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Die THTR-Rundbriefe aus 2013
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THTR Rundbrief Nr. 141, Juli 2013
Inhalt:
Baubeginn für „größtes AKW der Welt“ in China?
THTR-Forschung in NRW geht weiter!
Fragen zu den Kügelchen am THTR
THTR-Restabwicklung bis 2080: Reichen 667 Millionen Euro?
Baubeginn für „größtes AKW der Welt“ in China?
Der mit deutschem Know-how und Steuergeldern im Forschungszentrum Jülich entwickelte Hochtemperaturreaktor (HTR) wird nun doch in China gebaut. In alten Ausgaben des THTR-Rundbriefes berichteten wir darüber, dass dieser Kugelhaufenreaktor nicht zufällig auf der Halbinsel Shandong, dem ehemaligen deutschen Kolonialstützpunkt bis 1914, geplant wurde. Damals hieß es, der HTR würde bereits im Jahr 2010 in Betrieb gehen.
Aufgrund verschiedener Schwierigkeiten und des vorläufigen Baustopps wegen der Reaktorkatastrophe in Fukushima verzögerte sich der Start mehrmals. Da die Atomindustrie zunehmend mit Legitimationsproblemen zu kämpfen hat, versucht sie nun, mit dem Bau von angeblich katastrophensicheren HTR’s zu punkten.
In Südafrika musste die Entwicklung dieser neuen Reaktorlinie der vierten Generation nach investierten 1,5 Milliarden Euro im Jahr 2010 ergebnislos abgebrochen werden. Jetzt versucht sich China an dieser urdeutschen Erfindung. Zwei Konzerne und die Tsinghua-Universität sind an dem Bau beteiligt. Der neue HTR mit der Bezeichnung „Shidaowan“ in Rongcheng soll nach Angaben der atomfreundlichen FAZ vom 6. 1. 2013 mit 6.600 Megawatt sogar das größte Atomkraftwerk der Welt werden.
Die aus durchsichtigen Motiven aufgebauschte Meldung über den unvorstellbar großen „inhärent sicheren“ Reaktor ist allerdings irreführend. Hinter den hochtrabend genannten 6.600 MW ver-bergen sich nach Angaben der Originalmeldung (Chinadaily Europe, 6. 1. 2013) verschiedene altbekannten Druckwasserblöcke mit 6.400 MW mit mehreren Ausbaustufen und lediglich ein einziger HTR mit 200 MW. In den Originalverlautbarungen aus China wird nicht nur kein Hinweis auf die Jülicher „Pionierarbeit“ gegeben, sondern die eigenständige chinesische Entwicklungsarbeit betont.
Der Ärger bei dieser Reaktorlinie ist konstruktionsbedingt „inhärent“ (innewohnend) und vorprogrammiert. Die bundesdeutschen Kugelhaufenreaktoren in Jülich und Hamm mussten wegen zahlloser Störfälle und Pannen bereits Ende der 80er Jahre stillgelegt werden. Demnächst werden also die aktuellen HTR-Problemmeldungen aus China kommen, wenn die Zensur es zulässt.
THTR-Brennelemente: Seltene Erden befeuern einen selten funktionierenden Reaktor
Inzwischen ist bekanntgeworden, wo die für den THTR notwendigen Kugelbrennelemente produziert werden. Dies soll in der etwa 700 Kilometer nordwestlich von Peking gelegenen Industriestadt Baotou in der Inneren Mongolei geschehen. Baotou ist dafür bekannt, dass dort sogenannte Seltene Erden abgebaut werden. Am 28. März 2013 berichtete das Internetportal der schweizer Atomkonzerne „Nuklearforum“ über den Spatenstich am 16. 3. 2013 in Baotou:
„Die Projektpartner – die China National Nuclear Corporation (CNNC), die Tsinghua University, die China Huaneng Group, die China Power Nuclear Power Engineering Co. und die Nuclear Huaxing Construction Co. – unterzeichneten zuvor eine Zusammenarbeitsvereinbarung über die Bereitstellung technischer Dienstleistungen, den Bau, die Installation und die Überwachung des Pilotanlage-Projekts. Die Pilotanlage strebt eine jährliche Produktionskapazität von 300.000 Brennelementen an und wird voraussichtlich im August 2015 den Betrieb aufnehmen.
