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Die THTR-Rundbriefe aus 2007

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THTR Rundbrief Nr. 115, August 2007


Urantransporte durch Hamm: Keine 08/15 - Angelegenheit!!

Nachdem die Hammer Stadtverwaltung sich zunächst geweigert hatte, Fragen der Bürgerinitiative zu den Urantransporten durch Hamm nach Gronau zu beantworten, hat sie mit Datum vom 11. 6. 2007 eine ähnliche Anfrage der Hammer Ratsfraktion der Grünen nun doch bearbeitet (Stellungnahme 0708/07, nicht 08/15!). Allerdings sind die Antworten unserer Meinung nach größtenteils sehr unbefriedigend:

Stadt Hamm bisher nicht an konkreten Transportplanungen beteiligt

In den letzten Jahren sind die Stadt Hamm und die Feuerwehr Hamm nicht über die konkreten Termine der Uranhexafluoridtransporte informiert worden. Das bedeutet, dass in unzähligen Fällen weder für die Hammer Bevölkerung noch für den Katastrophenschutz zuständige Institutionen konkrete Warnungen ausgesprochen wurden. Sie alle waren völlig ahnunglos, dass ein hochgefährlicher Gefahrguttransport nicht nur durch Hamm fährt, sondern hier sogar viele Stunden lang einen Zwischenstopp einlegt. Ein Störfall oder Unfall hätte Hamm ohne jegliche Vorwarnung getroffen.

Es gibt keinen Katastrophenschutzplan!

In der Antwort auf Frage 6 wird zugegeben, dass es für Hamm keinen Katastrophenschutzplan gibt. Der ist nur für in „Gebietskörperschaften angesiedelten Risikobetrieben“ vorgesehen. Es existieren lediglich „Feuerwehrdienstvorschriften“ für durchfahrende Gefahrguttransporte. Die Verwaltung gibt zu: "Es ist unmöglich alle möglichen und  denkbaren Schadensfälle (...) jeweils detailliert vorzuplanen.“ Doch angeblich ist die Feuerwehr Hamm bestens vorbereitet.

Weltjugendtag und UF-6-Transporte sind nicht vergleichbar

Wir wollen der Feuerwehr den guten Willen, das Bestmögliche für die Sicherheit der Hammer Bürger zu tun, ganz sicher nicht abstreiten. Aber wenn in der offiziellen Stellungnahme der Stadt Hamm unter Frage 2 ernsthaft im Zusammenhang mit UF-6-Transporten auf bisherige Einsätze der Hammer Feuerwehr (im Rahmen des Verbandes 5) beim Weltjugendtag und der Weltmeisterschaft 2006 verwiesen wird, müssen wir doch am Sachverstand der für diese Äußerungen Verantwortlichen zweifeln. Aus einem Einsatz beim Weltjugendtag oder der WM kann wohl kaum eine besondere Eignung und Erfahrung bei Störfällen mit hochgiftigen und radioaktiven Stoffen abgeleitet werden, weil es sich hierbei um ein völlig anderes Aufgaben- und Gefahrenspektrum handelt.

Nicht situationsgerechte Annahmen

Mit Befremden lesen wir die Antwort auf unsere Frage 8: „Die Transporteure sind aufgrund geltender Vorschriften im Gefahrgutbereich verpflichtet, bei den jeweiligen Transporten entsprechendes Informationsmaterial für die nichtpolizeiliche Gefahrenabwehr mitzuführen“. Bei einem Entweichen von UF-6 ist mit schwersten, oft sogar tödlichen Verletzungen derjenigen Menschen zu rechnen, die sich  in der Nähe aufhalten. Wie soll da noch Informationsmaterial beim Lokführer eingesehen werden? - Die sehr kleinen unauffällig angebrachten Radioaktiv-Warnzeichen an den Waggons können außerdem bei Bränden zerstört und dann nicht einmal mehr gesehen werden.

