bei der Forschung an den Generation IV-Reaktoren wurde im September 2014 erneut verstärkt. Die us-amerikanische „Next Generation Nuclear Plant“ (NGNP) Alliance und die europäische „Nuclear KWK Industrial Initiative“ (NC2I) haben ebenfalls durch ein Memorandum of Understanding (MoU) eine Zusammenarbeit bei der Entwicklung und Einführung von HTGR´s vereinbart (7).

NC2I ist eine Arbeitsgruppe innerhalb der „Sustainable Nuclear Energy Technology Platform“ (SNETP). Alle, die in der nuklearen Gemeinde Europas Rang und Namen haben, sind dort versammelt - von der Industrie bis hin zu ihren Forschungsinstitutionen. Das FZ Jülich trat 2013 innerhalb dieser Interessengruppe als Unterstützer von nuklearen Propagandaveranstaltungen auf (8) und natürlich darf ihr Satellit RWTH Aachen als eingetragenes Mitglied ebenfalls nicht fehlen (9).

Und obwohl die BRD sich angeblich längst von der HTR-Linie verabschiedet hat und selbst das Forschungszentrum Jülich sich unter dem öffentlichen Druck zähneknirschend von ihrem Lieblingssteckenpferd öffentlich verabschiedet hat, werden seltsamerweise am laufenden Band neue Forschungsergebnisse auf Dutzenden von Seiten in dem Fachblatt „Atomwirtschaft“ (atw) zum HTR veröffentlicht (10):

- „Experimentell gestützte Bewertung von Unfallszenarien für Hochtemperaturreaktor-Brennstoffsysteme“ (atw, November 2013).

- „Forscher klären eine wichtige Frage zum Kugelhaufenreaktor“ (atw, März 2014).

- „Eine Methode zur Bewertung der Grafitstrukturen eines VHTR“ (atw, April 2014).

- „Eine Zuverlässigkeits-Bewertungsmethodik für die passiven Sicherheitssysteme von VHTR“ (atw, Oktober 2014).

In einem merkwürdigen Kontrast zu den oben genannten Aktivitäten steht folgende Verlautbarung des FZJ: „Das Forschungszentrum wird die HTR-bezogenen Erkenntnisse, die in der Vergangenheit gewonnen wurden, sorgfältig dokumentieren und die Arbeiten dazu geordnet beenden. Dies entspricht den Grundsätzen guter wissenschaftlicher Praxis“ (11). „Erkenntnisse dokumentieren“? - So kann man das natürlich auch nennen.

Anmerkungen

1. Aus: "Anti Atom Aktuell", Nr. 160, 2005 - Nukleare Premiere - China steigt massiv ins HTR-Geschäft ein!

2. THTR-Rundbrief Nr. 141

3. http://www.world-nuclear-news.org/NN-Working-together-for-high-temperature-reactors-2103147.html

4. http://www.world-nuclear-news.org/NN-Helium-fan-produced-for-Chinese-HTR-PM-1908144.html

5. http://www.world-nuclear-news.org/ENF-HTGR-fuel-production-equipment-in-place-1909144.html (nicht mehr existent)

6. http://www.fz-juelich.de/iek/iek-6/DE/ueberuns/kooperationen/Forschungsinstitute.html

7. http://www.world-nuclear-news.org/NN-Working-together-for-high-temperature-reactors-2103147.html

8. http://www.snetp.eu/wp-content/uploads/2014/04/nc2i.pdf

9. http://www.snetp.eu/wp-content/uploads/2014/02/snetp-members_may2014.pdf

10. http://www.kernenergie.de/kernenergie/service/fachzeitschrift-atw/hefte-themen/2014/index.php

11. http://www.fz-juelich.de/SharedDocs/Meldungen/PORTAL/DE/2014/14-05-14aufsichtsrat-sicherheitsforschung.html

 

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Südafrika sieht Atomkraft wieder durch die Rosa(tom)rote Brille!

Nur vier Jahre sind es her, dass die nuklearen Träume in Südafrika geplatzt sind. Mehrere Jahrzehnte lang versuchten das halbstaatliche Energieversorgungsunternehmen Eskom und die südafrikanische Regierung einen Pebble Bed Modular Reactor (PBMR) zu bauen. Die mit Hilfe des Forschungszentrum Jülich (FZJ) und der deutschen Nuklearindustrie erfolgten Vorbereitungen zum Bau dieses Hochtemperaturreaktors (HTR) kosteten Südafrika mindestens eine Milliarde Euro und scheiterten kläglich (1)!

