Nr. 75 August 02


THTR 300 Die THTR-Rundbriefe
Studien zum THTR uvm. THTR-Pannenliste
Die HTR-Forschung Der THTR-Störfall im 'Spiegel'

THTR Rundbrief Nr. 156,

Dezember 2023:

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Inhalt:

„Grüner“ Wasserstoff: Kolonial-Energie? – Nein Danke!

China: HTR-Zukunft in den Sternen?

Südafrika – auf dem Weg zur nächsten Pleite

Jülicher THTR-Atommüll bald auf den Straßen?

Interesse an Mini-AKW´s nur noch mini!

Klimaklage gegen RWE in Hamm!

Autowahn in Hamm

Geschichte: „Gewaltfrei gegen das Atomkraftwerk in Hamm-Uentrop!“

Artikel: „EU und Mercosur – das ist Ausbeutung pur! Das geplante Freihandelsabkommen zerstört Lebensgrundlagen“

Buchbesprechungen: "Krise, Katastrophe, Kollaps - Hoffnung?" - "Camus: Weisheit ohne Schaumlöffel"

Liebe Leserinnen und Leser!

 


THTR-Rundbrief Nr. 156, Dezember 2023„Grüner“ Wasserstoff: Kolonial-Energie? – Nein Danke!

Die Folgen der Klimakatastrophe und die ausbleibenden Gaslieferungen aus Russland haben auf zahlreichen Ebenen zu hektischen Aktivitäten geführt, um Energie in Zukunft verstärkt auch klimaneutral, nachhaltig und umweltfreundlich zu produzieren. Das soll vor allem mit angeblich grünem Wasserstoff geschehen. Auch Hamm soll an das Wasserstoff-Kernnetz angeschlossen werden. „Besser kann es nicht laufen" titelte der Westfälische Anzeiger (WA) am 16. November. – Wirklich nicht?

Der in der Öffentlichkeit oft vielgelobte "grüne" Wasserstoff ist als Energieträger jedoch problematisch, weil bei seiner Umwandlung zwischen 20 und 40 Prozent Verlust zu verzeichnen sind. Bei Verarbeitung und Transport kämen zwischen 15 und 25 Prozent Energieverlust hinzu.

Zusätzlich ist „grüner“ Wasserstoff kritisch zu sehen, weil er in der BRD nicht im ausreichenden Maß produziert werden kann, sodass er in großen Mengen aus dem globalen Süden importiert werden muss. Der Energie- und Rohstoffverbrauch müsste jedoch stark gedrosselt werden, um die anvisierten Klimaziele zu erreichen und einen Teil der kommenden Katastrophen, Kipppunkte und Zusammenbrüche zeitlich aufzuschieben oder zumindest abzumildern.

Imperiale Lebensweise

Allerdings deuten alle Anzeichen darauf hin, dass der Energie- und Rohstoffverbrauch, sowie der Konsum von Waren und die Fixierung auf den Autoverkehr sehr hoch bleiben wird. Im Grunde soll nach diesem Modell mit mehr eingesetzter Alternativenergie so weitergewirtschaftet werden wie vorher. Lediglich die Art der Energiegewinnung würde dann bei dieser „imperialen Lebensweise“ verändert werden.

Mit den in Angriff genommenen Wasserstoffabkommen mit den Ländern in Afrika und Lateinamerika werden jahrhundertealte ungerechte Macht- und Ausbeutungsverhältnisse zwischen den Kolonialmächten und Kolonien fortgeschrieben. Jetzt sollen ausgerechnet die Leidtragenden dieser Entwicklung im globalen Süden den Verursachern der Klimakatastrophe aus dem globalen Norden durch Produktion und Lieferung von „Grünem“ Wasserstoff aus der Patsche helfen, um ihnen bei den zukünftigen Katastrophen trotzdem noch einen komfortablen Lebensstandard zu sichern.

Unter dem Label „H2Atlas-Africa Projekt“ hat das Bundesministerium für Forschung und Bildung (BMBF) die Wasserstoff-„Kooperation“ mit dem südlichen Afrika (16 Mitgliedsstaaten, SADC) und Westafrika (15 Mitgliedsstaaten, ECOWAS) bereits eingestielt. Die zukünftige Entwicklung wird vom Ministerium als Win-win-Situation für beide Seiten dargestellt. Sozioökonomisches Wohlergehen, Schaffung von Arbeitsplätzen und Verringerung der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen werden vollmundig versprochen.

Doch zu fragen ist, wie diese Zusammenarbeit in Zukunft konkret aussehen wird, wer das Geld und das Sagen hat, die Ziele bestimmt und entscheidet, welche betroffenen Gruppen vor Ort einbezogen werden.

Forschungszentrum Jülich

Das gesamte Wasserstoff-Projekt wird geleitet und koordiniert von dem Forschungszentrum Jülich, das in den letzten Jahrzehnten schon oft bewiesen hat, dass es in engster Zusammenarbeit mit Energiekonzernen und diktatorischen Staaten für die Förderung und Entwicklung großtechnologischer und menschenfeindlicher Projekte (z. B. Atomkraftwerke) steht, die von Oben geplant und durchgesetzt werden. Dem FZ Jülich wird also die Vorentscheidung für die „Eignung von Landflächen für erneuerbare Energien und Wasserstoffinfrastruktur“ sowie die Beurteilung des „soziopolitischen Kontextes und der Entwicklungsmöglichkeiten“ überlassen.