Unzulängliche Transportbehälter: Feuertest nicht bestanden

In der Anwort auf Frage 1 wird darauf verwiesen, dass nur alle fünf Jahre eine Prüfung der Transportbehälter erfolgt. Angesichts der intensiven Nutzung der Behälter (ca. 1 – 2 Transporte im Monat allein durch Hamm) und des Gefahren-potentials ist dieser Zeitraum viel zu lang. Gegenwärtig werden in Deutschland Behälter vom Typ 48Y für den Uranhexa-fluoridtransport eingesetzt, bei denen lediglich eine Transportgenehmigung vom Vereinigten Königreich für die Beförderung im europäischen Verkehr vorliegt. Urenco ist ein multinationaler Konzern und der Standort Capenhurst liegt in Großbritannien. Eben diese Behälter 48Y haben nach Angaben in der Bundestagsdrucksache 16/5174, Frage 30, einen Feuertest nicht bestanden. Es ist unverantwortlich, in der BRD nicht zugelassene und offensichtlich mit Mängeln behaftete Behälter für diese hochgefährliche Fracht zu benutzen!

URENCO zunehmend unter Druck

In immer mehr Kommunen entlang der etwa 1000 km langen Transportstrecke fragen sich besorgte Bürger, wie es um ihre Sicherheit bestellt ist. Die Hammer Stadtverwaltung speist URENCO mit dem Hinweis ab, dass es bei UF-6 – Transporten bisher zu keinen Gesundheitsschäden gekommen sei. Dabei veschweigt sie, dass es in Industrieanlagen und Laboren bei Unfällen bereits zu vielen Schwerverletzten und Toten gekommen ist. Selbst beim Arbeiten mit kleinsten Mengen UF-6 sehen Betriebsanweisungen umfangreichste Schutzmaßnahmen und spezielle Notfallschulungen vor. Die Zeitschrift „Unfallversicherung aktuell“ (1/2001) schrieb: „Das Unfallgeschehen zeigt, dass die schnelle und fachgerechte erste Hilfe und ärztliche Behandlung von entscheidender, unter Umständen lebensrettender Bedeutung sind“.  Dies gilt schon für ein paar Gramm. Der tonnenschwere Transport durch halb Europa ist eine noch ganz andere Dimension!

Atomanlagen stilllegen

„... ist ein Restrisiko niemals auszuschließen“ schreibt die Stadtverwaltung Hamm. Diese Aussage teilen wir ausnahmsweise. Und deswegen sollte die Urananreicherungsanlage in Gronau, in der der nukleare Brennstoff für ca. 32 gefährliche Atomkraftwerke produziert wird, stillgelegt werden, um das Übel an der Wurzel zu packen. Denn wie schreibt die Stadtverwaltung Hamm in einem ihrer lichteren Momente so treffend: „Die Katastrophe ist nicht planbar (...).“

Die unendliche Urangeschichte:

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Unsere Kritik an der Antwort der Hammer Stadtverwaltung hat ein lebhaftes Echo im WA, Radio Lippewelle und im Fernsehen (WDR-Sendung am 18. 6. 2007) ausgelöst.

Wir als Bürgerinitiative haben am 26. 7. 2007 weitere Anfragen und Anregungen der Hammer Stadtverwaltung übermittelt. Sie stützen sich in einer wichtigen Aussage auf einen Artikel des wissenschaftlichen Mitarbeiters beim Berliner Informationszentrums für Transatlantische Sicherheit (BITS), Gerhard Piper. Er schreibt in dem neunseitigen Artikel „Internationaler Uranhexafluorid-Tourismus durch Deutschland“ vom 30. 6. 2007 wie folgt:

„Im westfälischen Hamm stellt sich noch ein besonderes Problem: Der ABC-Zug der Freiwilligen Feuerwehr hat seinen technischen Stützpunkt direkt neben dem Rangierbahnhof in der Rathenaustraße Nr. 16. Bei einem Brand auf dem Bahngelände ist dieser kurze Anfahrtsweg zweifelsohne sehr günstig, aber bei einem Unfall eines Atomzuges könnte sich diese räumliche Nähe verheerend auswirken. Möglicherweise kämen die herbeieilenden Feuerwehrmänner gar nicht an ihre ABC-Schutzausrüstung (ein alter Erkunder VW T3, ein moderner Dekon-P, ein uraltes Dekontaminationsmehrzweckfahrzeug und ein neuer Abrollbehälter Dekon) heran, weil der eigene Stützpunkt selbst schon kontaminiert wäre. Verfügbar blieben nur zwei Abrollbehälter Strahlenschutz und Chemieschutz auf der Hauptwache der Hammer Berufsfeuerwehr. Mit diesen begrenzten ABC-Einsatzmitteln wären die Feuerwehrmänner weitgehend zur Untätigkeit verdammt und müssten auf Verstärkung aus den Nachbarkreisen Ahlen, Soest und Unna warten. Damit bliebe die betroffene Bevölkerung zunächst einmal sich selbst überlassen.“

Diese Aussagen decken sich mit unseren Beobachtungen. Wir haben im Jahre 2006 mehrmals beobachtet, dass exakt (!) auf der Höhe der Feuerwehr, Löschzug West, in der Rathenauer Straße 16 der Zug mit Uranhexafluorid des Nachts viele Stunden unbewacht Zwischenstation gemacht hat. Die Entfernung zwischen Gebäude und Gefahrgut betrug etwa 200 bis 250 Meter. Der Feuerwehrstützspunkt mit den lebensnotwendigen Katastrophenschutzausrüstungen lag demnach selbst in demjenigen Bereich, indem ein Aufenthalt im Katastrophenfall möglicherweise tödliche Folgen hätte. Das österreichische Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft schreibt im Jahre 2007 in einer Broschüre über die Gefahren von Uranhexafluorid-Transporte: „In bis zu 500 m Entfernung werden Menschen schweren Vergiftungen und Verätzungen durch HF ausgesetzt sein. Bei längerem Aufenthalt besteht auch in diesem Bereich noch Lebensgefahr.“ – Die zahlreichen weiteren Fragen und Anregungen sind auf unserer Homepage nachzulesen. Wir sind auf die Antwort gespannt!

Pinkwarts peinliche Putz-Truppe

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Freuet euch, liebe Atomgemeinde, denn unser Herr Chaosforscher verkündete uns allen an einem denkwürdigen Tage die frohe Botschaft:

„Ich halte den Thorium-Hochtemperaturreaktor für eine zukunftsweisende Technologie. Darüber wird noch zu sprechen sein.‘ In Jülich, wo erst kürzlich der letzte Forschungsreaktor abgeschaltet wurde, stehe ‚eine Menge Sachverstand zur Verfügung. Es wäre dumm, den nicht zu nutzen, so der Minister.“ (1)

Voller Inbrunst sekundierten ihm seine Jünger von der „Bürgerbewegung Solidarität“ (Büso) und lieferten eine neuzeitliche Dolchstoss-Legende als Zugabe gleich mit: „Deutschland hatte mit dem von Professor Schulten in Jülich entwickelten HTR die sicherste und beste Kerntechnik der Welt. Diese Technologie wurde böswillig sabotiert und zerstört, und zwar nicht nur von grünen Spinnern, sondern auch von kurzsichtigen Wirtschaftsmanagern innerhalb der Kernindustrie. Als 1989 der THTR-300 in Hamm endgültig stillgelegt wurde, entstand ein volkswirtschaftlicher Schaden, der alles übertrifft, was uns die Sabotage der Magnetschwebebahn Transrapid noch kosten wird.“ (2)

Doch nach sieben Jahren rotgrünem „Ökowahn“ (Büso) und „Zukunftspessimismus“ (Pinkwart) verspricht eine in alle Welt geradezu hinausstrahlende Prophezeiung des Innovationsministers Hoffnung und Linderung für die geschundenen Seelen der nuklearen Menschheitserretter: „‘Hochtemperatur-Reaktoren sind die klimaverträglichste Möglichkeit, Wasserstoff wirtschaftlich zu erzeugen‘, so Pinkwart. ‚Wir wollen uns in Zukunft wieder an der internationalen Forschung zu Generation-IV-Reaktoren beteiligen‘.“ (3)

