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THTR Rundbrief Nr 102, Nov. 2005


SGL Carbon liefert Graphit für Hochtemperatur-Reaktor!

Nach Uhde (Dortmund) und RWE NUKEM (Essen, Hanau) ist mit SGL Carbon Group AG (Wiesbaden) ein weiteres deutsches Unternehmen bekannt geworden, dass an der nuklearen Brennstoffbereitstellung für den Pebble Bed Modular Reactor (PBMR) in Südafrika beteiligt ist und beträchtliche Gewinnerwartungen damit verbindet.

SGL Carbon ist nach eigenen Angaben einer der weltweit führenden Hersteller von Produkten aus Carbon und Graphit für Anwendungen in der Industrie, in der Luft- und Raumfahrttechnik. Und stellt ebenfalls Produkte für den "Verteidigungssektor" her! Dieser weltweit agierende Konzern soll für die ca. 6 cm Durchmesser umfassenden Kugelbrennelemente des geplanten Hochtemperaturreaktors in Südafrika das notwendige Graphit liefern. Auf der Homepage des Konzerns sind unter der Überschrift "SGL Carbon als strategischer Graphitlieferant ausgewählt. Zusammenarbeit mit südafrikanischen Nuklearenergie-Technologie-Unternehmen" folgende Einzelheiten zu entnehmen:

"Die PBMR-Technologie soll in naher Zukunft zu einer kostengünstigen und Co2-freien Form der Energieerzeugung als Alternative zu den endlichen fossilen Ressourcen eingesetzt werden. PBMR hat SGL Carbon aufgrund seiner Expertise in der Herstellung und Entwicklung von hochwertigem Graphit und Kohlefaser-Verbundwerkstoffen als strategischen Lieferanten ausgewählt. Beide Unternehmen arbeiten bereits seit mehreren Jahren bei der Entwicklung von Werkstoffen zur Anwendung in der PBMR-Technologie zusammen. Der geplante Bau eines Demonstrationsreaktors ab 2007 in Südafrika kann für die Geschäftseinheit Specialities der SGL Carbon in den Jahren 2006 bis 2008 zu einem Umsatz von ca. 35 bis 40 Mio. Euro führen."

SGL Carbon hat weltweit 5.109 Mitarbeiter und 26 Produktionsstandorte. Es entstand 1992 aus einem Zusammenschluss zwischen SIGRI/Deutschland und Great Lakes Carbon/USA. Der Umsatz des Jahres 2004 über 926 Mio. Euro verteilt sich zu 49 % auf Europa, zu 27 % auf Nord Amerika und zu 24 % auf die restliche Welt. Die Aktiengesellschaft ohne Grossaktionär vertreibt weltweit ihre Produkte in mehr als 100 Ländern. Die Hauptverwaltung befindet sich in Wiesbaden, deutscher Produktionsstandort ist Meiningen bei Augsburg. In Südafrika befindet sich ebenfalls eine Niederlassung.

Die eigenen Poduktionsaktivitäten im Bereich der Nuklearindustrie werden wie folgt benannt:

  • Graphitrohre zur Aufnahme von Brennelementen und zur Gasführung in gasgekühlten Kernreaktoren
  • Graphitpulver und Bauteile aus Graphit und CFC für Hochtemperaturreaktoren

Eine "Vision/Mission" hat der agile Konzern auch: "Wir streben nach Kosten- und Technologieführerschaft. (...) Wir konzentrieren uns auf unsere Kernkompetenzen Hochtemperatur-Technologie sowie Werkstoff- und Engineering-Know-how."

Wer so zielstrebig den finanziellen Erfolg zum Maß aller Dinge macht, kommt schon mal mit dem Gesetz in Konflikt. Am 29. 4. 2004 hat das Europäische Gericht in der 1. Instanz in dem Verfahren "Graphitelektroden" SGL Carbon zu einem Bußgeld von 69,1 Mio. Euro verurteilt.

