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Die THTR-Rundbriefe aus 2003

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THTR Rundbrief Nr. 82 April 2003


THTR-Mikrokügelchen: Plutonium im Garten

Wer sich ein wenig mit dem THTR beschäftigt hat, kennt aus zahlreichen Abbildungen seine Graphit-Brennelementkugeln, die einen Durchmesser von ca. 6 cm haben. Diese enthalten mehrere Tausend sogenannte PAC-Kügelchen (= Plutonium, Americium, Curium) und sind hochradioaktiv. Wie die Wochenzeitung „Freitag“ meldete, wurden in Wohngebieten von Hanau genau diese kleinen Hohlkugeln in der Gartenerde gefunden. In unmittelbarer Nachbarschaft stellte sie die Firma Nukem großtechnisch unter anderem für den THTR Hamm her. Die PAC-Kügelchen wurden aber auch in Geesthacht in der Nähe des Forschungszentrums GKSS gefunden und stehen anscheinend mit aufsehenerregenden Leukämiefällen in Zusammenhang. Außerdem wurde hier unter Umständen illegal an der Entwicklung von Miniatomwaffen geforscht, bei dem es offenbar zu Unfällen gekommen ist. Auch beim Betrieb des THTR Hamm kam es von 1985 bis 1988 zu Kugelbruch und zahlreichen Störfällen. Müssen im Lichte der jetzt veröffentlichten Tatsachen die THTR-Störfälle und seine Folgen neu bewertet und untersucht werden? Lesen Sie zunächst den Artikel von Sebastian Pflugbeil im „Freitag“:

In der Umgebung der Geesthachter Atomanlagen (AKW Krümmel und Forschungszentrum GKSS)
ist die weltweit auffälligste Häufung von Leukämieerkrankungen bei Kindern zu beklagen. Die Probleme begannen 1990. Leukämiekommissionen in Schleswig-Holstein und Niedersachsen suchten nach den Ursachen. Sie konnten alle infrage kommenden Ursachen ausschließen bis auf eine - radioaktive Strahlung. (...) Seit zwei Jahren bekommen die mit der Aufdeckung befassten Personen gewichtige Unterstützung. Eine Arbeitsgruppe um Professor Arthur Scharmann von der Uni Gießen wurde auf die absurden Erklärungen der schleswig-holsteinischen Beamten zur Herkunft von Plutonium aufmerksam. Die atomenergiebefürwortenden Experten wollten es genau wissen - sie nahmen und analysierten Bodenproben von beiden Elbufern und fanden „Kügelchen“, die ihnen aus Arbeiten in der Firma Nukem (Hanau) gut bekannt waren. Es handelt sich um Millimeter große Hohlkugeln, die im Innern in unterschiedlichem Maße Kernbrennstoff beziehungsweise Spaltstoffe enthalten. Als PAC-Kügelchen sind sie in der kernphysikalischen Fachliteratur gut bekannt. Ihre Struktur ähnelt den Kügelchen, aus denen die Brennelemente für den Thorium-Hochtemperaturreaktor in Hamm gefertigt wurden - diese Kügelchen wurden großtechnisch in Hanau hergestellt. Alarmiert durch die „Kügelchen-Funde in Wohngebieten an der Elbe untersuchte die Gruppe Scharmann den Boden in einem Hanauer Wohngebiet, wenige 100 Meter vom Betriebsgelände der berüchtigten Hanauer Atomanlagen entfernt. Auch in diesem Wohngebiet fanden sich die Kügelchen. Im Auftrag der Ärzteorganisation zur Verhütung des Atomkrieges (IPPNW) wurden dann an den Universitäten Gießen und Marburg sehr aufwendige Messungen durchgeführt, die die kerntechnische Herkunft der Kügelchen, angereichertes Uran, Plutoniumisotope, Americium und Curium nachwiesen. Neben den für Kernspaltung typischen Isotopen fanden sich Isotope, die im Bereich der Fusion vorkommen. Das entspricht den Angaben in der Fachliteratur.
Die „Kügelchen-Funde erschienen so abenteuerlich, dass sie überprüft werden mussten. In einer Exkursion in Hanau hat eine von der IPPNW beauftragte Gruppe von Experten, zu der der Verfasser gehörte, die Probe aufs Exempel gemacht, Bodenproben im Wohngebiet „Wolfgang“ genommen und sofort untersucht. Ein paar Fotoschalen, ein Teesieb, Pinzetten und Auflichtmikroskope reichten aus, um innerhalb von Minuten die „Kügelchen“ separieren zu können. Es stellte sich sofort die Frage, woher diese kernbrennstoff- bzw. spalt-stoffhaltigen Kügelchen stammen und wie sie in die Wohngebiete geraten sind.