Der Standort des 210-MW-HTR-PM befindet sich an der Shidao-Bucht im östlichsten Zipfel der Provinz Shandong an der Ostküste Chinas und steht seit Ende 2012 offiziell im Bau. Seine Inbetriebnahme ist für 2015 vorgesehen.“ (1)
Ökologische Katastrophe und Vertreibungen
Der Abbau und die Weiterverarbeitung der heißbegehrten und teuren Seltenen Erden hat in der Region Baotou zu einer ökologischen Katastrophe mit vielen Toten, eklatanten Menschenrechtsverletzungen und Vertreibungen der Anwohner geführt:
„Abfallstoffe des Verfeinerungsprozesses wie giftige Chemikalien und radioaktive Substanzen landen in einem riesigen Auffangbecken, dem „See der Seltenen Erden”. In den vergangenen Jahren haben sich vermutlich 150 Millionen Tonnen Abraum dort angesammelt. Laut Blogger Fanling ist das Auffangbecken ein Paradebeispiel für Ressourcenverschwendung und Umweltverschmutzung:
’Durch den langjährigen Eisenabbau hat sich ein Abraumdamm von 150 Millionen Tonnen Gesamtmenge angesammelt. Darunter sind 9,3 Millionen Tonnen Seltene Erden und 90.000 Tonnen Thorium. Damit hinterlassen wir nachfolgenden Generationen eine neue Mine, die wir erhalten sollten. Vor allem sollten wir verhindern, dass die Vorkommen durch Erosion in der Umgebung verstreut werden. Der Seegrund ist nicht an allen Stellen gleich tief. Ein Teil des pulverigen Abraumes ragt aus dem Wasser heraus und wird vom Wind zerstreut, wodurch er für die Gewinnung verloren geht und die Umwelt verschmutzt.’ Ohne Sickerungsdichtung wird auch das Grundwasser radioaktiv und chemisch verschmutzt. Der See liegt 12 km vom Stadtzentrum Baotous und 10 Kilometer vom Gelben Fluss entfernt.
Bei der Produktion von Seltenen Erden fällt häufig auch das radioaktive Thorium als Nebenprodukt an. Weil das Thorium in den gleichen Mineralien wie Seltene Erden zu finden ist, aber bisher nicht verwendet wird, wird es als Abfallprodukt der Erzverarbeitung in das Auffangbecken geleitet. Die Auswirkungen sind deutlich spürbar: zwischen 1993 und 2005 sind im Dorf Dalahai 66 Menschen an Krebs gestorben. Seit 2006 sind in dem 1700-Einwohner-Dorf 14 Menschen gestorben, davon 11 an Krebs.
(...) Nach eigenen Angaben zahlt die Betreiberfirma Baogang der staatlichen Mine in Bayan Obo (ebenfalls in dem Verwaltungsbezirk Baotou gelegen; dort wird das Thorium abgebaut, d. A.) jährlich für Umweltschutzmaßnahmen am Auffangbecken mehr als 40 Millionen Yuan. 2008 wandte die Stadt Baotou und Baogang 500 Millionen Yuan auf, um fünf Dörfer in der Umgebung umzusiedeln. Doch die Bewohner des Dorfes Xinguang weigern sich, in die neuen von der Regierung gestellten Apartments umzuziehen: „obwohl sie hier die Verschmutzung weiter ertragen müssen, würden sie bei einer Umsiedlung ihre paar Äcker noch verlieren und hätten überhaupt keine Lebensgrundlage mehr. In einem gemeinsamen Brief an die Stadtväter äußern sie, dass die Umsiedlungskompensationen zu niedrig sind und die Kompensationen für die Verschmutzung für das Jahr 2009 noch nicht ausgezahlt wurden”. (2)
Thorium-Halden als Begründung für Reaktorbau
In Baotou liegt das radioaktive Thorium tonnen-weise als Abfallprodukt für die Gewinnung von Seltenen Erden frei herum und bedroht das Leben der Bevölkerung. Wenn dieses Thorium in Zukunft für die Produktion von THTR-Brennelementen benutzt wird, werden zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Das radioaktive Thorium wird „entsorgt“ und die Atomindustrie hat eine gute Begründung, um mit der unausgereiften HTR-Technologie weiter experimentieren zu können. Das gefährliche Zeug muss ja irgendwie weggeschafft werden ...