Die jeweils fünfköpfige nationale Projektgruppe wird hierbei "aus verschiedenen relevanten Organisationen ausgewählt". Von wem und wer entscheidet, bleibt nebulös. Desweiteren gibt diese Projektgruppe einem "regionalen technischen Komitee Bericht. Das Komitee trägt die Beiträge aus den verschiedenen Ländern zusammen und vertritt die Interessen der Region sowohl in technischer als auch in anderer (!) Hinsicht. Dies spiegelt sich auch in der Besetzung des Komitees wider, das für die Projektdurchführung mit der deutschen Arbeitsgruppe der Forschungszentrum Jülich GmbH zusammenarbeitet". Eingesetzte Projektgruppen und Komitees, die direkt vom FZ Jülich und damit von den Interessen der deutschen Bundesregierung abhängig sind, zeigen deutlich, dass hier nicht auf der Basis von Gleichberechtigung entschieden wird!

Die zur Zeit existierende nachhaltige Landbewirtschaftung durch Kleinbauern wird durch Landraub und Vertreibung zerstört, wie zahlreiche Beispiele aus den letzten Jahren zeigen.

Das FZ Jülich hat 2021 mitgeteilt, dass sich nach ihren Erkenntnissen in der westafrikanischen Wirtschaftgemeinschaft (ECOWAS) 33 Prozent der Landfläche für Photovoltaikanlagen und 76 Prozent für Onshore-Windkraftanlagen eignen würden. Die Dimensionen der geplanten Enteignungen werden hier sehr deutlich. In der europäischen Öffentlichkeit wird nur zu gerne der falsche Eindruck erweckt, dass im nördlichen und westlichen Afrika hauptsächlich große dünn besiedelte und ungenutzte Wüsten vorhanden wären, die problemlos großflächig mit Solaranlagen bestückt werden könnten.

Der Kampf der Souliate-Frauen gegen diesen Landraub ist über Marokko hinaus bekannt geworden. Etwa 3000 Hektar Land wurde 2016 den Amazigh-Gemeinden geraubt, um ein Solarkraftwerk in Ouarzazate zu bauen. Für die Kühlung und Spülung der Solarpanele kommt in dieser trockenen Gegend noch ein immenser Wasserverbrauch hinzu. Hierdurch werden die Folgen des Klimawandels in Marokko verschlimmert.

Die europäische Regierungen und Konzerne beschwören den angeblich gemeinsamen Kampf gegen den Klimawandel, um daraus gemeinsame Interessen zwischen ungleichen Vertragspartnern zu konstruieren. Der algerische Journalist Hamza Hamouchene sagt dazu:

„Die oberflächlich guten Absichten, die diesen Großprojekten zur Förderung erneuerbarer Energien vorangestellt werden, beschönigen letztlich nur die brutalen Formen von Ausbeutung und Raub, mit denen sie vorangetrieben werden. Wir haben es hier mit einem altbekannten kolonialen Schema zu tun: Billige Ressourcen (einschließlich grüne Energie) fließen ungehindert aus dem globalen Süden in den reichen Norden, während die Festung Europa Mauern und Zäune hochzieht, die Menschen davon abhalten sollen, ihre Küsten zu erreichen“.

Südamerika: Alternativenergie für "Motorsport"!

Als Bundeskanzler Olaf Scholz Ende Januar 2023 Südamerika bereiste, ging es auch um die zukünftige Zusammenarbeit in dem Bereich Grüner Wasserstoffproduktion. Im chilenischen Teil von Patagonien (Punta Arenas) haben, gefördert vom deutschen Bundeswirtschaftsministerium, Siemens Energy und Porsche die weltweit erste kommerzielle Anlage von E-Fuels (synthetische Kraftstoffe) errichtet.

Zu diesem Zweck sollen in dem Gebiet der Mapuche-Indianer tausende von Windkraftanlagen gebaut werden. Bemerkenswert ist der Verwendungszweck: "Geplant ist die Herstellung von 130.000 Litern E-Fuels im Jahr 2023. Porsche will diese im Motorsport und in Testfahrzeugen einsetzen. Bis Mitte des Jahrzehnts soll die Kapazität der Anlage auf 55 Mio. Liter pro Jahr wachsen, 2027 bereits auf 550 Mio. Liter".

In Brasilien sprach sich Scholz dafür aus, das umstrittene Mercosur-Freihandelsabkommen möglichst bald zu unterzeichnen, damit Bergbauunternehmen am Amazonas das von der deutschen Industrie dringend benötigte Eisenerz für Windräder, Photovoltaikanlagen und die Automobilindustrie noch günstiger liefern als bisher – und damit die Abholzung des Regenwaldes beschleunigen! Obwohl Brasilien 78,1 Prozent seiner Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien (hauptsächlich Wasserkraft) deckt, werden hier bereits Vorbereitungen getroffen, um in Zukunft „grünen“ Wasserstoff zu produzieren und nach Europa zu exportieren. Mit weitreichenden Konsequenzen: Im Bundesstaat Bahia in Brasilien sollen „Windkorridore“ für Windkraftanlagen im Amazonas errichtet werden. Das bedeutet Kahlschlag in großem Umfang!