Auf ihrer Homepage verweist die umtriebige Aktiengesellschaft zum Schluß noch auf die Webseite der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA. Das soll Seriösität demonstrieren. Klickt man diesen Link an, offenbart sich – grundehrlich und offen, wie alle Beteiligten nun mal sind – in aller Klarheit: Diese Seite wurde gesponsert von – na? – SGL Carbon Group, ESKOM Südafrika und zwei weiteren ganz und gar uneigennützigen Unterstützern. Hier ist ein Kommentar überflüssig.

Durch "Sponsoring-Invents" nur notdürftig getarnt, nimmt SGL Carbon sogar direkt Einfluss auf die südafrikanische Regierung. "Aktienresearch" meldete zufrieden auf ihrer Homepage Ende August 2005: "Darüber hinaus hat das südafrikanische Unternehmen (PBMR Ltd, THTR-RB) SGL Carbon als Partner für eine in dieser Woche in der Hauptstadt Pretoria stattfindende Konferenz zum Stand der Entwicklung der so genannten Kugelhaufenreaktor-Technologie ausgewählt."

Nach Angaben der VDI-Nachrichten vom 9. 9. 2005 versammelten sich dort "340 Vertreter der südafrikanischen Entwicklungsfirma, ihrer Anteilseigner und Kapitalgeber sowie der Zuliefererfirmen aus aller Welt"!! Und praktischerweise kam auch gleich ein Teil der Ministerriege Südafrikas hinzu: "Kriek (von PBMR Ltd, THTR-RB) wertete die Teilnahme der Vizepräsidentin und dreier Minister als Beleg dafür, wie wichtig die Regierung das Projekt nehme. ‚In unserem an Uranvorkommen reichen Land ist es natürlich, dass wir diese Ressource für friedliche und ökonomische Zwecke nutzen‘."

Der VDI-Artikel hebt die Wichtigkeit der Zulieferer für den Bau des Atomkraftwerkes hervor: "Außer dem kugelförmigen Brennstoff werde PBMR kein einziges Anlagenteil fertigen und zum Reaktor beisteuern. (...) Zu den wichtigen Lieferanten zählt beispielsweise die japanische Mitsubishi Heavy Industries für die Gasturbinen. Aber auch deutsche Unternehmen sind beteiligt. RWE Nukem wird sich am Fertigungsprozess der Brennstoffe beteiligen, schoss einen Vertrag mit PBMR noch während des Kongresses in Pretoria. Die Wiesbadener SGL Carbon entwickelt und fertigt Graphit-Reflektoren und Moderatoren für den Innenraum des Reaktors." Zufrieden wurde festgestellt, das die Tests am Brennstoff und an den Anlagenkomponenten im Zeitplan liegen. Das alles kostete natürlich so Einiges: "In die Entwicklung des Know-hows des Kugelbettreaktors einschließlich der deutschen Arbeiten seien insgesamt 10 Mrd. Euro geflossen."

Bei soviel internationaler Vorfinanzierung und politischem Zuspruch können die Aktienanalysten die Gier nach Extraprofiten nur noch weiter anstacheln und kapitalkräftigen Anlegern ein eindeutiges "buy" für SGL Carbon-Aktien empfehlen. "Aktienresearch" untermauert diese Empfehlung folgendermaßen: "Nach Schätzung der Analysten dürfte SGL Carbon in Folge des Geschäfts im Jahr 2007 ein zusätzliches Umsatzwachstum von 2,3% erzielen." Dafür kann man schon mal einen Kongress mitsamt einer Regierung "sponsern".

Um das Maß auch wirklich voll zu machen, muss ebenfalls noch vermeldet werden, dass die Homepage "eco-reporter", die sich für nachhaltige Investitionen und erneuerbare Energien einsetzt, ohne jeden kritischen Kommentar die Meldungen zum PBMR abdruckt und das Geschwätz von einer "CO2-freien Energieerzeugung" nachplappert. Das Ganze ist auch noch garniert mit einer Werbeanzeige der "Umweltbank". "Gesponsert" wird heutzutage überall!