SGL Carbon aus Wiesbaden
Assistiert wird die chinesische Atomindustrie durch die Firma SGL Carbon mit Sitz in Wiesbaden, die sich seit Jahrzehnten mit der hochspezialisierten Produktion von Graphitkomponenten und Brennelementen für den THTR einen Namen gemacht hat (3). Im März 2011, also ein paar Tage nach der Katastrophe in Fukushima, wurde ein Vertrag zwischen chinesischen Firmen und der SGL Carbon Group in Deutschland für die Produktion von 500.000 Graphitkugeln (4) für den THTR in „Shidaowan“ in Rongcheng auf der Halbinsel Shandong (5) unterzeichnet.
Moralische Skrupel, aus dem Elend in Baotou Profit zu schlagen, hat SGL Carbon offensichtlich nicht. Als dieses Unternehmen in Südafrika vom inzwischen gescheiterten Bau des THTR profitieren wollte, wurden insgesamt etwa 1,5 Milliarden Euro nutzlos verpulvert. Geld, das den armen Menschen in Südafrika fehlt. Einen Teil davon hat SGL Carbon eingesackt.
Welches Land lässt sich als Nächstes diesen selten funktionierenden Reaktor aufschwatzen? SGL Carbon wartet schon auf den nächsten Dummen. Das Forschungszentrum Jülich assistiert bei diesen miesen Deals so gut es geht mit staatlich finanzierter Propaganda und Forschung für den Pleitereaktor, anstatt sich verantwortungsbewusst um eine halbwegs geordnete und ungefährliche Stilllegung ihrer eigenen strahlenden HTR-Schrotthaufen in Jülich und Hamm zu kümmern.
Anmerkungen:
1. Siehe: http://www.nuklearforum.ch/de/aktuell/e-bulletin/china-brennelement-anlage-fuer-htr-im-bau
2. Siehe: http://www.stimmen-aus-china.de/2011/04/26/selten-unnachhaltig-seltene-erden-und-umweltverschmutzung-in-china/
3. Siehe: THTR Rundbrief Nr. 102-November-2005
4. Siehe: http://www.world-nuclear-news.org/ENF-Chinese_HTGR_fuel_plant_under_construction-2103134.html
5. Siehe: http://www.linksnet.de/de/artikel/19897
Weitere Infos zu China in den THTR-Rundbriefen Nr. 88, Nr. 98, Nr. 105 und Nr. 113
THTR-Forschung in NRW geht weiter! |
Bereits mehrere dutzend Mal haben wir auf dieser Homepage darüber berichtet, dass in NRW auch unter rot-grünen Regierungen an der Weiterentwicklung des Thorium Hochtemperaturreaktors (THTR) gearbeitet und damit ein wirklicher Atomausstieg sabotiert wurde.
Auch in diesem Jahr lies eine erneute Schweinerei nicht lange auf sich warten. Unter Vorsitz von Prof. Dr. rer. nat. H.-J. Allelein stellt das Forschungszentrum Jülich (FZJ) ab dem 1. März 2013 für zunächst drei Jahre einen promovierten Wissenschaftler ein, der an der Weiterentwicklung des THTR forscht. Unter der Stellennummer 11599 wurde der Aufgabenbereich auf der FZJ-Homepage wie folgt beschrieben:
"In gasgekühlten, graphitmoderierten Reaktoren wird zwangsläufig während des Betriebes Kohlenstoffstaub produziert. Dies ist insbesondere bei Hochtemperaturreaktoren (HTR) mit kugelförmigen Brennelementen von Bedeutung, bei denen neben möglichen chemischen Reaktionen der Abrieb bei Brennelementhandhabung und das Kugelfließen besondere Entstehungsmechanismen für grafitischen Staub sind. (...) Ziel der Experimente ist die Bereitstellung belastbarer Daten für die Validierung der Modelle zur Berechnung der Staubproduktion, des Staubtransports, sowie die Simulation der Ablagerungs- und Resuspensionsprozesse von Staub innerhalb des Primärkreislaufs eines Hochtemperaturreaktors. Die zu verbessernde Modellierung soll auf dem vorliegenden Modul STAR-DIREKT erfolgen und in das HCP (HTR Code Package) integriert werden."