Ein immer dichter werdendes Netz von Indizien deutet darauf hin, dass es sowohl im Forschungszentrum GKSS an der Elbe als auch bei Nukem jeweils einen Unfall gegeben haben muss, bei dem vermutlich ein Fusions-Spaltungs-Hybridreaktor oder ein vergleichbares Gerät zerstört wurde. Es spricht viel dafür, dass die Unfälle im September 1986 in der GKSS Geesthacht und im Januar 1997 in Hanau passierten.

Bei Explosion bzw. Brand wurden die winzigen Teilchen über Hunderte bis Tausende Meter in der Umgebung verteilt.
Am 14. Oktober tagte die schleswig-holsteinische Leukämiekommission, nachdem das zuständige Ministerium für Finanzen fast zwei Jahre die Arbeit der Kommission blockiert hatte, in eigener Initiative und erstmals öffentlich vor Ort in Marschacht (Elbmarsch). Es wurden die Gutachten der Gruppe Scharmann und eine Übersichtsarbeit über die radioaktive Belastung der Nahumgebung der Geesthachter Atomanlagen diskutiert - alle Arbeiten entstanden im Auftrag der IPPNW und der Bürgerinitiative gegen Leukämie in der Elbmarsch. Die Leukämiekommission war äußerst beunruhigt über die vorgelegten Untersuchungen - insbesondere darüber, dass in den Wohngebieten in der Elbmarsch und in Hanau nicht nur die PAC-Kügelchen in den Gärten herumliegen, sondern auch noch kleinere Kügelchen, die sich normalerweise im Innern der PAC-Kügelchen befinden sollten. Diese winzigen Kügelchen haben Durchmesser von zehn bis 50 Mikrometern und sind kaum mit dem bloßen Auge sichtbar. Sie sind so leicht, dass sie problemlos mit Staub aufgewirbelt und eingeatmet werden können. Inzwischen wissen wir, woraus diese Kleinstkügelchen bestehen: zu einem erheblichen Teil aus Plutonium-Isotopen, Americium und Curium, alles Teufels-Zeug und hochgiftig.
Bis heute streiten die zuständigen Ministerien, die Atomaufsicht in Hessen und in Schleswig-Holstein, das Umweltministerium in Berlin und eine stattliche Phalanx regierungstreuer Gutachter alles ab. Die Kügelchen werden als „Wurmkot“ deklariert, ihre kerntechnische Herkunft wird bestritten, die Kontamination der Wohngebiete mit Plutonium und angereichertem Uran geleugnet. Die Märchen der Behörden können verschiedene Ursachen haben: persönliche Schwächen von Verantwortlichen, das Interesse am Bild einer heilen Atomwirtschaft oder nicht eingestehen zu wollen, 16 Jahre lang geschlafen oder gelogen zu haben.
Möglicherweise gibt es eine noch einfachere Erklärung. Aus der Literatur wissen wir, dass diese Kügelchen nicht nur für die Fusionsenergieforschung, sondern auch für die Entwicklung von Atomwaffen eingesetzt wurden. Die Stasi hat bereits in einem Gutachten von 1987 ihre Besorgnis darüber formuliert, dass möglicherweise in Norddeutschland an der Entwicklung von Mini-Atomwaffen gearbeitet würde. Wenn das stimmen sollte, haben wir es nicht nur mit Leukämieerkrankungen bei Kindern, sondern auch noch mit der illegalen, halblegalen auf jeden Fall innen- wie außenpolitisch höchst brisanten Problematik deutscher Atomwaffen zu tun. Wenn das stimmen sollte, müssen wir geradezu von Amts wegen belogen werden.“ (6. 12. 2002)