Es ist festzustellen, dass sich die aktuelle Handelspolitik der BRD unter Beteiligung von SPD, FDP und Grünen mit ihrer Fokussierung auf einseitigen Import von Rohstoffen und Energie kaum anders verhält als diejenige von China. Um eine Vorstellung von den Dimensionen der vorgesehenen Grünen Wasserstoffproduktion zu erhalten, sollten wir uns vergegenwärtigen, dass beispielsweise für die extrem umweltschädliche Stahlgewinnung in den Hochöfen von ThyssenKrupp in Duisburg in Zukunft 3.800 neue Windanlagen benötigt werden.

Namibia: Vom KZ zum „grünen“ Wasserstoff

Noch verheerender als in Lateinamerika, Marokko und Westafrika agiert die BRD in der ehemaligen deutschen Kolonie Namibia. Hierzu ein kurzer Blick in die Vergangenheit: Der 1834 in eine wohlhabende Bremer Familie hineingeborene Großkaufmann Adolf Lüderitz versuchte ab 1882 sich in Südwestafrika Land anzueignen, um nach Bodenschätzen zu suchen.

1883 schloss er mit dem traditionellen Führer des Volksstammes der Nama, Kaptein Josef Frederiks II., einen Vertrag, indem ihm fünf Meilen Land bei Lüderitz für 100 Pfund in Gold und 200 Gewehre übertragen wurde. Josef Frederiks ging davon aus, dass als Bemessungsgrundlage eine englische Meile von 1,6 Kilometern zugrunde liegen würde. Lüderitz allerdings bevorzugte die preußische Meile mit 7,5 Kilometern Länge. Der Nama-Häuptling wurde übers Ohr gehauen. Das gleiche hinterlistige Vorgehen wiederholte Lüderitz kurz darauf bei einem weiteren Kauf landeinwärts mit 20 Meilen. Auf Wikipedia ist über dieses Täuschungsmanöver zu lesen: "Die fragwürdigen Vertragsgrundlagen der Erwerbungen, landläufig auch 'Meilenschwindel' genannt, brachten Lüderitz schon früh den Spottnamen Lügenfritz ein".

Nachdem die Nama um einen großen Teil ihres Landes betrogen wurden, erhielt Lüderitz am 24. April 1884 "Reichsschutz" durch die deutsche Regierung und eine militärische Absicherung. Die Kriegsschiffe "Elisabeth" und "Leipzig" brachten Truppen an Land. Von nun an war "Deutsch-Südwestafrika" eine deutsche Kolonie. Auf den Landkarten wurden ab jetzt Lüderitzort, Lüderitzbucht und Lüderitzland eingezeichnet. Da die weitere Ausbeutung die finanziellen Möglichkeiten des Bremer Kaufmanns überstieg, vermachte er diese Ländereien der Deutschen Kolonialgesellschaft für Südwestafrika.

Bei diesem Landraub blieb es nicht. In den nächsten Jahren eigneten sich die weißen SiedlerInnen Viehherden und Weidegründe der einheimischen Herero, San und Nama an. Sie wurden immer weiter vertrieben, sodass sie zunehmend ihre Lebensgrundlagen verloren und in der Folge bei den weißen Farmern als billige und rechtlose LohnarbeiterInnen arbeiten mussten. Von 1904 bis 1908 kam es zu Aufständen, die vom deutschen Militär brutal niedergeschlagen wurden.

Tausende Menschen wurden gefangengenommen und in Lager gesteckt, für die erstmalig der Begriff Konzentrationslager benutzt wurde. Das schlimmste KZ befand sich am Rande von Lüderitz auf der Walfisch(halb)insel. Unter katastrophalen Bedingungen wurden Tausende als minderwertig betrachtete Menschen bestialisch von den deutschen Kolonialsoldaten ermordet und mussten zuvor noch an Eisenbahnstrecken für die Sicherung der kolonialen und militärischen Infrastruktur arbeiten.

In den 1920er und 30er Jahren wurden über 30 Straßen in Deutschland nach Lüderitz benannt und damit die deutsche Kolonialherrschaft verklärt und verherrlicht. Erst seit einigen Jahren gibt es Initiativen, diese Straßen umzubenennen. Selbst in Münster gibt es heute noch einen Lüderitzweg.

Heute befindet sich in Namibia auf dem ehemaligen Gelände des KZs in der Lüderitzbucht irritierenderweise ein Campingplatz für UrlauberInnen. Während in der Nachbarschaft ein großes Denkmal für 14 durch Krankheit gestorbene deutsche Kolonialsoldaten zu sehen ist, erinnerte nichts an die Existenz des Konzentrationslagers. Erst im April 2023 finanzierte die Gesellschaft für bedrohte Völker in Absprache mit den überlebenden Nachfahren der namibischen Opfer einen würdigen Gedenkstein.

Nach seiner Unabhängigkeit im Jahr 1990 spielte Namibia eine wichtige Rolle als auszuschlachtender Rohstofflieferant für internationale Konzerne: Diamanten, Kupfer und besonders Uran; dieser Rundbrief berichtete hierüber ausführlich. Die einheimische Bevölkerung profitierte nicht davon und musste mit den angerichteten Umweltschäden leben.

Mengenschwindel

Im Dezember 2022 bereiste Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck das Land mit der größten Wirtschaftsdelegation, die Namibia jemals besucht hatte. Der grüne Politiker unterzeichnete die Absichtserklärung für den Bau einer "der weltweit größten Anlagen für grünen Wasserstoff". Der Standort dafür wird Lüderitz und Umgebung.