Eilfertig organisiert die Bürgerrechtsbewegung ihre ganz eigene Solidarität mit der Atomindustrie. – Sie kandidierte 2007 bei der Kommunalwahl in Wiesbaden. Eine ihrer Hauptforderungen: Bau von „KKWs der vierten Generation wie der Kugelhaufenreaktor“ (4). Diese innovative Forderung brachte jedoch nur wenige Stimmen. Aber die in Wiesbaden ansässige Firma SGL Carbon, die das Graphit für die THTR-Brennelemente-kugeln in Südafrika herstellt, wird es sicherlich sehr gefreut haben. Pinkwart beschwört das Ende des Industriestandortes Deutschland und möchte, „dass die Option Kernenergie mit erforscht bleibt, damit wir diese Kompetenz nicht an andere Länder abgeben“ (5).

Die Büso weiss genaueres aus dem südafrikanischen Sehnsuchtsland zu berichten: „Alec Erwin, der südafrikanische Minister für öffentliche Unternehmen, betonte, Südafrika sei entschlossen, 30 Reaktoren mit jeweils 150 MW Leistung zu errichten und eine große Anzahl weiterer zu exportieren oder im Ausland zu bauen. Ein solcher Minister mit dieser wirklich zukunftsgerichteten atomfreundlichen Haltung fehlt in Merkels Regierung...“ (6) – Wie wärs denn mit dem innovativen Pinkwart?? Der bringt sogar noch seinen Fan-Club Büso mit: „Doch auch hierzulande sind neue Töne zu hören. Jedenfalls wagte der Innovationsminister von Nordrhein-Westfalen, Prof. Dr. Andreas Pinkwart, öffentlich und nicht nur hinter vorgehaltener Hand zu sagen: ‚Wir wollen die vorhandene Kompetenz im Bereich der Kerntechnologie und der Kernsicherheitsforschung erhalten und ausbauen‘“ (7).

Mit ihrer Hetze gegen „Ökowahn“ und „Bionarren“ (alles O-Ton!) radikalisiert die Büso Pinkwarts Ideologie noch etwas, denn sie kann ohne ministrable Rücksichtsnahmen agitieren. Der Hammer FDP-Bundestagsabgeordnete Jörg van Essen erreicht allerdings schon jetzt Büso-Niveau, wenn er am 4. 6. 2007 auf der Homepage der FDP-Hamm in mittlerweile bestens bekannter Wortwahl mit „Intelligenter Klimaschutz statt Öko-Hysterie“ für AKWs wirbt.

Seit über 30 Jahren treibt diese obskure Sekte unter verschiedenen Namen nicht nur in dem Ursprungsland USA, sondern auch in der BRD ihr Unwesen. Ihr Führer ist Lyndon LaRouche; seine Frau Helga Zepp-LaRouche ist Vorsitzende zahlreicher Ableger eines Psychonetzwerkes, z. B. des „Schiller-Instituts“. Die Büso pflegen ein endzeitliches Weltbild, nach welchem nur LaRouche den Masterplan kennt, den Untergang zu verhindern. Der Informationsdienst gegen Rechtsextremismus (IDGR) schreibt: „Die Programmatik der LaRouche-Organisationen ist durchdrungen von antisemitisch - verschwörungstheoreti-schem und autoritärem Gedankengut“ (8).

Darüberhinaus sind für die Büso eine krude Mischung aus technikfetischistischen Positionen und Größenwahn kennzeichnend. Das wirtschaftsliberale, stockautoritäre China gilt als Vorbild. Auch hier wird – sicher nicht zufällig – der THTR gebaut und von Büso frenetisch in Dutzenden von Artikeln abgefeiert. In letzter Zeit sind verstärkt Büso-Aktivitäten an Universitäten zu beobachten. Die „Bochumer Studierendenzeitung“ schrieb hierzu: „Vielleicht glauben sie, mit ihrer Verherrlichung der Atomenergie und anderen technischen Lösungen bei StudentInnen und WissenschaftlerInnen der Natur- und Ingenieurwissenschaften Anklang zu finden“ (9). Gerade in Bochum betätigen sich Professoren und andere Lehrende an der Universität als besonders eifrige THTR-Propagandisten (10). Der 4. Bochumer Energietag an der Uni fand 2006 bezeichnenderweise unter dem Motto „Herausforderung Kernenergie im 21. Jahrhundert“ statt.

