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Die THTR-Rundbriefe aus 2009

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THTR Rundbrief Nr. 126, April 2009


Inhalt:

Renaissance einer Pleite: Der THTR ist auch in Südafrika gescheitert!

THTR in Jülich massiv kontaminiert!

WDR-Film: Atomstrom für Afrika

Tschernobyl mahnt: Überregionale Demonstration in Münster

Laurenz Meyer, Folge 20: Ganz unten

 


Renaissance einer Pleite:

Der THTR ist auch in Südafrika gescheitert!

Während die NRW-Landesregierung und ihr Innovationsminister Pinkwart in den letzten Wochen nicht nur ihr Bekenntnis zur Atomkraft erneuern, sondern sogar von neuen Atomkraftwerken der Generation IV (also auch Hochtemperaturreaktoren) schwärmen, hat die Kritik an dieser Reaktorlinie nicht nur deutlich zugenommen, sondern zum Abbruch der Bauvorbereitungen in Südafrika geführt! Dies zeigt deutlich, wie realitätsfern CDU und FDP in der Energiepolitik agieren. Das Märchen von der „inhärenten Sicherheit“ wurde widerlegt Im November 2007 kritisierte eine vom österreichischen Lebensministerium (!) in Auftrag gegebene Untersuchung („Science or Fiction. Hat Atomenergie Zukunft?“ von Antonia Wenisch, Herausgeber: Österreichisches Ökologie-Institut, Wien. November 2007) die geplanten neuen Reaktoren in Grund und Boden. Anfang 2008 sorgten Krebsfälle in der Umgebung des THTR in Hamm in zahlreichen Tageszeitungsberichten für Schlagzeilen. Im Juni 2008 erfolgte mit der englischsprachigen Moormann-Studie aus Jülich, wo der THTR vor 40 Jahren entwickelt wurde, der weltweite Durchbruch in der internationalen Diskussion. Bei dem Rückbau des Mini-THTRs in Jülich wurde offenbar, dass sich der radioaktive Kugelbruch an Stellen befand, wo man es nie für möglich hielt. Der Wissenschaftler deckte ausgehend von diesen Kontaminationen zahllose konstruktive Mängel der gesamten Reaktorgeneration auf, die die bisherige Propaganda von der „inhärenten Sicherheit“ in das Reich der Märchen verwies.

Südafrika rückt vom THTR-Bau ab!

Der Thorium Hochtemperatur-Reaktor (THTR), in Südafrika auch Pebble Bed Modular Reactor (PBMR) genannt, wird nicht in Koeberg bei Kapstadt gebaut, obwohl die für den THTR-Betrieb notwendige und mit deutscher Hilfe errichtete Kugelbrennelementefabrik in Pelindaba den nuklearen Brennstoff schon produziert hat. Dies geht aus der Zeitschrift „Nucleonics Week“ vom 5. Februar 2009 hervor. Die finanziell in Bedrängnis geratene PBMR-Gesellschaft in Südafrika gibt den geplanten 165 MW Reaktor in Koeberg bei Kapstadt auf zugunsten einer Koppelung dieser Reaktorlinie mit Prozesswärmeanwendung. – Diese soll allerdings nicht in Südafrika, sondern in den USA verwirklicht werden! Am 3. Februar 2009 wurde in Südafrika bekannt gegeben, dass beabsichtigt ist, die geplante THTR-Linie für die Nutzung auf dem Prozesswärmemarkt in den USA (Idaho) weiterzuentwickeln. Bis dort allerdings greifbare Ergebnisse erwartet werden können oder gar ein Prototyp fertiggestellt worden ist, werden noch viele Jahre vergehen. Ob diese Visionen überhaupt realistisch sind, ist ohnehin fraglich.