In der Antwort auf einen Leserbrief des Nukem-Mitarbeiters Linhart schreibt Sebastian Pflugbeil am 10. Januar 2003 im „Freitag“:
(...) „Herr Linhart sollte wissen, dass Kügelchen der beschriebenen Art in Hanau großtechnisch hergestellt wurden - unter anderem für den Thorium Hochtemperaturreaktor in Hamm. Bisher hat es jedoch niemand für möglich gehalten, dass kerntechnisches Material dieser Art außerhalb des Betriebsgeländes in Wohngebieten auftauchen würde. (...) Die fotografierten Kügelchen sind Hohlkugeln, die nach außen keine starke Strahlung abgeben. Die genannten gefährlichen Radionuklide stecken im Innern der Kügelchen, die Alpha- bzw. Beta-Strahlen werden durch die sehr stabile Kugelschale abgefangen. Zunächst wurden unter dem Mikroskop die Hohlkugeln ausfindig gemacht, sie haben Abmessungen zwischen 100 und 2.000 Mikrometern. Erst im jüngsten Gutachten ELB5 ist es gelungen, die Schwermetall-Kleinstkügelchen zu separieren, die eigentlich im Innern der Hohlkügelchen stecken sollten. Diese Schwermetallkügelchen liegen aber auch frei in den Gärten herum. Sie haben Durchmesser von 10 - 50 Mikrometern, sie können leicht vom Wind mitgenommen oder eingeatmet werden. Diese Kügelchen sind elektronenmikroskopisch dokumentiert und mit SIMS massenspektrometrisch vermessen worden (ELB5). Sie enthalten tatsächlich den ganzen Strauß der besonders gefährlichen Radionuklide.
(...) Wenn man aber die Kügelchen nicht separiert hat, kann man sie auch nicht untersuchen - tatsächlich hat bisher kein einziger staatlich beauftragter Gutachter Struktur und Inhalt der Kügelchen untersucht. Die durchgeführten Bodenanalysen waren durchweg nicht in der Lage, diese besondere Form der Kontamination zu erfassen.“

Am 17. 1. 2003 berichtete die TAZ, dass die Ermittlungen der Lübecker Staatsanwaltschaft wegen der Leukämiefälle in der Elbmarsch eingestellt wurden, wogegen der Ärzte-Verband IPPNW Beschwerde einlegte.

Was bedeuten die neuen Informationen für den THTR Hamm?