Es bleibt nur noch ernüchternd festzustellen, dass zwar in der BRD ein langfristiger "Ausstieg" aus der Atomindustrie beschlossen wurde, aber dass dies die deutschen Konzerne (eingebunden in eine internationale Struktur) nicht im Mindesten daran hindert, fleißig weiter gute Geschäfte mit der von ihr forcierten Renaissance der Atomenergie zu machen.

Horst Blume

 

Die "Internationale der Atomkraft" erhielt Friedensnobelpreis:

Das nächste Mal die Mafia??

Der diesjährige Friedensnobelpreis wurde Mohamed ElBaradei und der von ihm geleiteten Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) in Wien zu gleichen Teilen verliehen.

Der Ägypter ist mit einer Lehrerin verheiratet, die im Kindergarten der internationalen Schule in Wien unterrichtet. Er bekannte freimütig: "Ich finde eine Menge Gemeinsamkeiten zwischen meinen Handlungsweisen und der Art, wie meine Frau Aida mit dreijährigen Kindern umgeht" (1). Dies sagt Einiges über den geistigen Horizont und die rationale Einsichtsfähigkeit seiner Verhandlungspartner aus. Allerdings sind seine Verhandlungsgegenstände keine Süßigkeiten oder Bonbons, sondern nukleare Bomben. Also Massenvernichtungswaffen und darüber hinaus noch die gefährlichste Energieform, die es gibt: Atomkraft.

Nobelpreis für gescheiterte Institution

Zu den runden Jahrestagen hatte das Nobelpreiskomitee bisher recht zukunftsweisende und hoffnungsvolle Entscheidungen gefällt. 1985 erhielt die Internationale Ärztevereinigung gegen Atomkrieg (IPPNW) und 1995 die Pugwash-Konferenz den Nobelpreis. Dieses Jahr gehörte zunächst die japanische Organisation der US-Atombombenopfer Nihon Hidankyo zu den nominierten Favoriten des Komitees. Bevorzugt wurde dann doch noch die klassische Lobbyorganisation der Atomenergie IAEO. Gegenwärtig stecken die nuklearen Abrüstungsgespräche und die Bemühungen um Nichtverbreitung nuklearer Massenvernichtungswaffen in der tiefsten Krise ihrer Geschichte.

Die IAEO, auf deren Initiative der nukleare Geist zuerst aus der Flasche gelassen wurde, erweist sich als weitgehend machtlos in seiner Rolle als weltweiter Atompolizist. Die Nobelpreisverleihung ist der verzweifelte Versuch, die außer Kontrolle geratene Situation mit zusätzlicher moralischer Unterstützung zu retten. Das ist ein höchst zweifelhaftes Unterfangen, da die IAEO selbst die Verursacherin dieser Misere ist und alles unternimmt, damit es letztendlich noch schlimmer wird.

Das IAEO-Ziel: Atomkraft für viele Entwicklungsländer

Die internationale Atomenergiebehörde wurde 1957 als unabhängige Organisation innerhalb der Vereinten Nationen gegründet. Sie hat zur Zeit 2244 Mitarbeiter aus über 90 Ländern (2). Ihr Selbstverständnis: "Ziel der Organisation ist es, den Beitrag der Atomenergie zum Frieden, zur Gesundheit und zum Wohlstand auf der ganzen Welt rascher und in größerem Ausmaß wirksam werden zu lassen."