Die großspurigen Pläne sahen noch vor wenigen Jahren vor, dass 24 Module dieser Generation IV-Reaktoren in Südafrika gebaut und sich zu einem Exportschlager entwickeln sollten. Trotz großer Armut weiter Teile der Bevölkerung und bester Voraussetzungen für den Ausbau regenerativer Energiequellen setzte die Regierung auf die Nuklearenergie und verprasste hierfür sinnlos sehr viel Geld. Kleinlaut gaben die Beteiligten 2010 zu: „Die Schwere der finanziellen Krise habe die Regierung gezwungen, ihre Ausgabenpolitik zu überdenken und neue Schwerpunkte zu setzen“ (2).

Im September 2014 zeigte sich, dass die Südafrikanische Regierung aus Schaden keineswegs klug geworden ist. Am Rande der Konferenz der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) unterzeichneten für die Öffentlichkeit relativ überraschend Vertreter des russischen Staatskonzerns Rosatom und die südafrikanische Energieministerin Tina Joemat-Pettersson ein Regierungsabkommen über eine strategische Partnerschaft und die industrielle Zusammenarbeit im Bereich Kernenergie:
„Das Abkommen legt den Grundstein für die Beschaffung und den Bau von bis zu acht Kernkraftwerkseinheiten russischer Bauart mit einer installierten Gesamtleistung von bis zu 9600 MW. (...) Neben dem gemeinsamen Bau von Kernkraftwerken beinhaltet die Vereinbarung eine umfassende Zusammenarbeit in anderen kerntechnischen Bereichen. Dies sind unter anderem der Bau eines Mehrzweck-Forschungsreaktors mit russischer Technologie, die Unterstützung bei der Entwicklung der südafrikanischen Nuklearinfrastruktur und die Ausbildung südafrikanischer Fachleute an russischen Universitäten. Laut Joemat-Pettersson ist Südafrika heute wie nie zuvor an einem massiven Ausbau der Kernenergie – einem wichtigen Treiber des nationalen Wirtschaftswachstums – interessiert“ (3).

Nach Spiegel-Informationen soll bereits 2023 das erste Atomkraftwerk in Betrieb gehen. Wenn bis zum Jahr 2030 alle geplanten Atomkrafwerke fertiggestellt würden, würde dies Rosatom bis zu 39 Milliarden Euro Gewinn einbringen (4).

Mit diesem Vertragsabschluss werden exakt die alten Fehler wiederholt und mit den alten Lügen begründet: „Damit will die Regierung zur Industrialisierung des Landes beitragen, die einheimische Nuklearindustrie beleben, Arbeitsplätze schaffen sowie Wissensaufbau und -transfer stärken. Südafrika strebe an, seine Stellung als Exportland für nukleare Dienstleistungen und Komponenten zu stärken“(5).

Zusätzlich zur Kooperation mit Rosatom unterzeichnete Südafrika am 14. Oktober 2014 einen Kooperationsvertrag zur Entwicklung der Atomkraft mit Frankreich. „Es umfasse sowohl die technische und wissenschaftliche Zusammenarbeit als auch künftige Industriepartnerschaften. Das Abkommen biete zudem die Möglichkeit, in Bereichen wie Stromerzeugung, Entsorgung ausgedienter Brennelemente und nukleare Sicherheit zusammenzuarbeiten“ (6).

Anmerkungen:

1. Aus: "Gorleben Rundschau" (Hg.: BI Lüchow-Dannenberg), Nr. 2, März 2009 Der THTR in Südafrika wird nicht gebaut!

2. http://www.nuklearforum.ch/de/aktuell/e-bulletin/suedafrika-ende-fuer-pbmr-entwicklung

3. http://www.nuklearforum.ch/de/aktuell/e-bulletin/ausbau-der-suedafrikanischen-kernenergie-mit-russischer-unterstuetzung

4. http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/atomreaktoren-russland-liefert-an-suedafrika-und-jordanien-a-993153.html

5. http://www.nuklearforum.ch/de/aktuell/e-bulletin/suedafrika-bestaetigt-neubauprogramm

6. http://www.nuklearforum.ch/de/aktuell/e-bulletin/nukleare-zusammenarbeit-zwischen-frankreich-und-suedafrika

Massive Proteste gegen Jülicher Castor-Transporte angekündigt!