THTR-Jubel-Artikel aus der Büso-Zeitung „Neue Solidarität“ (z. B. „Schluß mit der Industriesabotage“) werden immer wieder auf rechten Homepageseiten wie „Forum Großdeutsches Vaterland“ gespiegelt. Auch hier befindet sich Pinkwart in unappetitlicher Gesellschaft. Der voreilig gefeierte PBMR-Bau in Südafrika entwickelt sich längst zum Hindernislauf mit unabsehbarem Ende. Die Gemeinschaft der nuklearen Eiferer wird es  dank ihres abgeschotteten Weltbildes garantiert nicht anfechten.

Horst Blume

Anmerkungen:
1. Westfälische Rundschau 26. 6. 2006
2. „Es gibt keine Alternative“ Büso-Homepage
3. Westfälische Rundschau 27. 6. 2006
4. Neue Solidarität (Büso) 21. 2. 2007
5. Die Tageszeitung 9. 9. 2006
6. Neue Solidarität (Büso) 14. 3. 2007. Das PBMR-Projekt ist inzwischen ins Stocken geraten, die hochtrabenden Träume der Nuklearfetischisten sind geplatzt. Siehe unseren Artikel „PBMR kommt 10 Jahre später. Oder 15. Wenn überhaupt“ vom 25. 5. 2007.
7. Büso-Homepage 3. 7. 2006
8. Zitiert nach WDR. „Landtagswahl in NRW 2005“.Die Chancen rechtsextremer Parteien.
9. Bochumer Studierendenzeitung, 9. 5. 2006, Nr. 69
10. THTR-Rundbrief Nr. 103 (Wodopia),

Nr. 109 (Die Gier der Nukleardemokraten...)

Nachruf auf Hartmut Peek-Kruse

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Am 24. Juli 2007 starb Hartmut Peek-Kruse im Alter von 66 Jahren an Nierenkrebs. Hartmut gehörte nicht nur zu den Bürgerinitiativ-Mitgliedern der ersten Stunde, sondern er war viele Jahre unser Vorsitzender, wichtiger Impulsgeber und mutiger Kläger gegen den THTR Hamm-Uentrop. Bis zum Beginn seiner Krankheit im Herbst letzten Jahres nahm er immer wieder an unseren Aktionen gegen Atomkraft teil.

Der Beginn seiner und unserer Aktivitäten führt uns zurück in die Anfangsphase der Bewegung, in der wir uns erstmal orientieren und klären mussten, wie wir arbeiten und uns organisieren wollten. Denn Bürgerinitiativen waren Mitte der 70er Jahre etwas Neues in Hamm. Unter Hartmuts „Amtszeit“ fanden mehrere Bundes- und Landesmitgliederversammlungen des „Bundesverbandes Bürgerinitiativen Umweltschutz“ (BBU) in Hamm statt und führten zu einer stärkeren bundesweiten Beachtung unserer Initiative. Als die fast schon militärisch ausgetragenen Auseinandersetzungen am Bauzaun in Brokdorf und die aufkommende Terrorismushysterie der staatstragenden Parteien eine neue, repressive Zeit und Grundstimmung einläuteten, wurde auch unsere gewaltfrei ausgerichtete Arbeit erschwert. In dieser Zeit schlug Hartmut einmal vor, unsere inzwischen höchstkritisch beäugte  Bürgerinitiative in „Bürgerverein“ umzubenennen, um anderen Menschen den Zugang zu unseren Argumenten zu erleichtern. „Hartmuuut – das ist ja furchtbar“, dachte ich. Als jüngerem Anarchisten standen mir daraufhin erstmal die Haare zu Berge. – Doch das Bestreben, sich gegenüber anderen Menschen so auszudrücken und zu verhalten, dass wir von ihnen verstanden werden konnten, setzte sich auch mit seiner Hilfe in unserer BI durch. Und führte bekanntlich trotz allen provinziellen Widrigkeiten und Beschränktheiten der Hammer Bürger letztendlich doch noch zum Erfolg.