BRD-Tageszeitungen berichten nicht

Die Atomindustrie versucht ihre Blamage zu kaschieren, indem sie diesen Vorgang des Abbruchs der Bauvorbereitungen als Umorientierung in der energiepolitischen Forschungslandschaft darstellt. Und die Regierung in Südafrika wird nicht so dumm sein, wenige Wochen vor den Wahlen am 22. April 2009 (bei der ihr sowieso schon größere Verluste drohen) offiziell zuzugeben, dass sie die letzten 15 Jahre verhängisvolle Fehlentscheidungen gefällt und Unmassen von finanziellen Mitteln für einen Flop ausgegeben hat. Deswegen sind lediglich allerlei gewundene Formulierungen über eine Fortsetzung der HTR-Entwicklung unter anderem Vorzeichen in den USA zu hören. Und die Medien in der BRD haben zu dem PBMR-Aus keine offizielle Regierungsstellungnahme erhalten – also berichten sie erst gar nicht darüber (Ausnahme: TAZ). Einer Presseerklärung einer dahergelaufenen Bürgerinitiative kann man ja nicht so ganz trauen ...

Eine Milliarde US-Dollar für einen Fehlschlag verprasst!

Die PBMR-Gesellschaft hat bestimmte Fertigungsaufträge für den THTR bereits ab Januar 2009 auf Eis gelegt. Eine Sprecherin betonte, dass zwar keine Verträge gekündigt wurden, aber um unnötige Ausgaben zu vermeiden, sei man in der Diskussion, welche wichtigen Aufträge noch erfüllt werden müssten. Der PBMR-Sprecher Tom Ferreira sagte, dass die südafrikanische Regierung kein zusätzliches Geld für die Zeit nach 2010 zur Verfügung stellen wird. Bis zu diesem Zeitpunkt wird Südafrika 980 Millionen US-Dollar in das PBMR-Projekt gesteckt haben!

Das staatliche Energieversorgungsunternehmen Eskom hatte ursprünglich geplant, insgesamt 24 Module des neuen Reaktortyps in Auftrag zu geben und wollte zusätzliche Reaktoren in andere Länder exportieren. Bereits im letzten Jahr mussten PBMR und Eskom zugeben, dass nur noch der Bau eines einzigen Demonstrationsreaktors im Jahre 2010 geplant sei. Die bürokratische Maschinerie läuft – wenn auch stockend - vorerst irgendwie weiter: Die Umweltverträglichkeitsprüfung für den Reaktor, der nicht mehr gebaut wird. Die Sicherheitsprüfung ist sowieso noch nicht bei der Reaktorsicherheitskommission beantragt worden. Der Sicherheitsbericht ist seit Jahren in Verzug.

Die Weltfinanzkrise zwingt Eskom ebenfalls, auf die geplanten Druckwasserreaktoren mit einer Kapazität von 3.500 MW zu verzichten. Die PBMR-Gesellschaft begann im Jahre 1999 mit einhundert Mitarbeitern, wuchs schnell auf 800 an und umfasste einschliesslich externer Spezialisten und PR-Abteilung zum Schluss 1.000 Mitarbeiter. Die radioaktiven Kugelbrennelemente mit einem Anreicherungsgrad von 9,6 Prozent Uran-235 für den bisher geplanten THTR wurden bereits in einer neuen Fabrikanlage bei Pelindaba mit Hilfe von Nukem/Hanau hergestellt. Das Know how kam hauptsächlich aus der BRD. Erste für den PBMR produzierte Uranbrennelemente sind jetzt in Südafrika unnütz und wurden bereits am 5. Januar 2009 verschifft. Ziel waren das Oak Ridge National Laboratory und das Idaho National Laboratory in den USA, um die Brennelemente für Forschungsversuche zu verwenden. Ausblick: Unvernunft oder Alternativenergie

Die südafrikanische PBMR-Gesellschaft ist damit Partner von dem grossen US-Reaktorkonzern Westinghouse, der mittlerweile mehrheitlich japanischen Gesellschaftlern gehört. Da Westinghouse in einigen Jahren seine grossen Leichtwasserreaktoren nach Südafrika liefern will, werden sie PBMR möglicherweise nicht ganz fallenlassen und die südafrikanischen Auslegungsarbeiten für die HTR-Linie für den Prozesswärmemarkt in den USA (!) verwenden.