Wie lange will sich diese NRW-Landesregierung noch von der Atomlobby auf der Nase herumtanzen lassen? Oder ist es der SPD, die jahrzehntelang diesen Reaktortyp völlig unkritisch mit Steuergeldern gefördert hat wo sie nur konnte, sogar ganz recht, das diese nukleare Option in NRW bewusst offengehalten wird? Bekanntlich propagierte noch 2001 Fritz Fahrenholt als "Mitglied des Rates für nachhaltige Entwicklung beim Bundeskanzler" Schröder im "Vorwärts" eine verstärkte THTR-Forschung, um diese Reaktoren wieder bauen zu können.
FZ Jülich: Vermarktet und fördert Kugelhaufenreaktoren!
Zusammen mit dem TÜV Rheinland, der Technischen Universität Dresden und etlichen Nuklearfirmen arbeitet das Forschungszentrum Jülich (FZJ) seit zwei Jahren an der Weiterentwicklung der HTR-Linie im Rahmen des Projektes ARCHER (Advanced Reactor for Cogeneration of Heat & Electricity-R.D) und organisiert einen umfangreichen wissenschaftlichen Austausch auf europäischer Ebene.
Ebenfalls beteiligt sich das FZJ seit 2007 bei der Sustainable Nuclear Energy Technology Platform (SNETP), die die Wärme- und Stromerzeugung mit Hochtemperaturreaktoren als Ziel hat. Also den Bau neuer Atomkraftwerke vorbereitet. Als Mitglied im SNETP und insbesondere in der Nuclear Cogeneration Untergruppe arbeitet das FZ Jülich eindeutig gegen die erklärten Ziele der bundesdeutschen Energiewende.
Anstatt den Pleiten,Pech und Pannen - AVR in Jülich möglichst sicher zurückzubauen und sich um den möglichst sicheren Einschluss des THTR Hamm zu kümmern, betätigt sich NRW’s größte Forschungsinstitution als weltweit agierender Vermarkter und Förderer von Kugelhaufenreaktoren!
Rückbau des THTR
Von 1997 bis 2027 befindet sich der THTR Hamm im sogenannten Stilllegungsbetrieb. Im Jahr 2017 soll entschieden werden, wie weiter mit der strahlenden Reaktorruine umgegangen werden soll. Vor diesem Hintergrund ist es interessant, das die Energiewerke Nord GmbH (EWN) planen, in Sachen THTR Hamm aktiv zu werden. Die EWN, die bereits AKWs in Greifswald und Rheinsberg zurückgebaut haben, meldete am 13. Februar 2013:
"Cordes kündigte die Gründung einer neuen Tochtergesellschaft in Nordrhein-Westfalen zum Rückbau des 1989 stillgelegten Hochtemperaturreaktors THTR 300 in Hamm an. Zu ihr sollen neben dem Versuchsreaktor Jülich mit derzeit 140 Mitarbeitern auch der Stilllegungsbereich des Forschungszentrums Jülich mit 220 Beschäftigten gehören." (1)
Anmerkung:
1. http://www.business-wissen.de/nachrichten/ewn-will-sich-als-kompetenzzentrum-fuer-atomausstieg-profilieren/
Fragen zu den Kügelchen am THTR: |
Im Frühjahr 2012 entdeckte im Rahmen von "Jugend forscht" eine damals elfjährige Schülerin zahlreiche Kleinstkügelchen im Umkreis des THTR. Diese Kleinstkügelchen wurden zur Untersuchung an das LIA (Landesinstitut für Arbeitsgestaltung) NRW weitergegeben.