Mit den Graphit-Brennelementkugeln, in denen sich die PAC-Kügelchen befinden, gab es während des THTR-Betriebes andauernd Probleme. Die Kugeln blieben oft in der Beschickungsanlage stecken und gingen zu Bruch. Im Mai 1986 wurde versucht, die blockierende Kugel mit hohem Gasdruck wegzublasen. Kontaminiertes Helium ist dann in die Schleuse eingeströmt und durch ein irrtümlich geöffnetes Ventil in den Kamin nach draußen entwichen. Bis zu 30 Kugeln schoss der Techniker, der sich sechs Stunden an dem hierfür notwendigen Gerät versuchte, hinterher, um das verstopfte Rohr wieder frei zu bekommen. Zahlreiche Staus im sogenannten Kugelabzugsrohr mit ähnlichen Problemen gab es ebenfalls.
Die Dichte der Kugeln in dem Kugelhaufen war größer als von den Betreibern vorausberechnet. Die Corestäbe verbogen sich und durch den hohen Druck zerbrachen mehr Kugeln als vorgesehen. Es entstand jede Menge radioaktiver Kugelbruch und Graphitstaub, der abgesaugt werden musste. Bei dem Störfall im Mai 1986 wurden ausgerechnet während dieser Zeit die Messgeräte abgeschaltet und es kam zu einem der größten Skandale der deutschen AKW-Geschichte. Die radioaktive „Abgaberate“ konnte beim THTR nur noch grob „abgeschätzt“ werden.
Die Betreiber des THTR gaben an, dass nur alle zwei Jahre eine einzige Brennelement-Kugel beschädigt werden würde. Mitte 1987 waren es bereits 8.000! Da der Abrieb der Kugelbrennelemente immer mehr Probleme bereitete, wurden erst nach dem Störfall im Mai 1986 mehrere zusätzliche Feinstfilter eingebaut.
Die mehrjährigen vielschichtigen Probleme mit dem Kugelbruch im THTR machen zumindest eines sehr deutlich. Es kann nicht völlig ausgeschlossen werden, dass ähnlich wie es jetzt im Fall Hanau und Geesthacht bekannt geworden ist, Kugelbestandteile oder sogar PAC-Kügelchen aus dem Reaktor entwichen sind. Da die PAC-Kügelchen nach außen zunächst keine starke Strahlung abgeben, konnten sie damals mit den herkömmlichen Meßmethoden auch nicht bemerkt werden. Heute den Nachweis von radioaktiven Stoffen außerhalb des Reaktors zu erbringen, wäre relativ aufwendig. Mögliche PAC-Kügelchen müssten mit Hilfe eines orientierenden Messprogramms aufgespürt werden. Zusammen mit vertiefenden Untersuchungen wäre dies relativ teuer und müsste vom Land NRW finanziert werden.

 

Aktivitäten gegen THTR-Bau in Südafrika mit deutscher Hilfe

Mächtig ins Zeug legte sich einer der größten grünen Kreisverbände Deutschlands. Im Januar wurde in dem Mitgliederrundbrief des KV Münster über die Problematik berichtet: „Es ist kaum zu glauben, aber die Gruften öffnen sich ...“. Auf einer Mitgliederversammlung wurde ein offener Brief an Bundesumweltminister Trittin diskutiert und verabschiedet.

Besonders interessant ist eine Passage, die sich mit der aktuellen weltpolitischen Situation befasst: „Die Betriebsart des Kugelhaufenreaktors gepaart mit der unkontrollierten Massenproduktion offenbart unübersehbare Gefahren, die über die ungeklärten Fragen der ‘friedlichen Nutzung’ hinausgehen. Im Gegensatz zu den herkömmlichen Atomkraftwerken können dem Kugelhaufenreaktor während des Betriebes ständig Kernbrennstoff in Form kleiner Graphitkugeln zugeführt oder entnommen werden. Eine Kontrolle über das angereicherte radioaktive Material, welches bei Betrieb schon entstandenes Plutonium enthalten kann, erscheint uns nahezu unmöglich. Wer kann dann den Bau einer ‘schmutzigen Bombe’, also die Beimischung von radioaktiven Material oder sogar den Bau einer Atombombe verhindern? Die kleinen Reaktoren in unterentwickelten Ländern sind zudem hervorragende Ziele für Terroranschläge. Zumal ist zu befürchten, dass wie in Hamm-Uentrop auf ein zusätzliches Containment verzichtet wird. (...) Ist die vom FZJ entwickelte Software zum Zusammenschalten der einzelnen Module nicht eine Weiterentwicklung der Reaktortechnologie? Und kann dann diese Forschung noch als sicherheitsrelevante Begleitforschung deklariert werden? Siehst Du einen Handlungsbedarf - unabhängig vom Ausstiegsgesetz - auch deutschen Privatunternehmen den Export der Atomtechnologie zu verbieten?“ - Vielleicht folgen ja andere grüne Kreisverbände dem Beispiel der Münsteraner und melden sich zu Wort!
Mehrere Personen sind durch ihre Zuständigkeiten direkt in die Entscheidungen für den Export von deutschem THTR-Know-How nach Südafrika eingebunden. Dies sind unter anderem Bundesumweltminister Trittin, Bundesforschungsministerin Bulmahn und ver.di-Vorsitzender Bsirske als Mitglied im Senat der für die inhaltliche Steuerung Jülichs zuständige Helmholtz-Gemeinschaft.
Diese Personen hat die BI Umweltschutz Hamm in einem vierseitigen Schreiben angesprochen, um eine Bewertung der geschilderten Vorgänge gebeten und sie aufgefordert, alles in ihrer Macht stehende zu tun, dass zumindest in Zukunft die deutsche Unterstützung für den Bau weiterer Atomkraftwerke in Südafrika unterbleibt. Auf die Antworten sind wir gespannt.
Auch überregionale Zeitschriften berichten neuerdings über das Forschungszentrum Jülich. Die Monatszeitschrift „Anti Atom Aktuell“ druckte in ihrer Märzausgabe einen Artikel über „Plutonium-Technologie für Südafrika“ ab.
In zwei Artikeln der Monatszeitschrift "Graswurzelrevolution" im März und April versucht Horst Blume ebenfalls überregionales Interesse am Thema zu wecken und schreibt: „Die einzelnen Teile des Reaktors sollen aus chinesischen, amerikanischen, russischen und türkischen Komponenten zusammengesetzt werden. Alles Länder, die seit Jahrzehnten Interesse am THTR haben, deren Vertreter sich im FZ Jülich die Klinke in die Hand gaben und von diesem famosen Forschungszentrum auf seiner Internetseite bis heute stolz als Kooperationspartner hervorgehoben werden. Von einem ‘Atomausstieg’ redet hier keiner mehr.“
Vom 1. bis zum 4. Mai findet in Münster die diesjährige Konferenz der Anti-Atombewegung statt.