Um weiter im Geschäft mit Westinghouse bleiben zu können, verkündete am 11. 2. 2009 im East Coast Radio die ANC-Regierung, sie wolle die nächsten drei Jahre doch noch jeweils 90 Millionen Euro für die PBMR-Entwicklung ausgeben. Nach neuesten Recherchen sind noch nicht einmal mehr diese jeweils 90 Millionen Euro für die nächsten drei Jahre im Haushaltsplan Südafrikas für die PBMR-Entwicklung vorgesehen. Nach dem jetzigen Stand würde sie im Dezember 2010 auslaufen. Das wären keine 36 Monate mehr, sondern nur noch 21 Monate Laufzeit! Damit kann man jedoch keinen Reaktor mehr bauen, sondern nur noch auf ganz kleiner Flamme weiterforschen.

Die Umweltbewegung muss trotz dieser Erfolge in jeder Hinsicht wachsam sein und am Ball bleiben! Es ist sehr zu hoffen, dass in Südafrika diejenigen Kräfte verstärkt Gehör finden, welche die nukleare Atempause nutzen wollen und verstärkt auf umweltfreundliche Alternativenergie setzen!

 

THTR in Jülich massiv kontaminiert!

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Nur selten kommt es vor, dass kritische Meinungen und unabhängige Analysen Eingang finden in Fachpublikationen zur Atomenergie. Der Allgemeine Versuchsreaktor (AVR) in Jülich – ein kleiner THTR - wird seit einigen Jahren zurückgebaut. Es entstanden vielerlei Komplikationen und Hunderte von Millionen Euro Kosten. Ausserdem wurden die Rückbauer mit einigen äusserst unangenehmen Tatsachen konfrontiert: Der Reaktor ist massiv kontaminiert. Der Wissenschaftler R. Moormann aus Jülich hat in einer umfassenden Studie die Probleme und Tatsachen benannt. Seine Erkenntnisse werden inzwischen weltweit diskutiert, wenn es um die Sicherheit bei Hochtemperaturreaktoren geht. Sie haben bei vielen Wissenschaftlern zu einer Neubewertung der allzu optimistischen Annahmen bei dieser Reaktorlinie geführt. Ein englischsprachiger, vierzehnseitiger Artikel erschien jetzt in der Zeitschrift „Kerntechnik“ Nr. 74, (2009), 1-2 (Carl Hanser Verlag). Die kurze deutschsprachige Zusammenfassung dokumentieren wir hier:

„Der Kugelhaufenreaktor AVR (46 MWth) wurde von 1967 – 1988 bei bis zu Prozesswärme-tauglichen Kühlgastemperaturen von 9900 C betrieben. Der AVR ist Vorbild für zukünftige Kugelhaufenreaktoren, da es keine anderen hinreichend belastbaren Erfahrungen gibt. Die vorliegende Arbeit befasst sich mit einigen unzureichend publizierten, aber sicherheitsrelevanten Problemen des AVR-Betriebs und zieht Schlussfolgerungen für zukünftige Reaktoren.

Obwohl der AVR nur 4 Jahre bei kühlgastemperaturen über 900 C betrieben wurde ist der AVR Kühlkreislauf massiv mit staubgebundenen meltallischen Spaltprodukten (90Sr, 137Cs) kontaminiert, welche den gegenwärtigen Rückbau erheblich erschweren. Diese Kontaminationen betragen einige Prozent eines Coreinventars. Sie wurden in erster Linie durch unzulässig hohe Coretemperaturen verursacht und nicht, wie früher angenommen, ausschließlich durch unzureichende Brennelemente.