Habeck sagte der deutschsprachigen namibischen "Allgemeine(n) Zeitung" (AZ): "Im Zentrum steht, dass wir – wenn es gewünscht wird – Namibia unterstützen, saubere, verlässliche und preiswerte erneuerbare Energiequellen zu erschließen. Wenn Namibia dann einen Überschuss dieser Energiequellen erwirtschaftet, würden wir sehr gern diese Produkte (Ammoniak) importieren". Ammoniak ist ein besser transportierbares Derivat von Wasserstoff und wird in der Chemieindustrie für die Produktion von Kunstdünger benutzt. Für eine ökologische Transformation in der Landwirtschaft wäre es also ungeeignet.

Dimensionen

In Namibia mit seinen nur 2,3 Millionen EinwohnerInnen wird eine der größten Anlagen der Welt für grünen Wasserstoff gebaut und Habeck sagt, wenn Namibia dann noch etwas Energie übrig habe, würde Deutschland schon gerne den Rest abnehmen. Das ist eine groteske Verkehrung der Dimensionen, wie wir noch sehen werden. Nach dem "Meilenschwindel" von 1883 folgt jetzt also ein kapitaler "Mengenschwindel" auf Kosten der namibischen Bevölkerung. Lediglich ein Drittel der Bevölkerung auf dem Lande hat einen Stromanschluss. Es müssten zunächst einmal Stromleitungen gebaut werden. Die geplanten 500 Windkraftanlagen und zusätzlich 40 Quadratkilometer Solaranlagen umfassen ca. 9,4 Milliarden Dollar Investitionsvolumen, also genauso viel wie das Bruttoinlandsprodukt Namibias. Die produzierte Strommenge würde etwa zehn konventionellen Großkraftwerken entsprechen.

Da der namibische Staat sich mit 24 Prozent an den Investitionen beteiligt und Kredite europäischer Banken aufnimmt, droht die Schuldenfalle, wenn etwas schiefgeht. Bekanntlich hat der angeblich grüne Wasserstoff katastrophal hohe Umwandlungsverluste und ist mit exorbitanten Transportkosten verbunden. Bei der langen Strecke von Namibia nach Europa wird das ein großes Problem werden.

Bevölkerung wird vor den Kopf gestoßen

Bertchen Kohrs, Vorsitzender von Earthlife Namibia, bemängelte die Eile, unvollständige Ausschreibungen und die fehlende Transparenz, mit der das Wasserstoff-Projekt in Zusammenarbeit mit der Regierungspartei Swapo durchgezogen werden soll: "Die namibische Bevölkerung war wie vor den Kopf gestoßen. (...) Eine demokratische Vorgehensweise sieht anders aus". Ebenfalls kommt von der Bewegung der Landlosen Menschen (LPM) Kritik, die als neuere politische Partei die Regionalregierung in den betroffenen Gebieten stellt und auch im Bundesparlament vertreten ist: "Die LPM hat der Regierung vorgeworfen, die Regionalverwaltungen im Süden des Landes bei der Entwicklung der geplanten Wasserstoffindustrie und der Erdölexploration auszuschließen. (...) Gleichzeitig würden sowohl der Regionalrat als auch die lokalen Behörden von den Gesprächen ausgegrenzt. Auch im Bezug auf den Deal mit Hyphen Hydrogen Energy für das Wasserstoff-Projekt im Tsau Khaeb-Nationalpark sei man außen vor. Seibeb warf der Regierung vor, sich zu verstecken und sprach von Neokolonialismus durch Deutschland".

RWE

Hyphen Hydrogen Energy ist ein in Namibia registriertes Unternehmen. Anteilseigner ist unter anderem das deutsche Energieunternehmen Enertrag mit Hauptsitz in Brandenburg – also dort, wo die preußischen Meilen herkommen. Die Popular Democratic Movement (PDM), größte Oppositionspartei von Namibia, befürchtet, dass die großen Investitionssummen "nur politisch gut vernetzten Einzelpersonen zu Gute kommen würden" und eine Zunahme von Korruption. PDM-Parteichef McHenry Venaani bemängelt die Auftragsvergabe für 40 Jahre an Hyphen Hydrogen Energy: "Wie ist es möglich, dass eine sechs Monate alte Firma ohne jegliche Erfolgsbilanz den größten Regierungsauftrag in der Geschichte unseres Landes erhält?" Hyphen hat bereits Abnahmeverträge für Wasserstoff mit dem Energieunternehmen RWE geschlossen.

Ökologische Folgen

Die geplante gigantische Industrieanlage wird 100 km lang und 80 km breit sein und mitten in dem Tsau-/Khaeb-(Sperrgebiet)-Nationalpark direkt neben Lüderitz liegen. Aus dem ehemaligen Diamantenabbaugebiet ist in den letzten Jahrzehnten ein bedeutender Naturschutzpark entstanden, in dem sich "eine endemisch außergewöhnliche Fauna und Flora entwickelt, die einzigartig auf unserem Planeten ist", schreibt Kohrs. "Das Gebiet beherberge 20 Prozent aller Pflanzenarten in Namibia auf nur 2 Prozent der Landesfläche". NaturschützerInnen wurden in die Entscheidungsfindung nicht eingebunden, ökologische Belange nicht berücksichtigt.