Umwelt- und Anti-Atom-Organisationen aus dem gesamten Bundesgebiet kündigen für den Fall von Castortransporten vom AVR-Zwischenlager aus Jülich massive Proteste entlang der gesamten Strecke an.

In Jülich lagern 152 Castoren mit hochradioaktivem Müll aus Brennelementen. Offensichtlich ist das Forschungszentrum Jülich (FZJ) bisher weder in der Lage, eine rechtssichere Genehmigung für das Zwischenlager noch eine Transportgenehmigung für die Castoren zu erwirken. Ob dieser Zustand durch das FZJ bewusst herbeigeführt wurde oder auf Inkompetenz zurückzuführen ist, kann nur vermutet werden.

Aktuell versucht das FZJ in Zusammenarbeit mit dem Land und dem Bund, den Atommüll zur Wiederaufarbeitung in die USA zu verschieben. Juristisch ist ein Export von Atommüll aber nur für Forschungsreaktoren zulässig. Der AVR ist jedoch ein Versuchsreaktor zur kommerziellen Stromerzeugung (1967 – 1988). Somit ist der Export illegal. Um das geltende Atomgesetz zu umgehen, soll nun die dreiste Umdeklaration des AVR (Arbeitsgemeinschaft VersuchsReaktor) in einen Forschungsreaktor erfolgen. Gleiches gilt für die 305 Castoren aus dem stillgelegten Kugelhaufenreaktor Hamm-Uentrop, die derzeit in Ahaus lagern. Diese sollen laut öffentlicher Bekanntmachung des US-Energieministeriums gleich mit in die USA geschickt werden – auch dies ist illegal!

Scheitern die USA-Pläne, droht weiterhin eine Verschiebung der "Westcastoren" in das Zwischenlager Ahaus. Schon 2013 mussten diese Pläne aufgrund von Protesten aufgegeben werden. Die Lagerhalle in Ahaus ist nicht wesentlich sicherer als die in Jülich, hat nur eine längere Genehmigung bis 2036. Der Müll muss zu einem späteren Zeitpunkt für eine Endlagerung konditioniert werden, dies ist in Ahaus nicht möglich, wohl aber in Jülich. Grundlage jeder Planung muss die Vermeidung von Atomtransporten sein und damit eine unnötige Gefährdung der Bevölkerung.

Das Motto "Nichts rein! Nichts raus!" ist Konsens bei den Unterzeichnern. Jeglicher Atommüll-Transport wird grundsätzlich abgelehnt, solange kein bundesweites Atommülllager existiert. Stattdessen wird der Verbleib des Atommülls in einem erdbebensicheren und zugelassenen Zwischenlager am Standort Jülich gefordert.

Bei einem bundesweiten Treffen der Anti-Atom- und Umwelt-Organisationen wurde beschlossen, im Falle der Castortransporte den gesamten bundesdeutschen AKW-Widerstand auf die Transportstrecken zu verlagern. Schwerpunkte werden dabei Jülich und das Ziel Ahaus (bzw. Nordenham beim USA-Export) sein. Aber auch auf den möglichen Transportrouten werden lokale Initiativen die gesamte Bandbreite des Widerstandes auf die Straße bringen – nach dem Vorbild der erfolgreichen Aktionen in Gorleben.

Aachener Aktionsbündnis gegen Atomenergie
Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen
Aktionsbündnis Stop Westcastor
Anti-Atom-Gruppe Osnabrück
Arbeitsgemeinschaft Schacht Konrad
Arbeitskreis Umwelt (AKU) Gronau
Attac Inde-Rur
BUND Landesverband NRW e.V.
Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU)
Bündnis Strahlenzug Mönchengladbach
Bürgerinitiative "Kein Atommüll in Ahaus"
Bürgerinitiative Umweltschutz Hamm
Cattenom Non Merci e.V.
Natur- und Umweltschutzverein Gronau (NUG)
SofA Münster (Sofortiger Atomausstieg)
umweltFAIRaendern.de
Wegberger Montagsspaziergänger gegen Atomkraft

South Carolina ist kein Entsorgungsplatz für deutschen Atommüll!