Mit der Sicherheit und dem Frieden ist es allerdings nicht weit her. Atomkraftwerke verbrauchen angereichertes Uran und produzieren Plutonium, das inzwischen in etlichen Staaten für nukleare Waffenprogramme verwendet wurde. Indem die IAEO die Atomkraft propagiert und unterstützt, trägt sie selbst zur Weiterverbreitung der Atomwaffen bei! Die Sicherheit der zivilen Atomkraft kann sie ebenfalls nicht gewährleisten. Die Störfälle in zahllosen Atomkraftwerken (Three Miles Island, Tschernobyl, Sellafield) zeigen es überdeutlich. Die ganze moralische Verkommenheit dieser Organisation zeigt sich schon daran, dass sie offensichtliche Störfälle immer wieder leugnet oder herunterspielt und damit mitschuldig für Krankheit, Tod und Leid vieler Menschen ist.

"Die IAEO setzt sich unter anderem für den Zugang der Entwicklungsländer zu friedlicher Nukleartechnologie ein. Derzeit besitzen 44 Staaten Atomanlagen, die für militärische Zwecke genutzt werden können" (3). Heute haben folgende Länder Atomwaffen: USA, Großbritannien, Frankreich, Russland, China, Indien, Pakistan, Israel. Und vielleicht auch Nordkorea und Iran.

Je mehr atomare Waffen in der Welt existieren, umso größer ist die Möglichkeit, daß einige von ihnen von extremistischen Gruppen erworben werden können. Die von der IAOE vielbeschworene Phrase von null Toleranz für zusätzliche Atomwaffen außerhalb des bisherigen atomaren Clubs ("atomare Apartheid") erfordert als Voraussetzung null Toleranz für zivile Atomkraft.

IAEO: Weltweiter Vorreiter für Hochtemperatur-Reaktoren

Bei dem Bestreben der Atomindustrie, Entwicklungs- und Schwellenländern die umstrittene HTR-Linie zu verkaufen, leistet diese Organisation jede erdenkliche Hilfe. Sie liefert den kompletten Rundumservice für die Propagierung, Erforschung und Einführung dieser Linie. Über das hohe Proliferationsrisiko dieses Reaktortyps ist an anderer Stelle ausführlich berichtet worden (4). Insbesondere Südafrika will seinen Modul-HTR speziell für den Export produzieren. Hier päppelt die IAEO gerade die Atomwaffenproduzenten der nächsten Generation hoch: Die Generation IV!

Zusammen mit dem nuklearen HTR-Netzwerk, Forschungseinrichtungen und Energiekonzernen agiert die IAEO durch zahllose Konferenzen, Workshops, Artikeldienste, Dokumentationen, Präsentationen und Beratungen auf internationaler Ebene als Speerspitze zur Durchsetzung dieser neuen Proliferations-Variante! Zehntausende Seiten (!) von unkritischen Lobhudeleien über die HTR-Linie auf ihrer Homepage zeigen überdeutlich, was von ihren Phrasen der "Nichtverbreitung von Atomwaffen" wirklich zu halten ist. Diese famose Organisation lässt sich diese Seiten auch noch von ihren direkten Nutznießern, der HTR-Industrie (ESKOM, Südafrika) und ihren Zulieferern (SGL-Carbon Group, Wiesbaden), finanzieren (5)!!

Ein Atompolizist bringt seine Auftraggeber nicht ins Gefängnis!

Die Spaltung der Welt in Atomwaffen-Habende und Habenichtse stellt einen unablässigen Ansporn für verantwortungslose Regierungen zum Neuerwerb oder zur Nachrüstung atomarer Waffen dar. Die Beispiele Iran und Nordkorea zeigen eindeutig, dass auch schwächere Staaten auf den "Abschreckungswert" von Nuklearwaffen setzen. Die IAEO war bisher nicht in der Lage, diese zu einem eindeutigen Verzicht zu bewegen.