Die hohen, im Kugelhaufen nur schwierig messbaren Coretemperaturen liegen vermutlich in der nur unzureichend bekannten Kugelhaufenmechanik begründet. Die Sicherheit zukünftiger Reaktoren erfordert neben einem gasdichten Containment entweder umfangreiche F + E-Arbeiten oder Reduktion der Anforderungen bei Nutztemperaturen und Abbrand.“

 

WDR-Film: Atomstrom für Afrika

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Gleich am Anfang nach der Kühlturmsprengung am THTR ein entschlossen-optimistischer Demonstrationszug unserer Bürgerinitiative aus den 80er Jahren, anschließend der Sprechgesang von schwarzen Gegnern des PBMR in Südafrika heute. Der Filmemacher Martin Herzog reiste bei seiner Spurensuche nach den nuklearen Verbindungslinien zwischen NRW und Südafrika sogar zum anderen Kontinent. Bereits am 13. 9. 2008 sendete der WDR unter der Rubrik „So wars“ seinen achtminütigen Film über die Geschichte des THTR´s, bei der die fehlende Krebsstudie in der Umgebung von Hamm ebenfalls eine Rolle spielte. Am 7. 2. 2009 folgte im WDR die sehr informative 30minütige Sendung „Atomstrom für Afrika“ (Zwei Wiederholungen folgten am 24. 3. 2009 auf Phoenix). Längere Stationen waren Jülich, Hamm, Kapstadt und Pelindaba.

In Jülich besuchte das Filmteam den 1988 stillgelegten Mini-THTR, der bald vollständig abgebaut werden soll. Interessant, dass mittlerweile zwei Dutzend ehemalige Mitarbeiter aus diesem Atomkraftwerk jetzt an der PBMR-Entwicklung in Südafrika mitarbeiten und das das Forschungszentrum Jülich in nicht unerheblichem Masse von der nuklearen Kooperation mit Südafrika finanziell profitiert. Wir in der BRD nennen das dann „Atomausstieg“.

Wer objektiv über die Situation in Südafrika berichten will, kommt nicht darum herum, in den Townships die grosse Merheit der armen schwarzen Menschen zu besuchen, die froh sind in ihren Blechbuden überhaupt Strom zu haben. Und denen es egal ist, woher er kommt. Anders die herausgeputzten Schüler und Lehrer der kleinen schwarzen Mittelschicht in dem pompös aufgemachten „Informationszentrum“ für den PBMR. Für sie und ihre Regierung ist der Wunderreaktor ein nationales Prestigeobjekt, mit dem Südafrika mit den Industrieländern gleichziehen will. Wie benebelt geraten sie vor der Kamera ins Schwärmen.

Dabei ist die Technik des PBMR ein Relikt aus der nuklearen Steinzeit NRW´s, als sich in den 50er und 60er Jahren ehemalige Nazi-Wissenschaftler, von Franz-Josef Strauß aus dem argentinischen und brasilianischen Exil wieder zurückgeholt, daranmachten das Kernforschungszentrum Jülich aufzubauen und den THTR zu entwickeln. Von den Westmächten wurden diese Aktivitäten sehr argwöhnisch beobachtet, weil sie einen heimlichen Bau von Atomwaffen befürchteten und sich die BRD zu dieser Zeit heftig internationalen Kontrollen widersetzte (ähnlich wie der Iran heute!).

Dem „Meiler aus der Mottenkiste“ (Die Zeit) wurde in dem Film mit Prof. Heiko Barnert aus der BRD die passede Figur beigestellt, die immerzu stolz auf den THTR sein durfte. Jetzt setzen die geistesverwandten Südafrikaner dieses Werk fort. Alles weisse Wissenschaftler, die schon unter dem brutalen Apartheidregime Atombomben bauten. Sie posierten wieder selbstbewusst und ungeniert vor der Kamera und lobten sich selbst und ihren Reaktor. Peinlich, peinlich.