Die dort durchgeführten Untersuchungen kamen zu dem Ergebnis, dass keine Radioaktivität in den Kügelchen vorliegt und es sich bei den eingereichten Proben möglicherweise um Eisenoxidpartikel handelt. Am 9. Juli 20012 wurden die Ergebnisse dieser Untersuchungen bei der LIA auf ihrer Homepage veröffentlicht.
Für die BI Umweltschutz Hamm ergaben sich aufgrund eines ebenfalls vorgelegten Gutachtens von H. W. Gabriel eine Reihe von Fragen und Unstimmigkeiten. Insbesondere, weil in diesem Gutachten der Vorwurf gemacht worden ist, dass von der LIA bestimmte wichtige Messbereiche nicht gemessen bzw. nicht dokumentiert wurden und nur die Oberfläche und nicht das Innere der Kügelchen analysiert wurde. Dies sorgte für erhebliche Unruhe und viele Diskussionen in der Bevölkerung in der Nähe des THTR.
Aus diesem Grund schrieb die Bürgerinitiative am 6. Dezember 2012 einen Brief mit vielen Fragen an den grünen Umweltminister von NRW, Johannes Remmel. Seine umfangreiche und ausführliche Antwort erreichte uns am 16. März 2013. Wir dokumentieren diese Antwort in Auszügen:
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Die Untersuchungen der Proben auf Radioaktivität sind von der Strahlenmessstelle der Landesanstalt für Arbeitsgestaltung NRW (LIA) durchgeführt und im Internet veröffentlicht worden. Künstliche Radioaktivität konnte dabei nicht festgestellt werden.
Das Landesamt für Natur,Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) hat an der von der Strahlenmessstelle übergebenen Probe Untersuchungen zur Elementzusammensetzung durchgeführt (Röntgenfluoreszenz, Lichtmikroskop und Rasterelektronenmikroskop (REM) mit anschließender energiedispersiver Analyse). Die Darstellung incl. Bericht des LANUV im Internet ist Ihnen bekannt. Die Röntgenspektren zur Elementaranalyse der Probe wurden im LANUV mit 20 keV Beschleunigungsspannung aufgenommen.
lm lnternet wurde zunächst nur ein Teil des Spektrums, der Bereich bis 11 keV dargestellt, weil in den Spektren im Bereich von 11 - 20 keV lediglich 2 Linien des Elements Gold angezeigt werden, die eindeutig der Probenpräparation und nicht der Probe selbst zuzuordnen sind, und daher keine relevanten Informationen enthalten. Elemente mit höherer Ordnungszahl wie Thorium, Uran und Plutonium, deren Linien im Bereich 12,97 bis 18,29 keV liegen, wurden nicht detektiert. Bei einem Vorhandensein dieser Elemente in der Probe hätten weitere charakteristische Li-nien im Bereich von 3,0 bis 3,5 keV vorhanden sein müssen. Da auch diese Linien in den Spektren fehlen, waren Thorium, Uran, und Plutonium nicht in der Probe nachweisbar.
Der Bericht des LANUV enthielt nur einen Ausschnitt des gesamten ermittelten Spektrums, weil mit dem Spektrenausschnitt bis 11 keV alle für die Probe relevanten Linien dargestellt werden können. Untersucht wurde dennoch bis 20 keV.
Aufgrund von Nachfragen wurde das bereits vorhandene komplette Spektrum abgebildet zur vollständigen Klarstellung des Rahmens der Untersuchungen. Es gab also keinen völlig neuen erweiterten Bericht, es wurde lediglich das bereits vorhandene komplette Spektrum abgebildet, auch wenn es zur Bewertung nicht erforderlich war. Die Bewertung blieb dieselbe.