Doch zunächst wurde es erstmal Ernst, weil die Inbetriebnahme des THTR drohte. Wer hatte den Mut, auf juristischem Wege dagegen vorzugehen und würde ein erhebliches finanzielles Risiko auf sich nehmen? Davor haben wir uns (fast) alle gedrückt und Hartmut übernahm diese Aufgabe. Ich selbst glaubte kaum daran, dass der bürgerliche Staat uns Recht geben würde. Aber pragmatisch akzeptierte auch ich, dass die THTR-Prozesse ein wichtiger Baustein in unserem Widerstand-Mix sein könnten. Und wie wichtig sie wurden, zeigte sich schon bald, als ein sechswöchiger, vielbeachteter Baustopp auf diesem Wege durchgesetzt werden konnte, die Berichterstattung über den Pleitereaktor angekurbelt wurde und viele Aktionen in diesem Zusammenhang stattfanden. Die zahlreichen Unzulänglichkeiten und Schlampereien bei Konstruktion und Bau des THTR´s kamen so erst an die Öffentlichkeit. – Hartmut nahm ruhig und gefasst die Arbeit in der Prozessgruppe und das enorme finanzielle Risiko auf sich – fast 15 Jahre lang! Denn selbst als 1989 der THTR stillgelegt wurde, zog sich das juristische Verfahren bis 1995 hin. Wie absurd! Mit finanziellen Nachforderungen in zehntausender Höhe, obwohl die realen Störfälle gezeigt hatten, dass wir mit unseren Bedenken Recht hatten. Erst eine Petition im NRW-Landtag führte zu einem Erlass der Restforderungen an ihn und machte dem unhaltbaren Zustand ein Ende.

Wie wir alle, so wurde auch Hartmut kein Vereinsmeier. Er krempelte die Ärmel auf, als es nach dem großen Störfall 1986 darum ging, mit Treckern die Zufahrten zu blockieren und drei Jahre lang eine direkte Aktion nach der Anderen hinzulegen, solange bis dieses Ding stillgelegt wurde. Die nicht unbedingt supergewaltfreie Losung „Hau weg den Scheiß!“ kam inzwischen mit einem ironischen Lächeln auch über seine Lippen. Es war mehr als verständlich, das er den Druck der Gerichtsverfahren gerne mit einem Schlag losgeworden wäre.

Hartmut war SPD-Mitglied. Immer wieder konfrontierte er seine merkwürdigen „Genossen“ mit ihrem Eintreten für den sozialdemokratischen Staatsreaktor. Denn keine Partei stützte den THTR so sehr wie die SPD. – Ich weiss nicht, wann er ausgetreten ist. Irgendwann hat sich das Thema von selbst erledigt.

Über unser Provinzblatt „Westfälischer Anzeiger“ konnte sich Hartmut – wie so Viele von uns - richtig aufregen. Als das Maß voll war, bestand er darauf, ab sofort (!) keine Zeitung mehr zu bekommen. Sein Kampf gegen die vierteljährliche Kündigungsfrist bei diesem Blatt ist legendär. - Hartmut  hörte Radio. Wenn dort ein sehr interessanter Bericht über AKWs oder über unseren Lieblingsfeind Laurenz Meyer zu hören war, meldete er sich kurz per Telefon und ich wusste als Redakteur des THTR-Rundbiefes Bescheid, was in der akustischen Welt los war.