Seit dem 20. September war der US- amerikanische Umweltaktivist Tom Clement auf Einladung der deutschen Anti Atom Bewegung in der Bundesrepublik zu Gast.
In Düsseldorf, Jülich, Ahaus, Hamburg und Berlin berichtete er über die Zustände der für die Atommüllexportpläne des FZJ (Forschungszentrum Jülich) vorgesehenen Nuklearanlage Savannah River Site (SRS)in den USA.
Hier ist die Rede von Thomas Clements zum Nachlesen:

Zunächst vielen Dank an meine deutschen Kollegen für die Organisation dieser Bereisung und die Warnungen vor dem beabsichtigten Export eines deutschen Atommüllproblems.

Die Bemühungen um den illegalen Atommüllexport aus Jülich und Ahaus zum Standort "Savannah River Site" (SRS) in South Carolina des US-Departments of Energy’s (DOE) sind nicht akzeptabel, weil SRS kein Atommülllager ist oder gar eine Deponie für die Abfälle von kommerziell betriebenen Atomreaktoren. Deutschland muss sich schon zuhause um eine Atommülllagerung kümmern und die Probleme nicht auf uns abschieben.

Savannah River Site ist eine ausgedehnte Kernwaffen-Produktionsstätte, die in den 1950erJahren eingerichtet wurde und über 800 km² groß ist. Fünf SRS-Reaktoren produzierten 36 Tonnen waffenfähiges Plutonium und radioaktives Tritium (H3). Diese Aktivitäten erbrachten etwa 140 Millionen Liter hochradioaktiv verseuchte flüssige Abwässer, die in 51 vor sich hin alternden Stahltanks untergebracht sind und derzeit in großen Containern verglast werden.

Die Atommüllentsorgung im SRS kostet rund 1,5 Milliarden US$ pro Jahr und wird bis mindestens 2040 andauern. Wir wollen nicht noch mehr Atommüll behandeln müssen! Die geleerten Tanks und Reaktorgebäude wurden mit Beton aufgefüllt und bleiben ein fortdauerndes Zeugnis des Wahnsinns des Kalten Krieges.

Es gibt viele Gründe, dass wir uns den Absichten widersetzen:

+ Die Öffentlichkeit ist strikt gegen die Bemühungen, SRS in eine Langzeit-Atommülldeponie auf kommerzieller Basis zu verwandeln. Die wichtigsten Zeitungen der Region haben sich in Editorials klar gegen eine Annahme des deutschen Atommülls ausgesprochen; das Bundesberatungskommitee für die SRS-Sanierung hat formell gegen die Aufnahme von Atommüll aus kommerziellen Anlagen protestiert.
+ Nach der US-Gesetzgebung müssen hochradioaktiver Atommüll sowie abgebrannte Brennelemente in geologischen Schichten untergebracht werden. SRS hingegen liegt auf sandigem Küstenuntergrund und daher als Atommülllager ungeeignet; sämtlicher dort lagernder Atomabfall muss also in ein Endlager verbracht werden. Ein solches Endlager existiert aber in den USA nicht und die Pläne zu dessen Entwicklung sind gestoppt worden.
+ Das DOE lässt es zu, dass die Wiederaufarbeitung des hoch radioaktiven Graphit-Mülls, mit dem SRS keinerlei Erfahrung hat, Atommüll für ein Zwischenlager produziert, was in der Praxis eine längerfristige Lagerung in den schon erwähnten leckenden Tanks mit sich bringt. Dies wird die Sanierungskosten erhöhen und die dringend erforderliche Sanierung des Standortes verzögern.
+ Es gibt zwar Atomkugeln, die noch hochangereichertes waffenfähiges Uran aus den USA enthalten, aber das gilt keineswegs für alle. Insbesondere die Atomkugeln aus dem AVR stellen hinsichtlich Waffenfähigkeit keine Bedrohung mehr dar. Sowohl Deutschland als auch die USA gingen bis 2011 davon aus, dass einer lokalen Endlagerung dieses Mülls aus Proliferationssicht nichts entgegensteht.
+ SRS entwickelt derzeit eine neue Rückgewinnungstechnik für das Uran aus der Graphit- Umhüllung und hierin liegt das eigentliche Proliferationsrisiko. Deutschland trägt die kosten dieser Entwicklung. Das DOE hat es abgelehnt, eine angemessene "Proliferations-Gefahren-Analyse" zu erstellen, die die Risiken der neuen Wiederaufarbeitungsmethode betrachtet.
+ Die "H-Canyon" Wiederaufarbeitungsanlage im SRS ist eine militärische Einrichtung und nicht unter der Aufsicht der Internationalen Atomenergie-Agentur (IAEA), so dass es keine unabhängige Dokumentation der Behandlung des Atommülls oder des abgetrennten Urans geben wird.
+ Das "Department of Energy’s" wird nicht von der "U.S. Nuclear Regulatory Commission" beaufsichtigt, was bedeutet, dass es keine öffentliche Aufsicht und Regulierung der Wiederaufarbeitung und der CASTOR-Transporte geben wird.
+ Der Import von Atommüll aus kommerziellen Anlagen in die USA ist beispiellos. Savannah River Site hat in der Vergangenheit Atommüll von Forschungsreaktoren aufgenommen, auch aus Deutschland, aber dieses Programm wird bald enden. Versuche, den AVR und THTR als Forschungsreaktoren umzudefinieren, haben keine faktische und rechtliche Basis und werden scheitern.