 

Münster/Hamm: Castor nahm Umweg

Vom 24. bis 26. März liefen im Münsterland und Hamm die Telefondrähte heiß. In dieser Zeit sollten nämlich drei Atommüllbehälter aus Brunsbüttel und Brokdorf diese Region durchqueren. Radio Lippewelle und der WDR meldeten schon unsere verbalen Proteste gegen diesen Castortransport im „Schatten des Krieges“, bis dann klar wurde, dass der Zug einen Umweg über Halle nahm, um dann nach Frankreich weiterzufahren. Es war das erste Mal seit Mai 2001, dass der Castor eine neue Route nahm.

 

Ahaus: 100. Sonntagsspaziergang

„Einmal kamen vier Teilnehmer, unmittelbar vor dem Castortransport im März 1998 waren es mehr als 6000 - zum 100. Sonntagsspaziergang ließ BI-Vorsitzender Burkhard Helling die lange Geschichte dieser Protestkundgebungen gestern Revue passieren. Etwa 250 Teilnehmer hatten sich bei Sonnenschein zum ‘Jubiläum’ vor dem Rathaus in die Fußgängerzone eingefunden, beklatschten die mitreißend aufspielende Live-Band und ließen sich von der ‘VolXküche’ bewirten. (...) Helling erinnerte in seinem Rückblick auch an die zahlreichen Initiativen, Vereine und sonstige Gruppierungen, die sich über die Jahre an den Spaziergängen beteiligt hätten - von der Katholischen Frauengemeinschaft über die Landjugend bis zu Pax Christi.“ (aus: Münsteraner Zeitung vom 17. 3. 2003)

 

Hammer OB HP in FAZ

Der Hammer Oberbürgermeister Hunsteger-Petermann (CDU) wurde am 20.02.2003 in der FAZ auf Seite drei mit Foto als beispielhafter konservativer Hoffnungsträger präsentiert. Nach Ansicht der FAZ zeigt Fleischermeister HP als „einziger Handwerker an der Spitze einer deutschen Großstadt“ der CDU, wie man es machen muss: „Drei Jahre war Hamm voller Baustellen. Im Quartalstakt wird Hunsteger-Petermann, Oberbürgermeister der Stadt mit 180 000 Einwohnern am Ostrand des Ruhrgebiets, nun eine Eröffnung nach der anderen feiern. (...) Noch 18 Monate sind es bis zur nächsten Kommunalwahl in NRW: Zeit, die Ernte seiner ersten Amtszeit als direkt gewähltes hauptamtliches Stadtoberhaupt einzufahren.“