Die Stellungnahme des Herrn Gabriel wurde intensiv fachlich geprüft, hat jedoch nichts an der Eindeutigkeit der Analyseergebnisse des LlA und des LANUV geändert. (...)
Herr Gabriel sieht es als fragwürdig an, dass das Spektrum nicht den vollen Energiebereich zeigte. Im unteren Energiebereich sollte eine Linie des Th-232 ersichtlich sein, die nach seiner Meinung aber verschwiegen wurde. Dass das Spektrum jedoch nicht zum Nachweis von Th-232 diente und alle notwendigen Linien von Cs-137 und Co-60 im betrachteten Energiebereich liegen, wird in den Ausführungen von Herr Gabriel nicht berücksichtigt. Das LlA hat auch den unteren Energiebereich dargestellt, in dem sich natürlich keine nachweisbare Thorium-Linie befindet; wäre dies der Fall gewesen, hätte das LlA sie angegeben.
Weiterhin möchte ich darauf hinweisen, dass der Nachweis von Th-232 im Gammaspektrum auch über das Folgeprodukt Ac-228 (Actinium-228) möglich ist, dessen Hauptlinie bei 911 keV liegt und bei der keine nachweisbare Aktivität vorliegt.
Die gesamte Diskussion über Einzellinien im Gammaspektrum ist aus hiesiger Sicht nicht zielführend, da die Th-232-Bestimmung nicht über die Gammaspektroskopie, sondern über eine Analyse der Alpha-Aktivität durchgeführt wurde. Dazu hatte das LlA die Kügelchen vollkommen zerstört und aufgelöst, womit widerlegt ist, das LlA habe nur die Aussenschale der Kügelchen gemessen. Die Nachweisgrenze für die Alpha-Strahler Pu-238, Pu-239, Th-232, U-238 und U-235 beträgt 0,86 Becquerel pro Kilogramm Kügelchen-Material, d.h. die Aktivitätskonzentration dieser Isotope liegt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit unterhalb dieses Wertes. (...)
Ich möchte abschließend festhalten, dass die Untersuchung auf Thorium 232 nicht mit der Methode der Gammaspektroskopie durchgeführt wurde, sondern mit der weitaus genaueren Methode der Alpha-Analyse. Thorium 232 konnte in der Probe nicht nachgewiesen werden. Die Nachweisgrenze der Messung lag unterhalb von einem Becquerel pro Kilogramm Kügelchen-Material.
Darüber hinaus bitten Sie um Informationen zur Beschaffenheit der THTR-Brennelemente sowie zur Bilanzierung der Zufuhr und Abfuhr der THTR-Brennelemente:
Beim Thorium-Hochtemperaturreaktor (THTR) wurden Brennelemente eingesetzt, die etwa 10,2 g Th-232 und 0,96 g U-235 enthielten. Transurane wie Plutonium, Americium und Curium kamen bei der Herstellung der Brennelemente nicht zum Einsatz. Die Bilanz über die beim THTR eingesetzten Brenneiemente stellt sich wie folgt dar:
Insgesamt dem Reaktor zugegebene Brennelemente: 619.804 Stück
Entnahme aus dem Reaktor; jetzt Aufbewahrung im Transportbehälterlager Ahaus: 617.606 Stück
verblieben im Reaktor (sicherer Einschluss): 2.198 Stück. Einziger Hersteller und Lieferant der Brennelemente war die NUKEM GmbH.
Vor dem Hintergrund dieser Ausführungen ergibt sich kein Anlass für weitere Untersuchungen auf künstliche Radioaktivität. Umfangreiche Informationen in dieser Sache finden Sie darüber hinaus im aktuellen Bericht an den Umweltausschuss des Landtags, den ich Ihnen beigefügt habe. Dort finden Sie auch die Ergebnisse zur Elementzusammensetzung der Kügelchen – hauptsächlich Eisenoxid.
Zur Krebshäufigkeit in der Umgebung des THTR wurde Ende 2012 eine Anfrage an das Krebsregister gestellt. Ein Ergebnis der Auswertung liegt mir noch nicht vor.