Zum Zeitpunkt des WDR-Interviews mit den PBMR-Wissenschaftlern Ende Januar 2009 stand hinter den Kulissen schon längst fest, dass sich Südafrika mit dem Wunderreaktor verspekuliert hat. Eine Milliarde US-Dollar Kosten, Probleme und Verzögerungen bei seiner Weiterentwicklung und international erhebliche Zweifel an seiner Sicherheit. Die Regierung musste die Notbremse ziehen. Bereits am 5. Januar 2009 waren die schon im Voraus produzierten PBMR-Kugelbrennelemente auf dem Weg in die USA, die offensichtlich noch Geld genug haben, sich mit dem Phantomreaktor abzugeben. – Was die südafrikanischen Wissenschaftler dem Fernsehteam aus der BRD zu diesem Zeitpunkt vorführten, war also eine dreiste Schmierenkomödie! Kein Wort von der Einstellung der Bauvorhaben. Denn diese Herren wollen nur zu gerne doch noch ein paar weitere Milliönchen den armen Menschen in Südafrika wegnehmen, um sie für ihre nuklearen Spielchen zu verballern. Ihr tolles Know how kann man ja gewinnbringend an die USA verscherbeln. Oder versuchen, die getroffene Entscheidung irgendwie wieder rückgängig zu machen. Aber woher soll das viele Geld denn kommen?

Ganz anders verhält sich der Jülicher Wissenschaftler Moormann in dem WDR-Interview. Betont zurückhaltend und sachlich weist er auf Sicherheitsprobleme beim PBMR hin. Bei dem Rückbau des 1988 stillgelegten Mini-THTRs in Jülich wurden massive Kontaminationen entdeckt, die zu einer sicherheitstechnischen Neubewertung dieser Reaktorlinie führte. Er hält den neuen Reaktor für nicht baureif und wird deswegen von seinen Kollegen ausgegrenzt.

Der deutschsprechende Belgier Jan van der Ecken, der in der Nähe des geplanten Bauplatzes des PBMR wohnt, kommt in dem Film ebenfalls zu Wort. An Hand eines typischen Verkehrsstaus im Ballungsraum Kapstadt weist er auf die grossen Probleme hin, die bei Evakuierungen im Katastrophenfall entstehen würden. Und: Hier scheint sehr oft die Sonne, der Wind weht – weshalb wird in Südafrika so wenig für die Alternativenergie getan?? Etliche Aktenordner für das PBMR-Genehmigungsverfahren musste er innerhalb von nur 50 Tagen durcharbeiten. Kein Zweifel; Atomindustrie und Staat wollten das Verfahren möglichst schnell durchpeitschen.

Filmemacher Martin Herzog besucht auch Uhde in Dortmund und die BHR (früher Mannesmann), die im Ruhrgebiet bereits Komponenten für den PBMR hergestellt haben. Sie witterten das grosse Geschäft. Auch wenn in der BRD rein formal ein „Atomausstieg“ existiert, hatten sie keine Skrupel, sich am Bau eines unsicheren Reaktors am Kap zu bereichern. Nach der PBMR-Pleite werden sie wohl etwas kürzer treten müssen, denn Folgeaufträge kommen so schnell nicht mehr.

Zum Schluss ist das Filmteam noch in Pelindaba bei der engagierten Atomkraftgegnerin Dominique Gilbert zu Besuch, die früher selbst in der Atombranche gearbeitet hat. Hier steht das Nuklearzentrum von Südafrika. Hier lagern die entschärften Atombomben aus der Apartheidzeit, hier fand vor zwei Jahren der dubiose Überfall auf das Wachpersonal statt. Und hier agierten die deutschen und schweizer Ingenieure als skrupellose Helfershelfer bei dem grössten Atomwaffenschmuggel aller Zeiten im Auftrag des pakistanischen „Vaters der Atombombe“ Quadeer Khan. Dieses Problem konnte der Film nur ganz kurz erwähnen. Es hätte den Rahmen der 30 zur Verfügung stehenden Minuten sicherlich gesprengt.