Terroristische Netzwerke stellen nach ElBaradei eine echte Gefahr dar, da sie die Möglichkeit haben, über den Schwarzmarkt an nukleares Material zu kommen (6). Aber selbst wenn bisher Nuklearhändler entdeckt wurden, ließ man sie oft unbehelligt, weil ihr Wirken bestimmten Großmachtinteressen diente. Der "Vater der pakistanischen Atombombe" Abdul Quadeer Khan, der in den 70er Jahren in der deutsch-niederländischen Urenco arbeitete, blieb gezielt unbehelligt, um durch eine pakistanische Atommacht die mit der Sowjetunion sympatisierende Nuklearmacht Indien zu "neutralisieren" (7). Dieser Khan versorgte die folgenden Jahrzehnte fast ein Dutzend Länder aus seinem nuklearen Supermarkt.

Die Überprüfungskonferenz zum Atomwaffensperrvertrag im Mai 2005 in New York zeigte überdeutlich: Das Problem der Atomwaffen ist nicht mehr beherrschbar, weil an unzähligen Stellen auch an "zivilen" Atomreaktoren radioaktives Material abgezweigt werden kann. Es ist die vollständige Bankrotterklärung der gesamten IAEO-Politik. Da hilft auch kein Friedensnobelpreis, um völlig Uneinsichtige moralisch in Zugzwang zu setzen.

Inzwischen muss ElBaradei Ermittlungen gegen sein Heimatland Ägypten einleiten, weil dort atomare Experimente stattgefunden haben sollen, die mit einem Atomwaffenprogramm in Zusammenhang stehen. "Bei den Versuchen sei metallisches Uran hergestellt worden, das zur Herstellung waffenfähigen Plutoniums verwendet werden könne, sagte ein Diplomat in Wien. Außerdem seien möglicherweise Vorstufen einer Urananreicherung durchlaufen worden" (8).

Gegen verantwortungslose staatliche Machtpolitiker und Atomlobbyisten der IAEO muss Stück für Stück der Ausstieg aus der "zivilen" Atomkraft erkämpft werden. Die nukleare Abrüstung wäre dann als anschließender zweiter Schritt im Bereich des Möglichen. 

Horst Blume

  1. Frankfurter Rundschau 8. 10. 2005
  2. Neues Deutschland 8. 10. 2005
  3. Siehe unter 1.
  4. Siehe THTR-Rundbrief Nr. 86
  5. Siehe den Artikel "SGL Carbon liefert Graphit für HTR" in dieser Ausgabe
  6. Siehe THTR-Rundbrief Nr. 95, 98 und 99
  7. Junge Welt 11. 8. 2005

Ver.di auf Pro-Atomkurs

Jetzt machen die DGB-Gewerkschaften wieder gemeinsame Sache mit den Atomkonzernen. Natürlich nur, um Arbeitsplätze zu sichern. Dieser Opportunismus hat eine lange Tradition (siehe auch den Artikel im ND vom 4. 11. 2005 auf unserer Homepage unter "aktuelles").

Vor ein paar Tagen legten die vier größten Energieunternehmen und ver.di und die IG BCE - die wohl kaum noch als Gewerkschaft, sondern eher als egoistische Ständeorganisation bezeichnet werden muss – ein gemeinsames Positionspapier mit energiepolitischen Forderungen an die neue Bundesregierung vor. Darin sprechen sich die Unterzeichner für längere Laufzeiten bei Atomkraftwerken, eine weitere Erkundung des Endlagerstandortes Gorleben und eine schnelle Inbetriebnahme des Endlagers Konrad aus. Der von den beiden DGB-Gewerkschaften unterzeichnete Wunschzettel stellt damit wesentliche Teile des bisher ausgehandelten langsamen "Atomausstiegs" zur Disposition.