Namibia ist das trockenste Land südlich der Sahara. Unter diesen Extrembedingungen wird es schwierig, die notwendigen großen Mengen an aufbereitetem Wasser für die Produktion von Wasserstoff bereitzustellen. Auch die teuren Meerwasserentsalzungsanlagen müssen noch gebaut werden und würden mit großen Mengen Salzsole die Umwelt belasten. Wasser würde unter diesen Bedingungen knapp und die Wasserpreise würden steigen. Die Dimensionen sind gigantisch. "Ein in Namibia geplantes Projekt nimmt ein Fünftel des Tsau Khaeb-Nationalparks in Anspruch – das ist mehr als das Fünffache des Bundeslands Hamburg", gibt in diesem Zusammenhang Professorin Franziska Müller von der Uni Hamburg zu bedenken.

Zu allem Überfluss muss in der Bucht von Lüderitz unweit des ehemaligen KZs erst noch ein Tiefseehafen für die Hochseeschiffe gebaut werden, die den Wasserstoff aufnehmen und nach Deutschland transportieren sollen.

Soziale Schieflage

Hyphen versucht die geplante Wasserstoffproduktion als Win-win-Situation darzustellen. In der fünfjährigen Bauphase sollen 15.000 Arbeitsplätze entstehen und in dem kleinen, verschlafenen Städtchen Lüderitz mit insgesamt 12.500 EinwohnerInnen zusätzlich 3.000 größtenteils einheimische Fachkräfte stationiert werden. Wohnungsknappheit und fehlende sanitäre Infrastruktur, Schulen und Straßen sind vorprogrammiert, weil der namibische Staat überfordert ist, diese Probleme zu lösen.

Franziska Müller und Johanna Tunn bemängeln, dass prekäre und ausbeuterische Arbeits- und Unterbringungsverhältnisse die Folge sein werden und die Zivilgesellschaft und die Gewerkschaften als essentielle AkteurInnen dieser Veränderungen nicht an den Entscheidungsprozessen beteiligt sind. Unklar ist, wie in diesem bevölkerungsarmen Land mehrere tausend einheimische Facharbeitskräfte ohne vorhandene Ausbildungsplätze in so kurzer Zeit qualifiziert werden können. Bei dieser energiepolitischen Hauruck-Aktion läuft es darauf hinaus, dass nur wenige positive Beschäftigungseffekte für die Bevölkerung zu erwarten sind.

Der Abschlussbericht der Stiftung Klimaneutralität von 2022 befürchtet: "Nichtsdestotrotz können während der Umsetzung unterschiedliche Herausforderungen auftreten und ein Teil der Bevölkerung Widerstand gegen das Projekt leisten. Die Zusammensetzung der Bevölkerung könnte sich im Zuge des Projekts erheblich verändern, da überwiegend gut ausgebildete Fachkräfte benötigt werden. Die lokale Bevölkerung würde dadurch nicht direkt vom Projekt Hyphen profitieren. Im Gegenteil: Der aus dem Projekt resultierende wirtschaftliche Wandel könnte höhere Preise für die Menschen vor Ort zur Folge haben".

Angesichts der vielen zu überwindenden Hürden ist ungewiss, ob mit dem Bau der Anlagen, wie anvisiert, 2027 begonnen werden kann. Immerhin müssen vorher auch noch zahllose Gesetze in Namibia angepasst oder erst ausgehandelt und beschlossen werden, um einen rechtlichen Rahmen für dieses gigantische Projekt zu schaffen.

Alternativen

Bis zum Jahr 2040 werden bis zu 190 Milliarden Dollar benötigt, was eine ungefähre Vorstellung von den geplanten Dimensionen ergibt. Sinnvoller wäre sicherlich, zumindest erst einmal die Erfahrungen von kleineren Wasserstoffprojekten in Namibia abzuwarten, bevor man sich auf dieses Großprojekt einlässt. Grundsätzlich wäre es allerdings besser, dezentrale Wind- und Solaranlagen in Namibia zu bauen. Aber um die Menschen in Namibia geht es bei diesem Projekt nicht. Es geht vielmehr darum, den Energiehunger und das auf Verschwendung und Wachstum ausgerichtete Wirtschaftssystem in der BRD auch in Zukunft am Laufen zu halten.

Manfred Fischedick, Präsident des renommierten Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie, hat nachgewiesen, dass in der BRD produzierter grüner Wasserstoff bei einem konsequenten Ausbau von Alternativenergie letztendlich kostengünstiger und ökologischer wäre, als in Namibia aufwändig Wasserstoff zu produzieren und ihn dann um den halben Erdball zu transportieren. Für eine zeitnahe Energiewende in der BRD käme der in Namibia erzeugte Wasserstoff ohnehin viel zu spät. Weil aber hier in der BRD die ökologische Transformation auf vielerlei Hindernisse stößt, betreibt Wirtschaftsminister Habeck im Verhältnis zu Namibia trotz wohlfeilem Wortgeklingel faktisch eine Politik mit der Brechstange und verfällt damit eben doch in alte koloniale Muster.

Dieser Artikel ist teilweise in der Tageszeitung „Neues Deutschland“ (ND) veröffentlicht worden. Ausführliche Versionen mit 39 Quellenangaben sind in folgenden Artikeln in der Zeitschrift „Graswurzelrevolution“ nachzulesen:

„Alles grün? Energie-Kolonialismus durch Wasserstoff-Kooperation"

http://www.machtvonunten.de/?view=article&id=33:alles-gruen&catid=20:atomkraft-und-oekologie

„(Post)kolonialismus in Namibia: Vom KZ zum grünen Wasserstoff"

http://www.machtvonunten.de/?view=article&id=384:post-kolonialismus-in-namibia&catid=20:atomkraft-und-oekologie

 


China: HTR-Zukunft in den Sternen?