 

SZ: Nicht mehr „tief im Westen“

Nicht am Freitag den 13., sondern am 14. März erschien die letzte Ausgabe der NRW-Beilage der Süddeutschen Zeitung. Ein 18 Monate lang praktizierter Qualitätsjournalismus fand aufgrund ökonomischer Schwierigkeiten sein unrühmliches Ende. Etliche hervorragend recherchierte Artikel aus der NRW-Beilage über die KFA Jülich wurden in
den letzten Monaten im THTR-Rundbrief nachgedruckt. Jetzt gibt es nur noch die TAZ als einzige überregionale „Qualitätszeitung“ mit ganzen vier NRW-Seiten nur am Donnerstag. Ein Armutszeugnis für die NRW-Medienlandschaft.
„ Wenn eine Zeitung stirbt, verlieren wir jedes Mal auch ein Stück von uns selbst“ zitiert die SZ-Redaktion den italienischen Schriftsteller Ignazio Silone (1900-1978), der in Deutschland nicht ganz so viel gelesen wird. Noch weniger dürfte bekannt sein, dass es sich um einen sehr engagierten kommunistischen, später sozialistischen Schriftsteller handelte. Ein letztes, verstecktes Zeichen der entlassenen NRW-Redaktion?
Auch die angeblich linke, in Wirklichkeit bestenfalls SPD-nahe Frankfurter Rundschau steckt in einer tiefen ökonomischen Krise und musste ausgerechnet bei Hessens Rechtsaußen-Ministerpräsident Koch um finanzielle Unterstützung betteln. Da die FR in den letzten Jahren wiederholt dadurch aufgefallen ist, dass sie den Abdruck bezahlter Anzeigen der Friedensbewegung ablehnte, dürfte Koch eine Unterstützung dieser Zeitung nicht allzu schwer gefallen sein.

 

Atomwaffenzubehör aus Hamm:

Festnahmen bei Montanhydraulik

Im THTR-Rundbrief 72 und 79 berichteten wir über die Firma Montanhydraulik, die auch in Hamm einen Standort mit 100 Mitarbeitern hat. Sie soll in illegale Rüstungsexporte nach Indien verwickelt sein. Die Staatsanwaltschaft gab auf unsere Anfrage hin nach eineinhalb Jahren keine Auskunft und verwies auf eine später zu erwartende Berichterstattung in den Medien. Diese fiel - was den WA angeht - mit vier Zeilen und ohne Bezugnahme auf Hamm und ohne Nennung des Unternehmensnamens
sehr dürftig aus. Deswegen wird hier der Focus-Bericht über die Agni-Atomraketen vom 10.03.2003 zitiert:

„Wegen des Verdachts illegaler Rüstungsexporte nach Indien hat die Staatsanwaltschaft Dortmund vergangenen Freitag zwei Geschäftsführer der Holzwickeder Montanhydraulik GmbH verhaften lassen. Bereits am Donnerstag durchsuchten Ermittler die Geschäftsräume des Unternehmens. Der Staatsanwalt wirft den Brüdern Peter, 59, und Michael L., 50 vor, zwischen 1997 und 2000 neun Lieferungen von Hydraulikzylindern als so genannte Brückenleger deklariert und ausgeführt zu haben. Dabei hätten die Manager gewusst, dass diese Spitzentechnik für die atomwaffenfähige Mittelstreckenrakete vom Typ Agni bestimmt war. Waffentechniker in Neu Delhi sollen die Zylinder dann in mobile Raketenabschussrampen eingebaut haben, ergaben die seit zwei Jahren geführten Ermittlungen.“

Ostermarsch in Hamm am Samstag, den 19.04.2003! Die Auftaktkundgebung findet (wahrscheinlich!!) um 14 Uhr auf dem Bahnhofsvorplatz statt. Dann folgt die Demonstration durch die Innenstadt. Um 16 Uhr findet das Friedensfest am Ausgangspunkt statt. Infos im Fuge-Laden: 41511

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