Kampagne „Atommüllexport in die USA stoppen!“

Seit dem Sommer 2014 wird von „ausgestrahlt“ eine große Kampangne gegen den Atommüllexport in die USA durchgeführt. In einer Auflage von 50.000 Exemplaren befasst sich der „ausgestrahlt“-Rundbrief Nr. 25 mit diesem Thema. Es gibt Postkarten, Werbeaufdrucke und natürlich eine Online-Petition, wo sich bisher über 7.500 Menschen eingetragen haben:

https://www.ausgestrahlt.de/mitmachen/export-usa

 

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Liebe Leserinnen und Leser, die BI Umweltschutz Hamm wird bald 40 Jahre alt!

In diesem Rundbrief befinden sich Berichte zum HTR, die vier Kontinente betreffen. Wer hätte das gedacht, als wir vor 39 Jahren im Herbst 1975 die Gründung unserer Bürgerinitiative in einer kleinen Arbeitsgruppe der Deutschen Friedensgesellschaft (DFG/VK) vorbereiteten? Obwohl „unser“ Reaktor vor der Haustür stillgelegt werden musste, bekommen jetzt Menschen aus weit entfernten Ländern Probleme mit dieser Reaktorlinie. Sie sind darauf angewiesen, Informationen über unsere Erfahrungen mit dem Reaktor zu erhalten. Durch unsere Homepage „Reaktorpleite“ ist dies über das installierte Übersetzungsprogramm möglich und wird rege genutzt.

In Hamm können wir uns jetzt noch gut ein Jahr lang Gedanken machen, wie wir am 18. Februar 2016 unser 40jähriges Bestehen als Bürgerinitiative feiern wollen. Als Einstimmung habe ich auf meiner Homepage „Machtvonunten“ in mehreren Artikeln über die Geschichte der BI etliche Bilder über unsere Aktionen eingestellt:

+ „20 Jahre nach Tschernoby: Vergesslich in die Zukunft?“ (Bilder über die Treckerblockaden 1986)

+ „Zeltlager gegen KKW“ (Bilder über die Platzbesetzung am VEW-Infozentrum 1976)

+ „Kein Atomkraftwerk mit unserem Geld! Stromgeldverweigerung als Protestform“

Die im Jahr 2011 nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima geschaffene Homepage „Hamm gegen Atom“ ist von Uli Mandel um den Zusatz „Erneuerbare Energien für Hamm“ ergänzt worden. Denn: „Es geht jedoch um mehr. Nicht nur um die Verhinderung der Atomkraft. Es geht auch nicht nur gegen etwas, sondern FÜR erneuerbare Energien.“ Völlig neues Lay out und thematisch erweitert. Schaut mal rein:

http://www.ernergie-hamm.de/

Eine endlose Geschichte verspricht die Pannenserie von Block D des Kohlekraftwerkes in Hamm-Uentrop zu werden. Ein Inbetriebnahmedatum wird schon gar nicht mehr genannt. Dafür wird erwartet, dass die Kosten von 2 Milliarden Euro letztendlich auf 3 Milliarden steigen werden. Die Hammer Stadtwerke haben bereits Rückstellungen gebildet, weil sie in jedem Fall mit zur Kasse „gebeten“ werden. – Das alles ist eine Steilvorlage für eine breite und engagierte Kritik an der Nutzung der Kohletechnologie. In dieser Hinsicht passiert in Hamm leider viel zu wenig.

 


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