Über die Ehrung des chinesischen Wissenschaftlers Wang Dazong für seine Mitentwicklung von Hochtemperaturreaktoren durch die chinesische Regierung habe ich in der letzten Ausgabe geschrieben. Er war Gastwissenschaftler beim Forschungszentrum Jülich und an der RWTH Aachen und maßgeblich für den 10 MW Forschungsreaktor in Peking und für die kürzlich in Betrieb gegangenen zwei 100 MW HTR´s in Shangdong nahe der Universität Tsinghua verantwortlich.

Nun ist sogar ein Asteroid nach Wang Dazong benannt worden. Er hat einen Durchmesser von 2,9 Kilometern, wurde bereits 1995 registriert und wird nun als „192353 Wangdazhong“ bezeichnet. Ob die zwei HTR-PM Reaktoren in Shandong wirklich so erfolgreich sind, wie die Ehrung vielleicht nahelegt, ist weiterhin unklar, weil die Meldungen der sonst recht regen chinesischen Propagandamaschinerie immer weniger und substanzloser geworden sind.

Am 1. August 2023 hat der nuklearfreundliche Nachrichtendienst WNN nochmal eine Meldung vom 9. Dezember 2022 wiederholt, das die beiden HTR-Blöcke den „Grundstein“ für einen zukunftigen kommerziellen Betrieb dieser Reaktorlinie legen würde. Das wars aber auch schon. Selbst die manchmal mit Betreiberinfos gefütterte „Gaufrei“-Homepage schrieb im Oktober 2023: „Inzwischen läuft der chinesische TRISO HTR-PM seit fast zwei Jahren am Netz. Offenbar mit reduzierter Temperatur um alle Situationen ausgiebig zu testen. Informationen erreichen uns derzeit nur spärlich“.

 


Südafrika – auf dem Weg zur nächsten Pleite

Südafrika hat sich in der Vergangenheit an dem Hochtemperaturreaktor heftig die Finger verbrannt. Etwa eine Milliarde Euro wurden in die Entwicklung des Pebble Bed Modular Reactors (PBMR) gesteckt, um dann im Jahr 2009 auch offiziell einsehen zu müssen, dass die Technik zu unausgereift und das Vorhaben für dieses Land einige Nummern zu groß und zu teuer war (1). Seitdem hat es mehrere halbherzige Versuche gegeben, diese Pleite-Technik wiederzubeleben, obwohl in Südafrika genug Sonne und Wind zur Verfügung steht.

Jetzt wird von interessierter Seite ein erneuter Versuch gestartet. Am 23. Juni 2023 meldeten WNN und in deutscher Sprache „Technik-Smartphone-News“, dass in Südafrika die neugegründete Firma Stratek Global anknüpfend an die alten Vorarbeiten beim PBMR einen kleinen modularen HTMR 100 mit nur 35 MW Leistung bauen will. Dieser Reaktor wäre nicht größer als ein Fußballfeld und überall einsetzbar. Brennstoff wären graphitbeschichtete TRISO-Kugelbrennelemente. Bis zur Realisierung soll es nur fünf Jahre dauern.

In dem Leitungsteam fällt nicht nur ein ehemaliger Manager von dem staatlichen Energieversorgungsunternehmen Eskom, Francois Mellett auf, sondern vor allem der Chef des Unternehmens Dr. Kelvin Kemm. Er war Wissenschaftler bei der sich in staatlicher Hand befindlichen Nuclear Energy Corporation of South Africa (Nesca), nennt sich heute Unternehmensstrategieberater und preist in Videos und auf vielen Veranstaltungen die Vorzüge der Atomkraft an.

Stutzig machen aber auch einige seiner bisherigen Aktivitäten. You Tube-Videos und Interviews führt er oft in enger Kooperation mit der obskuren Pro-Atom-Sekte von LaRouche durch, deren bundesdeutscher Ableger die auch zu den Parlmentswahlen antretende BÜSO (2) und das sogenannte Schillerinstitut sind. In diesem Verschwörungstheorien verbreitenden Umfeld fühlt er sich offensichtlich sehr wohl. Das Schillerinstitut kündigte ihn für eine Internetkonferenz am 26. Juni 2021 folgendermaßen an:

„Es folgte eine beeindruckende Liste internationaler Redner, die die apokalyptischen Vorhersagen der „Klimawandel-Lobby“ widerlegten und ein Ende der malthusianischen Kampagne gegen fossile Brennstoffe forderten: Kelvin Kemm, südafrikanischer Atomphysiker und ehemaliger Vorsitzender der Nuclear Energy Corporation of South Africa, über „Eine Herangehensweise des Ingenieurs an Energie und „Erneuerbare““

Das sagt im Grunde schon alles. Es fällt weiterhin auf, dass sich Kemm gerne mit militärischem Führungspersonal aus dem Verteidigungsministerium fotografieren lässt. Dort hält er Seminare über Atomkraft ab. Militärs aus Ägypten, Namibia, Tansania usw. kommen dabei hinzu. Das ist sicherlich kein Zufall. Militärische und „friedliche“ Nutzung der Atomkraft sind zwei Seiten einer Medaille. Südafrika besass zu Apartheidzeiten fünf Atombomben und möchte auf dem internationalen Parkett – auch im Rahmen des BRICS-Staatenverbundes – in Zukunft eine größere Rolle spielen.