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Für diese ausführliche Antwort bedanken wir uns an dieser Stelle beim NRW-Umweltminister Johannes Remmel. Eine erneute Untersuchung der Kügelchen durch unabhängige Wissenschaftler halten wir angesichts der vielen uns gemeldeten Krebsfälle weiterhin für sinnvoll. Wir hoffen, dass diese Untersuchung in den nächsten Monaten zustande kommt.
Hier ist die Antwort von H. W. Gabriel
THTR-Restabwicklung bis 2080: Reichen 667 Millionen Euro? |
Die NRW-Landtagsfraktion der „Piraten“ hakte am 15. März 2013 in einer Anfrage an den Haushalts- und Finanzausschuss des NRW-Landtags nach, wie hoch die Kosten für die „Restabwicklung“ des THTR sein werden. Der Reaktor befindet sich von 1997 bis 2027 im sogenannten Stilllegungsbetrieb.
2009 war die Vereinbarung mit der Betreibergesellschaft Hochtemperatur-Kernkraftwerk GmbH (HKG) ausgelaufen und die Verhandlungen für die Übernahme der jährlichen Stillegungskosten zogen sich hin. Bis dahin wurden nach offiziellen Angaben in Stilllegung und Einschluss insgesamt 425 Millionen Euro ausgegeben. 127 Mill. Euro übernahm der Bund, NRW 146 Millionen und die HKG 142 Mill. Euro. Das Land NRW zahlt wie in den vergangenen Jahrzehnten auch, jährlich ca. 4 Millionen Euro für den Stilllegungsbetrieb.
In der Antwort der Landesregierung auf die Piraten-Anfrage wird angegeben, dass die HKG 667 Mill. Euro Rückstellungen für den THTR vorhält: Für den sicheren Einschluss bis 2035, die Kosten für die Zwischenlagerung bis 2055, die Ausgaben für den Salzgitterfonds bis 2058, die Endlager-kosten bis 2080 und die geschätzten Rückbaukosten des Reaktors bis angeblich 2044.
Es ist fraglich, ob dieses Geld reichen wird. Denn der Rückbau könnte komplizierter und teurer werden, als bisher von den Verantwortlichen angenommen. Das Land ist eine Zusage von 32 Millionen Euro für eine „3. Ergänzungsvereinbarung“ in Sachen Stilllegungsbetrieb eingegangen. – Wär ja auch noch schöner, wenn die Atomindustrie die Beseitigung ihres eigenen radioaktiven Mülls selbst bezahlen müsste.
Inzwischen ist der allseits beliebte Märchenonkel und bisherige Technische Geschäftsführer der HKG, Günther Dietrich, in Rente gegangen. Seine Aufgabe übernimmt jetzt Dr. Ralf Versemann. Der 47-jährige hofft, den Beginn des THTR-Rückbaus noch zu erleben (WA vom 3. 5. 2013). Bei einem Rückbaubeginn im Jahre 2030 wäre er 76 Jahre alt. Vorsichtshalber verkündete der NRW-Finanzminister am 3. März 2013: „Ein Rückbau der Anlage ist vorläufig nicht vorgesehen“. Die sich später offenbarende zusätzliche Kostenlawine will er sich aus durchsichtigen Gründen wohl lieber als Pensionist ansehen.
Neue Homepage
Von Atomkraft über Kultur, Parteikritik, Gewerkschaften, Basisbewegungen, Rechte, Lokales, Südasien bis hin zu Zeitschriftenkritik sind hier zahlreiche Artikel von Horst Blume aus den letzten 40 Jahren im Internet einsehbar und werden laufend ergänzt: http://www.machtvonunten.de/
Anti-AKW-Bewegung in Indien
In Ausgabe 140 berichteten wir über den gewaltfreien Widerstand gegen den Bau der AKWs in Kudankulam (Indien). Inzwischen sind von einer Unterstützergruppe aus der BRD sieben sehr interessante Rundbriefe zu Atom und Indien veröffentlicht worden.
Hier sind sie einzusehen:
http://indien.antiatom.net/newsletters-2/newsletterantiatomindiennr7/
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