Ver.di-Vorsitzender (und Grünen-Mitglied!) Frank Bsirke erklärte, "daß durch den Atomausstieg wegen des dann notwendigen Einsatzes konventioneller Energieformen möglicherweise die Klimaschutzziele des Kyoto-Protokolls torpediert würden." (Junge Welt vom 28. 10. 2005)

Am 21. März 2003 haben wir von der Bürgerinitiative Umweltschutz Hamm Bsirske angeschrieben, weil ver.di Mitglied im Senat der Helmholz Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren ist, das auch für die Hochtemperatur-Reaktor-Forschung in Jülich zuständig ist. Bsirske lies uns am 15. April 2003 antworten:

"Ver.di und seine Vorläuferorganisationen treten seit langer Zeit für den endgültigen Ausstieg aus der Kernenergieerzeugung ein und unterstützen alle Maßnahmen und Schritte in diese Richtung sowohl in Deutschland als auch im internationalen Maßstab. (...) Der Programmbereich "Energie" (in der Helmholz Gemeinschaft, RB) steht noch zur Begutachtung an. Wir werden bei dieser Gelegenheit die von Ihnen vorgetragenen Argumente berücksichtigen."

Wie ernst ver.di dies meinte, sehen wir jetzt. Der Schatten der Vergangenheit, in der die DGB-Gewerkschaften in den 70er und 80er Jahren willfährige Helfershelfer der Atomindustrie waren, holt uns wieder ein! – Haben die denn überhaupt nichts begriffen??

Horst Blume

 

Gegen das Comeback der Atomenergie - für eine sonnige Zukunft!

Jetzt zeigt sich, auf welch tönernen Füßen der von Rot-Grün auf den Weg gebrachte Atomkonsens steht. Denn der proklamierte "Atomausstieg" wurde nicht unumkehrbar gemacht. Unter einer unionsgeführten Bundesregierung sollen die schon jetzt absurd langen Restlaufzeiten weiter verlängert und der Bau der äußerst unsicheren Endlagerstätte in Gorleben wieder aufgenommen werden. Die Atomenergieforschung kann mit einem neuen Geldsegen rechnen, damit Deutschland wieder Atomtechnologie in alle Welt exportiert. Dabei sind die Gefahren der Atomkraft kein Stück kleiner geworden.

Trotzdem versuchen Atomlobby und Union Atomenergie als Antwort auf Klimakatastrophe und Abhängigkeit von Energieträgern aus unsicheren Weltregionen zu präsentieren. Sie wollen damit das spätestens seit Tschernobyl ramponierte öffentliche Image dieser Technologie flicken. Doch für eine Entwicklung weg von der Abhängigkeit vom Öl helfen weitere unflexible Großkraftwerke nicht. Gefragt ist der massive Ausbau erneuerbarer Energien, kombiniert mit weit effizienteren, dezentralen Gaskraftwerken, die flexibel an die wechselnde Energiemengen aus Sonne, Wind und Biomasse angepasst werden können.

Atomkraftwerke decken derzeit nur knapp 3 Prozent des weltweiten Energieverbrauchs. Angesichts der äußerst begrenzten Uranvorkommen der Erde, die bei heutigem Verbrauch noch für 40 Jahre reichen, ist Atomkraft als Alternative zu den endlichen fossilen Kraftwerken eine Luftnummer.

Grund genug, der propagierten Renaissance der Atomenergie unseren Widerstand entgegenzusetzen und für den weiteren konsequenten Ausbau Erneuerbarer Energien als Alternative einzutreten. Das schmutzige Spiel von E.ON, RWE, EnBW und Vattenfall muss beendet werden.

Aus: www.ausgestrahlt.de

 

Erfolgreiche Demonstration am 05.11.2005 in Lüneburg

Mit zwei Bussen und mehr als 100 Atomkraftgegnern haben Initiativen aus dem Münsterland am 5. 11. an der bundesweiten Anti-Atom-Demonstration in Lüneburg teilgenommen. Für die Münsterländer Initiativen stand dabei die Forderung nach einem sofortigen Atomausstieg im Vordergrund. Dazu gehören auch eine Stilllegung der Urananreicherungsanlage Gronau, ein Einlagerungsstopp für das Zwischenlager Ahaus und die Stilllegung des Atomkraftwerkes Lingen. Insgesamt demonstrierten rund 7000 Menschen in Lüneburg. Die Demonstration ist ebenfalls ein Signal an die Berliner Verhandlungsrunden von Union und SPD, angesichts unlösbarer Entsorgungsprobleme und ständiger Unfallgefahren endlich auf die Atomkraft zu verzichten.Fortgesetzt werden sollen die Aktionen beim nächsten Castor-Transport in die oberirdische Atommüll-Lagerhalle nach Gorleben vom 19. bis 22. November. Infos: www.castor.de