Die bundesdeutschen Fernsehzuschauer erhielten mit diesem Film einen ausgezeichneten Überblick über die nukleare Kooperation zwischen NRW und Südafrika. Für viele Menschen dürften es ziemlich überraschende und neue Informationen gewesen sein. Hoffentlich ziehen sie bei den kommenden Auseinandersetzungen die richtigen Schlussfolgerungen und mischen sich ein.

 

Tschernobyl mahnt: Überregionale Demonstration in Münster 25. April, 11 Uhr, Hindenburgplatz

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Seit einigen Jahren versucht die Atomindustrie in Deutschland und anderswo massiv, eine „Renaissance“ der Atomenergienutzung zu erzwingen. Atomkonzerne wie die Essener RWE und die Düsseldorfer EON wollen in Deutschland längere Laufzeiten für AKWs. Auch in Nordrhein-Westfalen setzen die Atomindustrie und die Landesregierung skrupellos auf den Ausbau der Atomanlagen:

Ahaus: Ab 2010 sollen mehrere Hundert Atomfässer mit hoch verstrahltem Atommüll aus der französischen Plutoniumfabrik La Hague sowie der stillgelegten Kernforschungsanlage Jülich nach Ahaus gebracht werden. Sogar die Einlagerung von unverpacktem Atommüll ist beantragt – die für die Genehmigung zuständige Bezirksregierung Münster und das Bundesamt für Strahlenschutz verweigern trotzdem jede Beteiligung der Öffentlichkeit!

Gronau: Die bundesweit einzige Urananreicherungsanlage wird massiv ausgebaut und soll in Zukunft 35 große Atomkraftwerke mit Uranbrennstoff versorgen. Die deutschen Anteilseigner der Betreiberfirma Urenco sind RWE und EON. In einer bereits genehmigten neuen Atommüllhalle in Gronau sollen bis zu 60 000 Tonnen abgereicherten Uranmülls „zwischen“-gelagert werden.

Hamm: Ein Abriss des stillgelegten Pleitenreaktors THTR in Hamm wird etliche hundert Millionen Euro kosten. Obwohl ein THTR-Nachfolgereaktor sogar in Südafrika wegen technischer und finanzieller Probleme nicht mehr realisiert werden kann, steckt die NRW-Landesregierung viele Millionen in die Weiterentwicklung und will nach der Bundestagswahl sogar in NRW neue Hoch-temperaturreaktoren bauen!

Jülich: Bis 2013 soll das Zwischenlager des Kernforschungszentrums geräumt werden – nach Ahaus! Aber die Leichtbauhalle in Ahaus ist keine Lösung, sondern verschleiert das Grundproblem: Es gibt keine langfristig sichere Endlagerung von Atommüll weltweit!

Krefeld/Duisburg/Mülheim: Auch in diesen drei Städten befinden sich wichtige Anlagen für die Atomindustrie. In Krefeld produziert die Firma Siempelkamp u. a. Castor-Behälter, in Duisburg produziert die AREVA-Tochter ANF Rohre für Atomkraftwerke und in Mülheim ist die GNS mit der Herstellung von Castoren beschäftigt. Urantransporte: Quer durch Nordrhein-Westfalen wird Natururan von Südfrankreich per LKW und Bahn nach Gronau gefahren. Seit 1996 wurden von Gronau per Zug – mitten durch Münster ! – mehr als 28 000 t Uranmüll nach Russland zur Endlagerung unter freiem Himmel gebracht. Für RWE und EON ist dieser Uranmüllexport extrem billig – leiden müssen die Menschen in Russland. Seit kurzem wird Uranmüll auch nach Südfrankreich gebracht!

Wir treffen uns in Hamm ab 9.30 Uhr am Hauptbahnhof und fahren mit dem Zug per Gruppenkarte um 9.59 Uhr nach Münster. Ankunft ist 10.22 Uhr. Wir gehen dann gemeinsam zum Hindenburgplatz (Schlossplatz).