(1) http://www.machtvonunten.de/atomkraft-und-oekologie.html?view=article&id=193:der-thtr-in-suedafrika-wird-nicht-gebaut&catid=20:atomkraft-und-oekologie

(2) Thtr-Rundbrief Nr. 128-november-09.html

 


Jülicher THTR-Atommüll bald auf den Straßen?

Der kleine THTR-Versuchsreaktor in Jülich wurde 1988 stillgelegt. Die 300.000 radioaktiven Brennelementekugeln lagern seitdem dort in 152 Castoren. Nun sollen sie über die Autobahn in das Zwischenlager ins 170 Kilometer entfernte Ahaus gebracht werden, wo auch schon der Atommüll aus Hamm lagert. Eine zweite Probefahrt ohne radioaktive Fracht fand am 21. und 22. November mit einem großen Polizeiaufgebot statt. 150 Menschen und 20 Landwirte mit Treckern demonstrierten deswegen in Ahaus. Auch in Jülich und an Autobahnbrücken kam es zu Protesten. Die Fahrt des Probecastors wurde zu einer großen Polizeishow: Mehrere Dutzend Einsatzfahrzeuge, Hundertschaften, Sondereinsatzkräfte und ein Hubschrauber begleiteten den LKW über die Autobahnen, in Ahaus warteten weitere zehn.

Peter Bastian vom Aktionsbündnis Münsterland weist darauf hin, dass Castoren bereits etwa 30 Jahre alt sind. „Die Castor-Behälter sind ursprünglich für 40 Jahre ausgelegt, bereits ab 2030 haben sie diese Lebensdauer erreicht. Was dann passiert ist völlig unklar. In Ahaus ist keine Konditionierung oder Neuverpackung des Atommülls möglich. Das hat die NRW-Atomaufsicht bei allen formalen Schritten, die sie beaufsichtigt, offenbar gar nicht im Blick“, erklärt er. „Deswegen kritisieren wir jeden einzelnen der geplanten 152 Castor-Transporte und werden diese mit Protesten begleiten.“ Der ganze Aufwand und die Kosten wären nach

Ansicht der Anti-Atomkraft-Initiativen in einem neuen, möglichst sicheren Zwischenlager in Jülich deutlich besser investiert.

Infos: https://sofa-ms.de/

 


Interesse an Mini-AKW´s nur noch mini!

Die Firma NuScale und das Konsortium Utah Associated Municipal Power Systems erklärten, dass sie Entwicklung und Bau von Small Modular Reactors (SMR) in Idaho (USA) aufgegeben haben. Grund waren die wachsenden Kosten und das schwindende Interesse von Energieunternehmen, sich langfristig an die Technologie zu binden. Das Reaktordesign war das Einzige, das von der US-Atomaufsicht genehmigt worden ist. Um so spektakulärer ist nun der Abbruch der Entwicklung.

https://jungle.world/artikel/2023/46/atomkraft-rueckschlag-usa-das-tote-pferd

http://www.machtvonunten.de/atomkraft-und-oekologie.html?view=article&id=176:kleine-urenco-reaktoren-small-is-not-beautiful&catid=20:atomkraft-und-oekologie

 


Klimaklage gegen RWE in Hamm!

RWE ist einer der größten CO2-Emittenten in Europa und für 0,47% der weltweiten historischen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Saúl Luciano Lliuya - ein Andenbauer und Bergführer aus Peru - und mit ihm über 50.000 Bewohner:innen der Andenstadt Huaraz sind durch die Folgen der globalen Erwärmung akut von einer Flutwelle bedroht. Ein Gletschersee oberhalb der Stadt ist aufgrund der Gletscherschmelze bedrohlich angewachsen. Eine Eislawine könnte den See überlaufen lassen und eine zerstörerische Flutwelle auslösen. Saúl fordert, dass sich der Konzern gemäß seines Anteils an der Klimakrise an den Kosten für Schutzmaßnahmen am Gletschersee beteiligt, um Huaraz vor einer Flutkatastrophe zu schützen – umgerechnet sind das 17.000 Euro. 2017 fand eine mündliche Verhandlung der Klage beim Oberlandesgericht statt. Im Frühjahr 2024 wird der Prozess in Hamm fortgesetzt. Als "Begleitprogramm" finden mehrere Kundgebungen, Aktionen mit Musik in Hamm statt. Infos:

https://rwe.climatecase.org/de

https://de.wikipedia.org/wiki/Sa%C3%BAl_Luciano

 


Autowahn in Hamm

Am 1. Januar 2023 waren in der BRD 48,8 Millionen PKW´s angemeldet (WA 6. 9. 2023). Um den Klimawandel zu bremsen, müsste diese Zahl in den nächsten Jahren mindestens um die Hälfte reduziert werden. Auch in Hamm wurden in den letzten 12 Monaten fast 30.000 Autos zugelassen (WA 8. 11. 2023), obwohl Hamm bundesweit am unteren Ende der Kaufkraft in den Kommunen rangiert. Für Autos reicht das Geld immer noch. - Und das, obwohl in Hamm zahlreiche Aktionen von UmweltschützerInnen für den Umstieg auf das Rad und öffentliche Verkehrsmittel stattfinden. Ist das alles für die Katz? Die Konsequenzen eines solchen Verhaltens liegen auf der Hand.