Auch in Hamm fanden Montagsdemonstrationen gegen die HartzIV-Gesetze statt. Ob sich von den „Ökos“ irgendjemand daran beteiligen würde? Bei einer Kundgebung vor dem grünen Pateibüro protestierte Hartmut in der ersten Reihe mit einem Transparent. – Ich war erleichtert, dass ich nicht als Einziger aus der Anti-Atombewegung dabei war.

Als im März 2006 Ministerin Thoben auf einem Stadtempfang im Kurhaus Werbung für einen neuen Pleitereaktor machen wollte, begrüßte eine Mahnwache mit Atommüllfass die 400 Besucher. „Rot“ und „Grün“ und wir unabhängige BI-Mitglieder demonstrierten wieder zusammen, Hartmut natürlich auch.

Er rief mich im letzten halben Jahr fast nach jedem Erscheinen des THTR-Rundbriefes (manchmal aus dem Krankenhaus heraus) kurz an, gab Ratschläge, lobte oder vergewisserte sich, ob eine genannte Zahl auch wirklich stimmte. Die weltweite Renaissance der Generation IV- Reaktoren beunruhigte ihn. Unseren Widerstand unterstützte er weiterhin. Das jetzt in Südafrika all diejenigen Probleme beim Versuch eines THTR-Neubaus auftreten, die wir schon kannten und in Hamm hinter uns hatten, hat er noch mitbekommen. Ich hätte es ihm gegönnt, dass er es noch erleben könnte, wie sich die Geschichte des Scheiterns des THTR in den nächsten Jahren in Südafrika wiederholt; doch diesmal aus der Ferne, dabei an einer schwarzen Schokolade naschend, gelassener. Es war ihm nicht gegönnt. Die Welt kann sehr ungerecht sein.

Horst Blume

Internationale Urankonferenz am Samstag, den 22. 9. 2007 in Dortmund:

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"Atommüll verhindern, bevor er entsteht!"

Zeit: 10 bis 20 Uhr. Zahlreiche (Kurz-)Vorträge, namhafte ReferentInnen, mehrere Arbeitsgruppen; Vernetzung der Initiativen, Gäste aus Russland, Niederlande, Frankreich und Finnland.

Veranstalter: Bürgerinitiativen aus Münsterland, Ruhrgebiet, Hamm und zahlreiche Andere.

Ort: "Evangelische Bildungsstätte Reinoldinum", Schwanenwall 34 in Dortmund (nähe Bahnhof!)

Weitere Infos demnächst auf unserer Homepage!

Liebe Leserinnen und Leser!

Matthias Eickhoff (Münster) und Horst Blume wurden bei der TAZ für den „Panterpreis – HeldInnen des Alltags“ für ihre Anti-AKW-Arbeit vorgeschlagen. Das ist sehr nett, aber lieber wäre mir, wenn die TAZ ihre NRW-Ausgabe nicht dichtgemacht hätte. Es war die einzige überregionale Tageszeitung, die ausführlich, kontinuierlich und kompetent über unsere Arbeit berichtet hatte. Die Einstellung der NRW-Ausgabe wird sich noch bitter rächen. – In der „anti atom aktuell“ Nr. 180 wurden Artikel über die Generation IV und über die nukleare Rattenlinie abgedruckt. Die renomierte und mit 5.000 Exemplaren auflagenstarke Vierteljahreszeitschrift „Solarzeitalter“ (2/2007) von Eurosolar veröffentlichte den vierseitigen Artikel „Die Renaissance eines Pleitereaktors?“. Unsere Internetpräsenz wird zur Zeit mit vielen zusätzlichen Bildern optimiert. Und: Der THTR-Rundbrief kostet Geld. Wer seit längerer Zeit nicht gespendet hat, sollte dies bitte tun.

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Spendenaufruf

- Der THTR-Rundbrief wird von der 'BI Umweltschutz Hamm e. V.' herausgegeben und finanziert sich aus Spenden.

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- Der THTR-Rundbrief recherchiert und berichtet ausführlich. Damit wir das tun können, sind wir auf Spenden angewiesen. Wir freuen uns über jede Spende!

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Verwendungszweck: THTR Rundbrief
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