 

Laurenz Meyer, Folge 20: Ganz unten

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„Das kann man schaffen“ (WA 28. 2. 09) donnerte der Hammer CDU-Kreisvorsitzende Oskar Burkert dem sichlich konsternierten Laurenz entgegen, als er seine Geschenkwünsche für die nächste Legislaturperiode einreichte: Ein schönes neues Bundestagsmandat, garniert mit den üblichen Spesen und einer hübschen neuen Sekretärin im Abgeordnetenbüro, sowie ad libitum Strom für seinen Lobbyeinsatz im Auftrag der Atomindustrie sind ja nicht zuviel verlangt. Über den Posten als wirtschaftspolitischer Sprecher der CDU-Bundestagsfraktion könnte man ja noch später reden ...

Aber bei der CDU-Basis kamen die Eskapaden von „Partygänger“ Laurenz mit seinen „Karnevalsknutschereien“ (WA 16. 3. 09) nicht so gut an und deswegen muss er zur Strafe tief unten in den dunklen Keller – auf Platz 35 der NRW-Reserveliste. Und damit alle seine Schande genüsslich auskosten können, wurde er auf den Pranger-Direktkandidatenplatz in Hamm gesetzt. Da kann er im Wahlkampf Senioren abknutschen, bis ihm schwarz vor Augen wird.

Dieser Schock sass tief. Doch schon der weltgewandte Michel Glos sagte über unseren Laurenz: „Du kennst dich aus im Leben“ (WA 18. 2. 08). Er dachte fieberhaft nach. Gab es denn nichts, was seinen drohenden sozialen Abstieg aufhalten konnte? – Eine überraschende Wendung oder ein furioser Strategiewechsel musste Rettung bringen. Inspiriert für seinen neuesten Coup wurde er, der stolzdeutsche König der Stammtische, ausgerechnet von einem türkischstämmigen Grünen! Cem Özdemir, während der rotgrünen Koalition Befürworter der Hartz IV – Gesetze, war ganz zufällig bei der Hammer Tafel zu Besuch – und niemand von den „Kunden“ dort hat ihm Prügel angedroht, kein einziges böses Wort!!

„Genau solche Masochisten brauche ich für meine Pläne“ dachte sich Laurenz. Jetzt schiebt er zweimal in der Woche Dienst bei der Hammer Tafel. Freundlich und immer zu einem Schwätzchen aufgelegt reicht er die kleinen Päckchen den Bedürftigen rüber und tut dabei so, als hätte er das alles aus eigener Tasche bezahlt. So kennt man ihn. Diskret und wie zufällig steckt er den Armen und Entrechteten noch einen kleinen Beipackzettel mit seinen ganz neuen arbeitsmarktpolitischen Forderungen zu. Unter anderem Ermässigungen beim Strombezug bei Alg.II-Beziehern, wenn neue Atomkraftwerke gebaut werden und die Erhöhung der Zuverdienstgrenze bei Hartz IV von 100 auf hunderttausend Euro pro Monat. – Da hat er wohl wieder zuerst an sich selbst gedacht.

Neue Freundschaften hat er hier auch schon geschlossen. Zum Beispiel mit der jetzt arbeitslosen Rita, der bundesweit bekanntgewordenen Schleckerverkäuferin, die von ihrer Geschäftsleitung entlassen wurde, weil sie (genau wie Laurenz einmal ...) 1,30 Euro verschummelt hatte. Solchen Menschen gilt jetzt sein Mitgefühl. „Ich möchte ganz nah bei den Menschen sein, die mich brauchen“ sagte er einem RTL-Reporter ins Mikrophon. Wie sehr sich die neuen Beziehungen vertiefen, was seine neueste Ehefrau dazu sagt und ob Laurenz es in einem Endspurt doch noch schafft, seinen Absturz nach ganz unten abzuwenden, darüber berichten wir in der nächsten Folge.

Weitere Episoden dieser beliebten Serie in älteren Ausgaben:

THTR-Rundbrief Nr. 103

THTR-Rundbrief Nr. 96

THTR-Rundbrief Nr. 95

THTR-Rundbrief Nr. 87

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