 

THTR-Atommüll

In Morsleben: Hier lagern 348 Behälter in 200-l-Fässern aus dem THTR. Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) hat im September 2005 die Pläne für die endgültige Schließung des Endlagers an das Umweltministerium in Sachsen-Anhalt übergeben. In etwa einem Jahr erfolgt wahrscheinlich die öffentliche Auslegung. Das BfS hat bisher keine Detailinformationen zum genauen Stilllegungskonzept preisgegeben und beantwortete kritische Anfragen hierzu nicht. Weite Teile des unterirdischen Grubensystems sollen mit insgesamt vier Millionen Kubikmeter einer Spezialmischung verfüllt werden. Die Arbeiten können ab 2008 beginnen und werden wahrscheinlich 15 Jahre lang dauern. Der Salzstock ist einsturzgefährdet und riesige Brocken drohen aus der Decke herauszubrechen (siehe THTR-RB 99). Von den etwa zwei Milliarden Euro Stilllegungskosten werden nur 150 Millionen Euro von den Betreibern der Atomkraftwerke aufgebracht (ND vom 14.09.2005).

In Ahaus: Zum dritten Mal nach 1999 und 2004 wurde am 10.03.2005 über neue Korrosionsschäden an den 305 THTR-Castor-Behältern berichtet. Der Sachverhalt wurde bis heute nicht vollständig aufgeklärt. Hier die Chronologie:

18.03.2005: Anfrage der BI Hamm an das zuständige NRW-Ministerium.

21.04.2005: Vorläufige Antwort, weiterführende Untersuchungen wurden angekündigt.

01.07.2005: Erneute Nachfrage der BI Hamm.

27.07.2005: Das NRW-Ministerium schreibt: "Für diese Untersuchungen wurde zwischenzeitlich ein spezielles Programm erstellt, welches nun abgearbeitet wird. Diese Prüfungen werden sich aus jetziger Sicht jedoch noch bis in den Herbst erstrecken."

07.11.2005: Immer noch keine Antwort vom NRW-Ministerium.

 

Presseecho

Der Artikel "Das atomare Dreieck" ist in der anti atom aktuell Nr. 166 nachgedruckt und in der Zeitschrift "Solarzeitalter" Nr. 3 (2005) von Eurosolar zitiert worden. Damit ist er der eindeutig am meisten nachgedruckte und zitierte Artikel, den ich die letzten 25 Jahre geschrieben habe.

Eine Zusammenfassung aller EU-Artikel im Rundbrief, "Der nukleare Rahmen der EU", ist in so seriösen Blättern wie dem "EU-Rundschreiben" Nr. 8/9 2005 des Deutschen Naturschutzrings (DNR) - indem alle großen Naturschutzverbände der BRD Mitglied sind - und in der Zeitschrift "Umwelt, kommunale ökologische Briefe" Nr. 18/2005 erschienen.

Das Medienecho auf die Ausgabe 100 war sehr zufriedenstellend. Hier ein kurzer Überblick:

  • Neues Deutschland 12.08.2005
  • Westfälischer Anzeiger 13.08.2005 (großer Artikel mit zwei Fotos)
  • Junge Welt 15.08.2005
  • Hamm-Online (Internet), August 2005
  • afrika süd Nr. 4, 2005
  • Strahlentelex Nr. 446-447, 2005
  • Graswurzelrevolution Nr. 302, 2005
  • AKP – Alternative Kommunalpolitik Nr. 6, 2005 

 


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