 


Geschichte: „Gewaltfrei gegen das Atomkraftwerk in Hamm-Uentrop!“

Dokumentation von 19 Folgen der Serie "Kein Atomkraftwerk in Uentrop" (1975 – 1978) von Theo Hengesbach in der Zeitschrift „Informationsdienst für gewaltfreie Organisatoren“.

Mit diesen Texten beginnen wir eine höchst aufschlussreiche Reise in die allerersten Anfänge des Widerstandes gegen den THTR, der es im recht konservativen Hamm erstmal schwer hatte, aber dann doch merklich an Fahrt gewann und nach 14 Jahren zur Stilllegung führte. Wichtige Grundlagen für diesen Erfolg wurden bereits in den allerersten Jahren in der Orientierung auf eine verständliche Kommunikation mit der Bevölkerung und nachvollziehbare, sorgfältig vorbereitete und gut begründete Gewaltfreie Aktionen gelegt, die selbstkritisch ständig aufs Neue reflektiert wurden.

http://www.machtvonunten.de/?view=article&id=34:gewaltfrei-gegen-das-atomkraftwerk-in-hamm-uentrop&catid=21:lokales-aus-hamm

 

„Der Putsch in Chile und die Solidaritätsbewegung in Hamm“

Die Veranstaltung vom „Linken Forum Hamm" zum 50. Jahrestages des Putsches in Chile mit der Münsteraner Gruppe Contraviento im AWO-Bürgerkeller in Hamm am 30. September 2023 war gut besucht und fand sehr viel Zuspruch. Dort habe ich auch eine kleine Ausstellung mit Originaldokumenten aus dieser Zeit gezeigt. Ein ausführlicher Artikel und Doku sind hier einzusehen:

http://www.machtvonunten.de/?view=article&id=30:chile-ist-der-friedliche-weg-also-unmoeglich&catid=21:lokales-aus-hamm

 


Artikel: „EU und Mercosur – das ist Ausbeutung pur! Das geplante Freihandelsabkommen zerstört Lebensgrundlagen“

Landwirtschaft und Extraktivismus

http://www.machtvonunten.de/?view=article&id=35:eu-und-mercosur-das-ist-ausbeutung-pur&catid=23:landwirtschaft

 


Buchbesprechungen:

„Krise, Katastrophe, Kollaps – Hoffnung?“
(Pablo Servigne, Raphaël Stevens: "Wie alles zusammenbrechen kann. Handbuch der Kollapsologie")

http://www.machtvonunten.de/?view=article&id=31:krise-katastrophe-kollaps-hoffnung&catid=13:literatur-und-politik

 

„Camus: Weisheit ohne Schaumlöffel“
(Holger Vanicek: „Die Zerrissenheit. Albert Camus’ Tanz unter dem Schwert“)

http://www.machtvonunten.de/?view=article&id=32:camus-weisheit-ohne-schaumloeffel&catid=13:literatur-und-politik


Liebe Leserinnen und Leser!

In diesem Jahr spitzten sich die verschiedenen Krisen im Bereich Klima, Krieg und Katastrophen dramatisch zu. Dabei geht ein wichtiges Ereignis im Medienrummel, aber auch in unserer Selbstwahrnehmung, ein bischen unter. Vor gut einem halben Jahr wurden die letzten Atomkraftwerke in der BRD stillgelegt. Dies ist ein großartiger Erfolg der Bürgerinitiativen, die den Atomausstieg in einem jahrzehntelangen, zähen Kampf nicht nur gegen Industrieinteressen, sondern auch gegen zunächst alle Parteien durchgesetzt haben! Und ihr früher Einsatz für Alternativenergie hat gleichzeitig die Grundlage dafür gelegt, dass hinsichtlich des Klimaschutzes heute die Alternativen zu Kohle und Atom soweit entwickelt sind, dass bei konsequenter Umsetzung so etwas wie Hoffnung aufkommen könnte, wären da nicht die Widerstände der Ewiggestrigen. Und selbstverständlich sind Atomanlagen in Gronau und Lingen noch in Betrieb und die Endlagerfragen für Atommüll nicht „gelöst“. Es gibt also noch genug zu tun.

Aber trotzdem sollten wir uns in einer ruhigen Minute auch einmal lächelnd zurücklehnen und dabei aus innerer Distanz ansehen, wie die Pro-Atom-Rumpelstilzchen in der Jauchegrube der asozialen Hetzwerke wegen ihrer Niederlage immer noch wüten, schimpfen und skrupellos hetzen. Auch gegen solche Leute haben wir unseren Kampf gewonnen! So einen Erfolg von einer sozialen Bewegung hat es in der Geschichte der BRD bisher noch nicht gegeben und darauf können wir ausnahmsweise mal stolz sein.

Und wir sollten unsere Erfahrungen an die Klimabewegung weitergeben, denn Klimaschutz ist die zentrale Herausforderung der Zukunft. Auch deswegen gibt die „Internationale der Kriegsgegner“ (IDK) Berlin in den nächsten Wochen das 1979 von Theo Hengesbach geschriebene und viel beachtete Büchlein „Ziviler Ungehorsam und Demokratie. Überlegungen am Beispiel der Ökologiebewegung“ neu mit einem Vor- und Nachwort von Michael Schroeren und mir heraus. Ich werde darauf zurückkommen.

 


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